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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Pabst, Arthur: Beobachtungen über gewerbliche Erziehung und praktischen Unterricht in den Schulen der Vereinigten Staaten von Nordamerika: Nach einem Vortrage, gehalten im Kunstgewerbeverein zu Leipzig am 31. Januar 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0196

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IN DEN SCHULEN DER VEREINIGTEN STAATEN VON NORDAMERIKA

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ALBIN MÜLLER, MAGDEBURG, RESTAURATIONSZIMMER

auf dem diesjährigen internationalen Kongresse der
Zeichenlehrer in Bern die Aufmerksamkeit von Kennern
erregt haben, sind dadurch ausgezeichnet, daß der
zeichnerische Schmuck sich dem Material in überaus
geschickter Weise anpaßt. Die Holzarbeiten (Uhr-
ständer, Servierbrett, Postkartenständer, Bücherbrett
mögen als Beispiele genannt sein) lassen eine freie,
individuelle Gestaltung der Formen und geschmack-
volle farbige Dekorierung erkennen, die von den
Schülern nach eigenen Entwürfen ausgeführt wird.
Die Mefallarbeiten, die übrigens nur von einzelnen
besonders befähigten Schülern angefertigt werden,
bestehen in der Hauptsache in Anwendungen der
Technik des Treibens in Messing und Kupfer, sowie
in Kleineisenarbeiten. Einen Hauptteil der Arbeiten
bilden auch hier die Flechtereien aus verschiedenem
Material, sogenannte »Basketryarbeiten«. Diese werden
namentlich in den »Ferienschulen« mit großem Eifer
betrieben, und da sie neben gefälligen Formen sehr
geschickte Farbenzusammenstellung zeigen, so können
sie in betreff ihrer Bedeutung für die Bildung künst-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XVI. H. 10.

lerischen Geschmackes wohl ziemlich hoch veran-
schlagt werden. Sie bieten außerdem den Vorteil,
die rechte und die linke Hand gleichzeitig auszu-
bilden und sind geeignet, das Interesse der Schüler
in hohem Maße zu entwickeln. Die Ausstellung in
St. Louis zeigte auch, daß diese Arbeiten ziemlich
gleichmäßig in dem ganzen Gebiete der Union ge-
pflegt werden. Der Zusammenhang derselben mit
der bei der indianischen Urbevölkerung einst hoch-
entwickelten Kunst des Flechtens von Körben, Matten
und dergleichen ist unverkennbar. Diese Kunst, die
als Hausindustrie neben der Töpferei namentlich von
Frauen gepflegt wird, steht heute noch in Blüte und
es ist bekannt, daß sich auch die Poesie damit ver-
bindet. Man sagt, daß die indianischen Frauen ganze
Gedichte und die Geschichte ihres Lebens und ihrer
Liebe in diese Matten in farbigen Mustern einweben.
In Kalifornien besteht eine besondere Schule für diese
Kunstfertigkeit1), aber auch in den Schulen der öst-

1) Man vergleiche: Indian Basket Weaving by the
Navajo School 0? Indian Basketry. Los Angeles.

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