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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

DOI Artikel:
Zimmermann, Ernst: Porzellanstil
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0233

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226

PORZELLANSTIL



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W. SCHMARJE, MODELLE VON ELEKTRISCHEN SCHIFFS-
BELEUCHTUNGSKÖRPERN FÜR PORZELLANAUSFUHRUNO

Stoffen, vor allem wenn man sie mit dem Steinzeug-
ton vergleicht. Die Einwirkung der Schwerkraft
macht sich bei ihr bedeutend stärker bemerkbar. Dies
ist die erste Einschränkung im plastischen Bilden,
die allzu große Kühnheit und Waghalsigkeit ver-
bietet. Sie führt von vornherein dazu, dem Porzellan
eine verhältnismäßig einfache Grundform zu geben,
die in der Regel eine runde sein wird, da das Auf-
drehen als maschinelle und daher leichteste Technik
immer das Hauptmittel zur plastischen Gestaltung
bleiben wird. Größere Aus- und Einbuchtungen sind
daher nur dort gestattet, wo keine zu große Massen
mit ihrem vollen Gewichte darüber lastet. Dagegen
wird die Standfläche, auf der das ganze Gefäß ruhen
soll, möglichst breit zu gestalten sein. Diese Forde-
rung entspricht auch der des Gefäßes im fertigen
Zustande, durch eine möglichst sichere Standfläche
vor dem Umwerfen und damit vor dem Zerbrechen,
der schlimmsten Gefahr für alle Keramik, geschützt
zu werden.

Es kommt als weiteres Hemmnis freier, unbe-
hinderter plastisch-stofflicher Bearbeitung
des Porzellans jener kräftig in sein inneres
Gefüge eingreifende Naturprozeß hinzu,
durch den das bisher reizlose Material
erst zu einem edlen, die vergängliche
Arbeit des Menschen erst zu einer dauern-
den wird. Kein Hemmnis ist bekanntlich
für den im Porzellan Arbeitenden so
heimtückisch und so gefährlich als der
Brand im Brennofen. Es kann nur ge-
mildert werden durch eine ganze Fülle
von Erfahrungen, die man in der Keramik,
da man wegen des Brennprozesses immer
nur in größeren Etappen seine Versuche
wiederholen kann, nur recht langsam er-
wirbt. Keins jedoch ist bei der ganzen
Arbeit weniger außer acht zu lassen, da

kein anderes sich, wenn vernachlässigt,
so grimmig zu rächen versteht und
einen Prozeß, der Dauer verleihen soll,
so sehr zu dem entgegengesetzten Ende
führt: eine kleine Nachlässigkeit kann
hier auf einen Schlag eine große Arbeit
von vielen Tagen vernichten. Der Brand
ist daher in der Keramik bei der for-
malen Gestaltung nicht bloß das haupt-
sächliche technische Hemmnis, er ist
das erste Ziel, auf das hingearbeitet,
auf das alles im voraus berechnet wird.
Er ist zugleich auch die Hauptschwierig-
keit aller keramischen Technik, ganz be-
sonders aber beim Porzellan, da die hier
erforderten, ganz ungewöhnlichen Hitze-
grade nur zu leicht seine wohltätig sein
sollende Macht in eine wahrhaft höl-
lisch wirkende zu verwandeln vermag.
Die Rücksichtnahme auf das Brennen ist
daher bei Darstellungen der Porzellan-
kunst bisher auch am häufigsten be-
sprochen worden.
Die Hauptschädigung des Brandes liegt beim
Porzellan im Erweichen und Schwindenlassen der
Masse. Er schmilzt zunächst den Feldspat, den
glasartigen Bestandteil ihrer Mischung, um ihn
den feuerbeständigen Kaolin umfließen zu lassen
und dadurch jenes kristallinische Gebilde zu er-
zeugen, das wir Porzellan nennen. Zugleich aber
trocknet er die Porzellanmasse, wie jeden anderen
keramischen Stoff, aus: sie zieht sich zusammen, in-
dem sie fester, kompakter wird, sie »schwindet«.
Beides aber bedeutet nach dem Abschluß der Men-
schenarbeit noch eine innere Bewegung wider den
Willen des Menschen, und ohne die Möglichkeit, mag
man auch noch so viele Erfahrung besitzen, dieselbe
völlig zu beherrschen. Erstere Einwirkung des
Feuers, das heißt das Erweichen der Masse, hat zu-
nächst eine Verminderung der früheren Plastizität, der
Konsistenz des Tons zur Folge, dadurch eine Ver-
mehrung der Einwirkung der Schwerkraft. Was hier-
durch erfolgt, bedeutet nur eine Verstärkung der
Eigenschaft der noch nicht gebrannten Porzellanmasse,

W. SCHMARJE, MODELLE VON ELEKTRISCHEN SCHIFFS-
BELEUCHTUNOSKORPERN FÜR PORZELLANAUSFUHRUNQ
 
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