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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 12.1915

DOI issue:
Nr. 11 (11. Dezember 1914)
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https://doi.org/10.11588/diglit.54674#0051
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DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 11. 11. Dezember 1914

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
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leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
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AUSSTELLUNGEN

Krefeld. Eine im Hinblick auf den Krieg interessante
Ausstellung veranstaltet der Maler und Graphiker Reinold
Gruszka im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum. Im Besitz
einer vorzüglichen Feder- und Aquarelltechnik verschafft
uns Gruszka einen Einblick in die Gefangenenlager an der
Senne bei Paderborn und in Friedrichsfeld bei Wesel, in-
dem er unter den Vertretern der vielfarbigen Menschen-
schau die charaktervollsten Typen auswählt und virtuos
skizzierte Gruppen und Einzeldarstellungen aufs Papier bringt.
Daneben zeigt der Keramiker Paul Dreßler, der vor
kurzem in der Nähe von Krefeld die Töpferei Grotenburg
begründet hat, die ersten Ergebnisse seines jungen, aber
zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Betriebes,
einfarbige Gefäße, die den Einfluß persischer Keramik
nicht verleugnen und große dekorierte Schüsseln im Stile
und in der Technik der alten niederrheinischen Schüsseln,
gelegentlich auch mit Darstellungen, die dem Kriege ent-
nommen sind. b.
Köln. Die Vereinigung Kölner Künstler hat ihre
Winterausstellung, die sonst alljährlich im Dezember statt-
fand, bereits im November in den Räumen des Kunst-
vereins eröffnet. Die kriegerischen Zeitereignisse spiegeln
sich namentlich in den Patrouillenritten, Ulanenangriffen
und Straßenkämpfen wider, die Wilhelm Schreuer in
seiner bekannten bravourmäßigen Tuschtechnik vorträgt,
und in den scharf charakterisierten Soldaten und Land-
wehrmännern von Robert Seuffert. Nach den Kampfplätzen
Frankreichs und Belgiens führen uns die Städtebilder von
Fritz Westendorf, an den Niederrhein die Landschaften von
Ernst Hardt, weitere Landschaften zeigen F. Greferath,
Erich von Perfall, Felix Bürgers, E. Isselmann, F. M.
Jansen und H. May, während die Kölner Bildniskunst durch
elegante Porträts von Fritz Reusing und Richard Vogts
vertreten ist. b.
Deutsche Erzeugnisse unter fremder Flagge. Die
geplante Ausstellung deutscher Erzeugnisse, die bisher
unter fremder Flagge in die Welt gegangen sind, ist in
einer Versammlung in Leipzig am 7. November unter Vor-
sitz von Direktor Prof. Groß weiter vorbereitet worden.
Geh. Regierungsrat Dr. Stadler erklärte die lebhafte Teil-
nahme der sächsischen Regierung, Stadtrat Lampe sagte
jede mögliche Unterstützung der Stadt Leipzig zu, die na-
mentlich geeignete Räume für die Ausstellung zur Ver-
fügung stellen will. Vertreter der vogtländischen Industrie,
der Parfümeriefabrikanten, des Verbandes deutscher Hand-
lungsgehilfen, des Vereins für deutsche Frauenkleidung
und Frauenkultur, des Käuferbundes u. a. erklären sich
mit dem Plane durchaus einverstanden. Geh. Kommerzien-
rat Collenbusch erklärt, es müsse endlich einmal und mög-
lichst bald dem Spuk ein Ende gemacht werden, daß
deutsche Waren als ausländische Erzeugnisse an die Käufer
herangebracht werden. Frau Schmidt (Verein für deutsche
Frauenkleidung) empfahl die Vorführung von Beispielen
und Gegenbeispielen. Syndikus Dr. Wendlandt betont,
die Ausstellung solle dazu dienen, den Verkauf deutscher
Erzeugnisse unter fremder Flagge zu bekämpfen, nicht

aber dazu, überhaupt die Einführung ausländischer Erzeug-
nisse im allgemeinen zu befehden. Jenes ist, wie Geh.
Kommerzienrat Collenbusch darlegte, unlauterer Wettbe-
werb, nicht zu beanstanden aber ist die Einführung aus-
ländischer Erzeugnisse unter ehrlicher Darlegung dieser
Tatsache. Nicht um eine allgemeine deutsche Industrie-
ausstellung soll es sich handeln, aber um eine Einbeziehung
solcher Erzeugnisse, die in Deutschland ebensogut herge-
stellt werden können, wie im Auslande.
Mit allen gegen eine Stimme wird schließlich be-
schlossen, daß lediglich eine Ausstellung deutscher Erzeug-
nisse unter fremder Flagge ins Auge gefaßt werden soll.
Die Fragen, ob die Ausstellung als Wanderausstellung
ausgestaltet oder nicht, und ob sie während oder außer-
halb der Leipziger Messe in Leipzig veranstaltet werden
soll, wird dem Ausschuß für die Ausstellung übertragen.
Der Ausschuß soll aus elf Mitgliedern bestehen. Es sollen
dazu ernannt werden drei von der Sächsischen Landes-
stelle für Kunstgewerbe, je zwei von den sächsischen
Handelskammern und von der Stadt Leipzig, je eins von
den sächsischen Gewerbekammern, vom Verband sächsischer
Industrieller, vom Werkbund und vom Deutschen Käufer-
bund Ortsgruppe Leipzig. Für jedes Mitglied soll ein
Stellvertreter ernannt werden; erster Vorsitzender ist der
Direktor der Kgl. Kunstgewerbeschule zu Dresden Prof.
Dr. Karl Groß,zweiter Vorsitzender der Direktor des Leip-
ziger Grassi-Museums Prof. Dr. Graul, die sicherlich von
der Sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe in den Aus-
schuß gewählt werden. Der Sitz des Arbeitsausschusses
wird Dresden sein. Der Ausschuß hat das Recht der Zuwahl.

In Isenheim im Oberelsaß starb kürzlich Georges
Spetz, einer der bedeutendsten elsässischen Sammler
älterer Kunst. Seine Sammlung, über deren künftiges
Schicksal noch nichts Bestimmtes verlautet, enthält zahl-
reiche gute und einige ausgezeichnete Stücke, besonders
Holzskulpturen des 14. und 15. Jahrhunderts, Buchsbaum-
schnitzereien, Tapisserien und einige bemerkenswerte
kleinere Objekte der Frührenaissance. Mehrere Stücke
stammen aus dem bekannten ehemaligen Antoniterkloster
zu Isenheim, unter dessen Kunstschätzen sich auch das
berühmte Altarwerk von Matthias Grünewald (jetzt im
Unterlindenmuseum in Kolmar) befand. Auch unter den
Fayencen sind einige bedeutende Stücke, speziell Nieder-
weiler und Straßburg. Spetz war nicht nur ein erfolgreicher
Sammler, er war auch selbst künstlerisch veranlagt. Als
Maler arbeitete er mit Fritz von Niederhäusern in Mül-
hausen und in Rom und hat im Pariser Salon ausgestellt;
als Musiker hat er mehrere Liederkompositionen ge-
schaffen, ferner auch ein größeres Werk »Der Arme und
die Sphinx« (Le pauvre et le Sphinx), das in Paris erfolg-
reich aufgeführt wurde. /<.
Über Wohltätigkeit und Kunstlotterien äußert
sich in einem längeren Aufsatze in der »Werkstatt der
Kunst« in einer auch den Kunsthandel interessierenden
Weise der bekannte Berliner Maler Professor Rudolf
Schulte im Hofe: In unserer schweren großen Zeit, in der
 
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