KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
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Leistungen auf dem Gebiete der Innendekoration in aus-
geführten Arbeiten zeigen. Wenn man die verschiedenen
Abteilungen durchwandert, sieht man, daß seit drei Jahren
bemerkenswerte Fortschritte gemacht wurden — das kann
man auch besonders von den Handarbeiten der Frauen,
die auf dem oberen Chor eine Sonderausstellung veran-
staltet haben, sagen — und daß es hier kunstgewerbliche
Betriebe gibt, von deren Vorhandensein man bisher in
weiteren Kreisen kaum etwas gewußt hat.
So ist der Gesamteindruck überaus günstig, es finden
sich freilich auch Dinge, die bei einer scharfen Kritik
weniger gut wegkommen, das Schöne und Gediegene über-
wiegt aber so sehr, daß man sich über das Ganze auf-
richtig freuen kann.
Wenn in Lübeck auf dem Gebiete des Kunstgewerbes
so fortgearbeitet wird, wie in den letzten Jahren, dann
geht der Wunsch des Vorsitzenden in seiner Rede bei der
Eröffnungsfeier vielleicht in absehbarer Zeit in Erfüllung,
und Lübeck wird, wie einst in den Tagen seines Glanzes
im Mittelalter, eine Hauptstadt des norddeutschen Kunst-
gewerbes werden. l. d.
WETTBEWERBE
Die Allsstellungskommission für die im nächsten Jahre
in der Philharmonie zu Berlin stattfindenden Ausstellung
für Wohnungskunst erläßt ein Preisausschreiben für ein
Plakat, dessen Form und Größe den Bewerbern überlassen
bleibt. Es wird jedoch Wert darauf gelegt, daß der Ent-
wurf in vier bis fünf Farben hergestellt wird. Drei Preise
von 150, 100 und 75 M. sind ausgesetzt. Die Entwürfe
sind, mit Motto versehen, an den Geschäftsleiter J. Feder,
Berlin NW. 23, Lessingstraße 6 einzusenden.
Der Odenwald-Klub erläßt ein Preisausschreiben,
um Entwürfe zu einem Aussichtsturm, der auf der Neun-
kircher Höhe im Odenwald zur Erinnerung an Kaiser
Wilhelm I. erbaut werden soll, zu erhalten. Die Bau-
kosten sind auf 25000 Mark veranschlagt, Termin: 1. No-
vember; Preise von 500, 300 und 200 Mark. Alles Nähere
teilt der Schriftführer der Sektion Darmstadt, Finanzaspirant
Schneider, Wienerstraße 91, mit.
Für die im nächsten Jahre in Dortmund stattfindende
Malerfachausstellung ist ein Preisausschreiben für ein Aus-
stellungsplakat erlassen, für das Preise von 150, 50 und
30 Mark ausgesetzt sind. Das Verhältnis dieser Preise zu
einander entspricht nicht den vom Verband deutscher
Kunstvereine festgelegten Grundsätzen für das Verfahren
bei öffentlichen kunstgewerblichen Ausschreibungen, die
bestimmen, daß der niedrigste Preis mindestens die Höhe
des Honorars erreichen muß, das einem anerkannten
Künstler bei direktem Auftrag zugestanden wird. Das
richtige Verhältnis dieser Preise wäre somit 150, 100 und
75 Mark.
Für den Bau eines Friedenspalastes im Haag, für
den im ganzen 1600000 Gulden zur Verfügung stehen,
sind nunmehr die Bedingungen für den interationalen Wett-
bewerb veröffentlicht. Die Pläne müssen vor dem 1. März
1906 eingereicht sein und werden während eines Monats
im Haag ausgestellt. Vier Preise von 12000, 9000, 7000
und 3000 Gulden sind ausgesetzt. Nähere Auskunft erteilt
Regierungsbaumeister M. Knüttel,, Haag, 16 Fluweele
Burgwal.
Für das Wandgemälde in der Aula des neuen Real-
gymnasiums in Hamburg soll für die in Hamburg-Altona
und Umkreis wohnenden Künstler ein Wettbewerb aus-
geschrieben werden. Die Prämiierung der besten Arbeit
besteht in der mit 7000 Mark honorierten Ausführung.
Sollte kein Entwurf vorhanden sein, dem die Jurymitglieder
die Ausführung zugestehen, so soll die beste der einge-
sandten Arbeiten einen Preis von 500 Mark erhalten.
Endtermin der Einsendung, die an den Kunstverein in
Hamburg, Neuer Wall 14, zu erfolgen hat, ist der 1. No-
vember.
Für die Ausgestaltung des Ulmer Münsterplatzes
ist ein Preisausschreiben an alle deutschen Architekten
zum 1. Januar 1906 erlassen worden. Es werden die Ein-
zeichnung aller gärtnerischen und architektonischen Vor-
schläge in den Lageplan eine perspektivische Ansicht und
ein Erläuterungsbericht verlangt. Drei Preise von 2000,
1500 und 1000 Mark sind festgesetzt, außerdem weitere
Ankäufe von je 500 Mark in Aussicht genommen.
In Wiesbaden hat der Magistrat ein Preisausschreiben
bezüglich einer Umgestaltung der städtischen Kuranlagen
erlassen mit Preisen von 1200, 1000 und 750 Mark, ferner
können Entwürfe für 300 Mark angekauft werden. Nähere
Auskunft erteilt der Magistrat.
Der Stadtmagistrat in Nürnberg hat ein Preisaus-
schreiben zur Gewinnung von Planskizzen für den Bau
des Luitpoldhauses, für das 320000 Mark zur Verfügung
stehen, erlassen. Jedoch ist der Wettbewerb nur auf in
Bayern lebende Architekten beschränkt. Es sind drei
Preise von 1500, 1000 und 500 Mark ausgesetzt.
PERSONALIEN
Direktor Romberg hat sein Amt als Leiter der Kunst-
gewerbe- und Handwerkerschule in Köln niedergelegt.
Für Neubesetzung dieser Stelle zum 1. Januar oder 1. April
ist eine Bewerbung ausgeschrieben.
Für Ignatius Taschner, der nach Berlin übersiedelt,
wurde als Nachfolger an die Breslauer Kunstschule der
Münchener Bildhauer Theodor von Gosen berufen.
Der Glasmaler Karl Uhle aus München hat einen
Ruf an die großherzogliche Kunstgewerbeschule in Karls-
ruhe erhalten und wird demselben Folge leisten, um die
neueingerichtete Fachklasse für Glasmalerei und verwandte
Gewerbe zu übernehmen.
Der Architekt Peter Birkenholz in München wurde
vom Großherzog von Hessen nach Darmstadt gerufen.
NEKROLOGE
In Breslau verstarb am 14. September im Alter von
53 Jahren der Bildhauer Professor Christian Behrens,
Inhaber des Meisterateliers für Bildhauerei im Breslauer
Museum und der Schöpfer des Kaiser-Wilhelm-Denkmals
und zahlreicher anderer Werke, von denen Dresden einen
Teil besitzt, wo Behrens früher eine Zeitlang gewirkt hat.
Das Pariser Kunstgewerbe hat durch den Tod zweier
bekannter Persönlichkeiten einen sehr empfindlichen Verlust
erlitten. Im Alter von 67 Jahren starb der Kunsthändler
S. Bing, dessen Name mit dem Aufblühen des modernen
Kunstgewerbes in Frankreich eng verknüpft ist. Nachdem
durch ihn vornehmlich die japanische Kunst, deren be-
geisterter Vorkämpfer er gewesen, in Europa festen Fuß
gefaßt hatte, errichtete er der sogenannten »Art nouveau«
ein stattliches Haus, an dessen Ausstattung die ersten
Künstler Frankreichs mitarbeiteten. Der Erfolg des Unter-
nehmens blieb aus und Bing kehrte zu seiner alten japa-
nischen Kunst zurück.
Frankreichs bedeutendster Medailleur und Plaketten-
Künstler Alphee Dubois ist im Alter von 74 Jahren ge-
storben. Er darf der Vater der modernen französischen
Plakette genannt werden, die durch ihn ihre Befreiung
aus den rein handwerksmäßigen Banden erfuhr.
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Leistungen auf dem Gebiete der Innendekoration in aus-
geführten Arbeiten zeigen. Wenn man die verschiedenen
Abteilungen durchwandert, sieht man, daß seit drei Jahren
bemerkenswerte Fortschritte gemacht wurden — das kann
man auch besonders von den Handarbeiten der Frauen,
die auf dem oberen Chor eine Sonderausstellung veran-
staltet haben, sagen — und daß es hier kunstgewerbliche
Betriebe gibt, von deren Vorhandensein man bisher in
weiteren Kreisen kaum etwas gewußt hat.
So ist der Gesamteindruck überaus günstig, es finden
sich freilich auch Dinge, die bei einer scharfen Kritik
weniger gut wegkommen, das Schöne und Gediegene über-
wiegt aber so sehr, daß man sich über das Ganze auf-
richtig freuen kann.
Wenn in Lübeck auf dem Gebiete des Kunstgewerbes
so fortgearbeitet wird, wie in den letzten Jahren, dann
geht der Wunsch des Vorsitzenden in seiner Rede bei der
Eröffnungsfeier vielleicht in absehbarer Zeit in Erfüllung,
und Lübeck wird, wie einst in den Tagen seines Glanzes
im Mittelalter, eine Hauptstadt des norddeutschen Kunst-
gewerbes werden. l. d.
WETTBEWERBE
Die Allsstellungskommission für die im nächsten Jahre
in der Philharmonie zu Berlin stattfindenden Ausstellung
für Wohnungskunst erläßt ein Preisausschreiben für ein
Plakat, dessen Form und Größe den Bewerbern überlassen
bleibt. Es wird jedoch Wert darauf gelegt, daß der Ent-
wurf in vier bis fünf Farben hergestellt wird. Drei Preise
von 150, 100 und 75 M. sind ausgesetzt. Die Entwürfe
sind, mit Motto versehen, an den Geschäftsleiter J. Feder,
Berlin NW. 23, Lessingstraße 6 einzusenden.
Der Odenwald-Klub erläßt ein Preisausschreiben,
um Entwürfe zu einem Aussichtsturm, der auf der Neun-
kircher Höhe im Odenwald zur Erinnerung an Kaiser
Wilhelm I. erbaut werden soll, zu erhalten. Die Bau-
kosten sind auf 25000 Mark veranschlagt, Termin: 1. No-
vember; Preise von 500, 300 und 200 Mark. Alles Nähere
teilt der Schriftführer der Sektion Darmstadt, Finanzaspirant
Schneider, Wienerstraße 91, mit.
Für die im nächsten Jahre in Dortmund stattfindende
Malerfachausstellung ist ein Preisausschreiben für ein Aus-
stellungsplakat erlassen, für das Preise von 150, 50 und
30 Mark ausgesetzt sind. Das Verhältnis dieser Preise zu
einander entspricht nicht den vom Verband deutscher
Kunstvereine festgelegten Grundsätzen für das Verfahren
bei öffentlichen kunstgewerblichen Ausschreibungen, die
bestimmen, daß der niedrigste Preis mindestens die Höhe
des Honorars erreichen muß, das einem anerkannten
Künstler bei direktem Auftrag zugestanden wird. Das
richtige Verhältnis dieser Preise wäre somit 150, 100 und
75 Mark.
Für den Bau eines Friedenspalastes im Haag, für
den im ganzen 1600000 Gulden zur Verfügung stehen,
sind nunmehr die Bedingungen für den interationalen Wett-
bewerb veröffentlicht. Die Pläne müssen vor dem 1. März
1906 eingereicht sein und werden während eines Monats
im Haag ausgestellt. Vier Preise von 12000, 9000, 7000
und 3000 Gulden sind ausgesetzt. Nähere Auskunft erteilt
Regierungsbaumeister M. Knüttel,, Haag, 16 Fluweele
Burgwal.
Für das Wandgemälde in der Aula des neuen Real-
gymnasiums in Hamburg soll für die in Hamburg-Altona
und Umkreis wohnenden Künstler ein Wettbewerb aus-
geschrieben werden. Die Prämiierung der besten Arbeit
besteht in der mit 7000 Mark honorierten Ausführung.
Sollte kein Entwurf vorhanden sein, dem die Jurymitglieder
die Ausführung zugestehen, so soll die beste der einge-
sandten Arbeiten einen Preis von 500 Mark erhalten.
Endtermin der Einsendung, die an den Kunstverein in
Hamburg, Neuer Wall 14, zu erfolgen hat, ist der 1. No-
vember.
Für die Ausgestaltung des Ulmer Münsterplatzes
ist ein Preisausschreiben an alle deutschen Architekten
zum 1. Januar 1906 erlassen worden. Es werden die Ein-
zeichnung aller gärtnerischen und architektonischen Vor-
schläge in den Lageplan eine perspektivische Ansicht und
ein Erläuterungsbericht verlangt. Drei Preise von 2000,
1500 und 1000 Mark sind festgesetzt, außerdem weitere
Ankäufe von je 500 Mark in Aussicht genommen.
In Wiesbaden hat der Magistrat ein Preisausschreiben
bezüglich einer Umgestaltung der städtischen Kuranlagen
erlassen mit Preisen von 1200, 1000 und 750 Mark, ferner
können Entwürfe für 300 Mark angekauft werden. Nähere
Auskunft erteilt der Magistrat.
Der Stadtmagistrat in Nürnberg hat ein Preisaus-
schreiben zur Gewinnung von Planskizzen für den Bau
des Luitpoldhauses, für das 320000 Mark zur Verfügung
stehen, erlassen. Jedoch ist der Wettbewerb nur auf in
Bayern lebende Architekten beschränkt. Es sind drei
Preise von 1500, 1000 und 500 Mark ausgesetzt.
PERSONALIEN
Direktor Romberg hat sein Amt als Leiter der Kunst-
gewerbe- und Handwerkerschule in Köln niedergelegt.
Für Neubesetzung dieser Stelle zum 1. Januar oder 1. April
ist eine Bewerbung ausgeschrieben.
Für Ignatius Taschner, der nach Berlin übersiedelt,
wurde als Nachfolger an die Breslauer Kunstschule der
Münchener Bildhauer Theodor von Gosen berufen.
Der Glasmaler Karl Uhle aus München hat einen
Ruf an die großherzogliche Kunstgewerbeschule in Karls-
ruhe erhalten und wird demselben Folge leisten, um die
neueingerichtete Fachklasse für Glasmalerei und verwandte
Gewerbe zu übernehmen.
Der Architekt Peter Birkenholz in München wurde
vom Großherzog von Hessen nach Darmstadt gerufen.
NEKROLOGE
In Breslau verstarb am 14. September im Alter von
53 Jahren der Bildhauer Professor Christian Behrens,
Inhaber des Meisterateliers für Bildhauerei im Breslauer
Museum und der Schöpfer des Kaiser-Wilhelm-Denkmals
und zahlreicher anderer Werke, von denen Dresden einen
Teil besitzt, wo Behrens früher eine Zeitlang gewirkt hat.
Das Pariser Kunstgewerbe hat durch den Tod zweier
bekannter Persönlichkeiten einen sehr empfindlichen Verlust
erlitten. Im Alter von 67 Jahren starb der Kunsthändler
S. Bing, dessen Name mit dem Aufblühen des modernen
Kunstgewerbes in Frankreich eng verknüpft ist. Nachdem
durch ihn vornehmlich die japanische Kunst, deren be-
geisterter Vorkämpfer er gewesen, in Europa festen Fuß
gefaßt hatte, errichtete er der sogenannten »Art nouveau«
ein stattliches Haus, an dessen Ausstattung die ersten
Künstler Frankreichs mitarbeiteten. Der Erfolg des Unter-
nehmens blieb aus und Bing kehrte zu seiner alten japa-
nischen Kunst zurück.
Frankreichs bedeutendster Medailleur und Plaketten-
Künstler Alphee Dubois ist im Alter von 74 Jahren ge-
storben. Er darf der Vater der modernen französischen
Plakette genannt werden, die durch ihn ihre Befreiung
aus den rein handwerksmäßigen Banden erfuhr.