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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

DOI article:
Zimmermann, Ernst: Porzellanstil
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0235

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228

PORZELLANSTIL

mag hierbei nur ein Instrument zu erzielen, Gerad-
flächigkeit ist kaum erreichbar. Sie vermöchte viel-
leicht nur durch Abformung zu gewinnen sein. Doch
die Formung, das heißt das Gestalten mittelst Formen,
Modeln, hat im Porzellan besseres zu tun, als un-
dankbare Formengebungen zu erstreben. Sie ist über-
haupt in der Keramik, da ihre zeit- und geldersparende
Mechanik zu durchaus brauchbaren künstlerischen Re-
sultaten führen kann, die plastische Ornamentengeberin
par excellence, neben der alle anderen plastisch-

arbeit weich, unbestimmt, schließlich wenn in dieser
Beziehung zu weit gehend, flau aus. Es fehlt ihr
die Schärfe subtiler Durchführung, oft auch die Schärfe
der Loslösung des Reliefs vom Grunde. Das ist für
viele Stoffe, bei denen mechanische Formung ange-
wandt wird, ein ebenso unliebsamer Übelstand wie
für das Porzellan, eine willkommene Unterstützung
seines sonstigen Grundcharakters, durch die seine aus
den schon erwähnten Ursachen hervorgehende formale
Weichheit und Unbestimmtheit nur verstärkt wird.

GROSSE BERLINER
KUNST-
AUSSTELLUNG,

TÜR IM
VORRAUM VON

PROFESSOR
A. GRENANDER,

RELIEF UND

MODELL DER

BRONZETÜR VON

W. SCHMARJE,

TÜR GETRIEBEN

VON S. A. LOEVY,

BERLIN

keramischen Hilfsmittel stark zurücktreten. Sie ver-
mag diesen Schmuck dem auf der Scheibe aufge-
drehten Porzellan nachträglich hinzuzufügen, sie ver-
mag ihn mit dem Gefäß zugleich zu gestalten. Auf
alle Fälle aber hat das Porzellan das Glück, auch in
dieser Formung ein Kunstmittel zu besitzen, das
seinen durch seine anderen Gestaltungsmittel be-
dingten Grundcharakter nur verstärkt, ja bei richtiger
Handhabung sogar verstärken muß. In jedem Ma-
terial fällt Formung gegenüber unmittelbarer Hand-

Sie trägt damit wiederum zur Einheitlichkeit des
Stils bei.

Freilich, diese Formung liefert dank der endgül-
tigen Vollendung des Porzellanerzeugnisses erst durch
den Brand die Möglichkeit noch einer plastischen Be-
lebung und Bereicherung, die mit jener eben ge-
schilderten zunächst in vollem Widerspruch zu stehen
scheint: an den in seiner Grundform bereits fest-
gestellten Gegenstände noch vor dem Brande plastische
Zutaten anzusetzen, die zunächst sich diesem völlig
 
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