Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

DOI article:
Swarzenski, Georg: Die Ausstellung künstlerischer Innenräume der Firma A. S. Ball in Berlin
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0219

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
212 DIE AUSSTELLUNG KÜNSTLERISCHER INNENRÄUME DER FIRMA A. S. BALL IN BERLIN

RUD. UND FIA WILLE, BERLIN, SCHLAFZIMMER

Ausführung der Kaminnische lag in den Händen der
Firma Rosenfeld & Co. Beachtenswert sind einige
Emailmalereien von Oskar Schulz, einem Schüler
Bastaniers, die in diesem Räume als Wand- und
Etagerenschmuck ausgestellt sind.

Es ist sehr erfreulich, daß eine Persönlichkeit von
dem Range Grenanders durch seine Wirksamkeit als
Lehrer an der Schule des Kgl. Kunstgewerbemuseums
in Berlin in der Lage ist, eine befruchtende Lehr-
tätigkeit auszuüben. Und da die Anstalt selbst regel-
mäßige Schülerausstellungen (wie es z. B. in London
der Fall ist) nicht veranstaltet, ist es von besonderem
Interesse, in dieser Ausstellung auch die Arbeiten
einiger jüngerer Kräfte, die aus der Schule Grenan-
ders hervorgingen, kennen zu lernen. Es sind da
zunächst in einem großen hallenartigen Raum eine
Reihe Möbel zu sehen, unter anderen ein Bücher-
schrank von A. Fehse, ein Wandschrank von Marie
Philipp, eine »Garnitur« von H. Brandt und ein be-
sonders gelungener Schreibtisch mit Sessel von
Schneckenberg. Zu einem voll befriedigenden Ge-
samteindruck ist es in diesem sogenannten Schüler-
zimmer freilich nicht gekommen; die einzelnen Stücke
oder Ensembles wirken zu sehr für sich, zu »ge-

stellt« , und nicht in dem notwendigen organischen
Verhältnis zueinander und zum Gesamtraum. Da-
gegen machen die einzelnen Stücke sowohl ihren
Verfertigern, wie ihrem Lehrer alle Ehre. Es sind
durchweg talentvolle Arbeiten, — allerdings ganz ab-
hängig von Grenander; aber man sieht, daß diese
jungen Künstler verstehen, worauf es bei solchen
Aufgaben ankommt. Dies gilt auch für einen anderen
hier beteiligten Schüler Grenanders, Arthur Schmidt,
der einen ganzen geschlossenen Innenraum zu zeigen
hat. Ein kleiner Damensalon mit einem Klavier.
Auch hier in Form, Dekoration und Materialrechnung
ein engster Anschluß an Grenander, aber ein ausge-
sprochener künstlerischer Takt und sicheres Können
und Verstehen. Das Material ist Rüstern- und Nuß-
baumholz mit zierlichen ziegelroten und gelben Ein-
lagen, nicht frech, aber pikant und keck.

Von Berliner Arbeiten bietet die Ausstellung noch
ein Schlafzimmer von Rudolf und Fia Wille. Hell-
gelbes, stark gemasertes Eschenholz mit schwarzen
und Perlmuttereinlagen. Erfindung und Durchführung
bewegen sich auf den Bahnen eines kultivierten
modernen Geschmackes, — durchaus nicht schöpferisch,
aber auch nicht banal.
 
Annotationen