DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 38. 18. Juni 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
Juni
Berlin. *Max Perl. Kupferstichsammlung des
17.—19. Jahrh.
Juni
München. *Gal. Helbing. Ölgemälde mo-
derner Meister.
19.
30.
Ende
Aachen. Ant. Creutzer. Smlg. A. van Ophoven-
Düsseldorf u.Nachl. James Cockerill-Aachen:
Gemälde, Aquarelle, Kupferst., Antiquitäten.
Juli
Köln. K- A. Stanff <& Co. Kupferstiche.
5.-8.
München. Am 30. Juni 1915 gelangt in der Galerie
Helbing eine kleine Kollektion von Ölgemälden, Studien,
Pastellen, Zeichnungen zur Versteigerung, die aus dem
Nachlasse eines Münchner Künstlers stammt, u. a. eine Ge-
birgslandschaft größeren Formats von C. Spitzweg, wohl
eine direkte Studie nach der Natur, die uns vielfach an das
»Nebelmeer« Nr. 76 desUhde-Bernayschen Spitzweg-Werkes
erinnert. In diese Zeit fällt auch die Entstehung zweier
Studien von C. Rottmann. Aus der späteren Zeit wären
noch zu nennen: R. Beyschlag, Carl Bios, O. Bromberger,
Graf Bülow von Dennewitz, A. Egersdörfer, R. Epp, H. Fro-
benius, W. Geffken, K. Heilmayer, A. Hölzl, Frank Kirch-
bach, M. Kuschel, F. Leeke, Cäsar Metz, A. Münzer, Rene
Reinecke u. a. m.
Auf dem Londoner Kunstmarkt ist es verhältnismäßig
ruhig. Auktionen von Bedeutung werden nicht abgehalten.
Man kann die Versteigerung, die kürzlich bei Christie zum
Besten des Roten Kreuzes stattgefunden hatte, nicht nach
dem üblichen Maßstabe bewerten. Es sind Preise bezahlt
worden, die in keinem Verhältnis zu dem wirklichen Wert
der Gegenstände, die versteigert wurden, stehen, sondern
der Freigebigkeit der betreffenden Käufer entspringen. Das
größte Interesse wurde dem Stück entgegengebracht, das
der englische König gestiftet hatte, einem Gewehr deutschen
Ursprungs aus dem 17. Jahrhundert, das mit 7500 Mark
bezahlt wurde. Die gleiche Summe zahlte man für drei
Sevres-Porzellan-Vasen. Die lebensgroße Büste Whistlers
von Sir Edgar Boehm, gestiftet von der Prinzessin Luise,
brachte 1575 Mark. Das Gesamteinkommen dieser Wohl-
tätigkeitsversteigerung wird auf eine Million Mark geschätzt.
Eine eigenartige Erscheinung soll in Verbindung mit
dem Kriege in London aufgetreten sein. Die Händler,
die mit kleineren Kuriositäten, mit alten Möbeln und
Antiquitäten von mittlerem Wert handeln, können nicht
genügend Stoff bekommen. Englische Blätter schreiben
darüber: Während sonst in einfachen Familien bei Geld-
mangel die erste Hilfe darin besteht, die Familienerbstücke
zum Kunsthändler zu bringen, halten gerade diese Kreise
mit solchen Stücken jetzt sehr zurück, da sie, wenn ein
männlicher Angehöriger im Felde steht, von den Kommunen
so reichlich unterstützt werden, daß solche Verkäufe für
sie nicht in Betracht kommen. Der Umstand, daß in zahl-
reichen bürgerlichen Familien Handarbeiten fürs Feld an-
gefertigt werden, hat eine große Nachfrage nach alten
Arbeitskästchen hervorgerufen, besonders nach solchen aus
der Empire- und Viktorianischen Epoche, denn man will
diese Arbeiten möglichst stilvoll verrichten. Aber auch hier
ist die Nachfrage größer als das Angebot, und die Händler
können nicht genügend solcher Kästchen herbeischaffen.
Antiquitäten, darunter Fayence-Sammlung Dr. Herbst-Bremen u. a. Versteigerung vom 27.—29. April 1915
durch Rudolph Lepke-Berlin. (Preise über 100 M.)
Kat.-Nr. Mark
28 Silbergetrieb. Apostelschüssel.
Anf. 17. Jh. Durchm. 37,5 cm. 580
29 Rundes Limogesschälchen:
Schafschur. Grisaille. Um 1600.
Durchm. 16 cm.510
30-31 Kupfervergold. Abendmahls-
kelch. Siena, 15.—16. Jahrh.
H. 22 cm. Dazu silbervergold.
Patene. Durchm. 14 cm . . 450
35 Silb. Deckelseidel. Anf. 18. Jh.
H. 17 cm, Gew. 660 g . . . 435
39 Sitzender Meißener Mops,
18. Jh. H. 17 cm.170
40 Höchster Porzellanfigur aus d.
Komödie: Mann m. roter Pelz-
mütze. H. 15 cm.350
41 Höchster Porzellanfigur: Mäd-
chen mit langen Locken (aus
einer Serie der Jahreszeiten).
H. 15,2 cm.295
Kat.-Nr. Mark
42 Höchster Porzellanfig.: Knabe
in violettem Hut (aus einer
Serie der Jahreszeiten). Ende
18. Jh. H. 15,5 cm .... 260
43 Ludwigsburger Potpourrivase.
2. Hälfte 18. Jh. H.32cm. . 630
44 Meißener Potpourrivase. Mo-
dell von Ehder. Um 1745.
H. 22,5 cm.450
45 Byzantinisches Vortragekreuz,
Bronze. 11.—12. Jh. 11,3x22,3 345
46 Silbergetriebenes Schmuck-
kästchen. Um 1700.12x22x25 450
50 Große Kastenuhr, Nußholz.
Lothringisch, Ende 18. Jh.
H. 245 cm.270
51 Gerahmtes Schabkunstblatt:
Bonaparte reviewing the con-
sular gards. Von Turner nach
Masquerier.145
Kat.-Nr.
Mark
52 Groß. Eichenholzbüfett. Loth-
ringisch, 18. Jh. 230X200X54
53 Eichenholzanrichte. Reich ge- .
schnitzt, lothringisch, Mitte
18. Jh. 108X150X50 . . .
55 Kleiner Damenschreibtisch/
Mahagoni. Englisch, Ende
18. Jh.
56-57 Zwei Meißener Figuren aus
einer Serie der Jahreszeiten:
a) Frühling, b)Sommer. 18.Jh.
H. 22 cm.
800
180
200
58 Goldene englische Taschenuhr
mit dreifachem Gehäuse. 18. Jh. 225
64 Ölgemälde auf Leinwand von
Gerard Honthorst: Halbfigur
eines Knaben. 67X51. . . . 135
66 Ölgemälde auf Holz (Art des
Jan Brueghel): Blumenstück.
60X44 . 145
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 38. 18. Juni 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
Juni
Berlin. *Max Perl. Kupferstichsammlung des
17.—19. Jahrh.
Juni
München. *Gal. Helbing. Ölgemälde mo-
derner Meister.
19.
30.
Ende
Aachen. Ant. Creutzer. Smlg. A. van Ophoven-
Düsseldorf u.Nachl. James Cockerill-Aachen:
Gemälde, Aquarelle, Kupferst., Antiquitäten.
Juli
Köln. K- A. Stanff <& Co. Kupferstiche.
5.-8.
München. Am 30. Juni 1915 gelangt in der Galerie
Helbing eine kleine Kollektion von Ölgemälden, Studien,
Pastellen, Zeichnungen zur Versteigerung, die aus dem
Nachlasse eines Münchner Künstlers stammt, u. a. eine Ge-
birgslandschaft größeren Formats von C. Spitzweg, wohl
eine direkte Studie nach der Natur, die uns vielfach an das
»Nebelmeer« Nr. 76 desUhde-Bernayschen Spitzweg-Werkes
erinnert. In diese Zeit fällt auch die Entstehung zweier
Studien von C. Rottmann. Aus der späteren Zeit wären
noch zu nennen: R. Beyschlag, Carl Bios, O. Bromberger,
Graf Bülow von Dennewitz, A. Egersdörfer, R. Epp, H. Fro-
benius, W. Geffken, K. Heilmayer, A. Hölzl, Frank Kirch-
bach, M. Kuschel, F. Leeke, Cäsar Metz, A. Münzer, Rene
Reinecke u. a. m.
Auf dem Londoner Kunstmarkt ist es verhältnismäßig
ruhig. Auktionen von Bedeutung werden nicht abgehalten.
Man kann die Versteigerung, die kürzlich bei Christie zum
Besten des Roten Kreuzes stattgefunden hatte, nicht nach
dem üblichen Maßstabe bewerten. Es sind Preise bezahlt
worden, die in keinem Verhältnis zu dem wirklichen Wert
der Gegenstände, die versteigert wurden, stehen, sondern
der Freigebigkeit der betreffenden Käufer entspringen. Das
größte Interesse wurde dem Stück entgegengebracht, das
der englische König gestiftet hatte, einem Gewehr deutschen
Ursprungs aus dem 17. Jahrhundert, das mit 7500 Mark
bezahlt wurde. Die gleiche Summe zahlte man für drei
Sevres-Porzellan-Vasen. Die lebensgroße Büste Whistlers
von Sir Edgar Boehm, gestiftet von der Prinzessin Luise,
brachte 1575 Mark. Das Gesamteinkommen dieser Wohl-
tätigkeitsversteigerung wird auf eine Million Mark geschätzt.
Eine eigenartige Erscheinung soll in Verbindung mit
dem Kriege in London aufgetreten sein. Die Händler,
die mit kleineren Kuriositäten, mit alten Möbeln und
Antiquitäten von mittlerem Wert handeln, können nicht
genügend Stoff bekommen. Englische Blätter schreiben
darüber: Während sonst in einfachen Familien bei Geld-
mangel die erste Hilfe darin besteht, die Familienerbstücke
zum Kunsthändler zu bringen, halten gerade diese Kreise
mit solchen Stücken jetzt sehr zurück, da sie, wenn ein
männlicher Angehöriger im Felde steht, von den Kommunen
so reichlich unterstützt werden, daß solche Verkäufe für
sie nicht in Betracht kommen. Der Umstand, daß in zahl-
reichen bürgerlichen Familien Handarbeiten fürs Feld an-
gefertigt werden, hat eine große Nachfrage nach alten
Arbeitskästchen hervorgerufen, besonders nach solchen aus
der Empire- und Viktorianischen Epoche, denn man will
diese Arbeiten möglichst stilvoll verrichten. Aber auch hier
ist die Nachfrage größer als das Angebot, und die Händler
können nicht genügend solcher Kästchen herbeischaffen.
Antiquitäten, darunter Fayence-Sammlung Dr. Herbst-Bremen u. a. Versteigerung vom 27.—29. April 1915
durch Rudolph Lepke-Berlin. (Preise über 100 M.)
Kat.-Nr. Mark
28 Silbergetrieb. Apostelschüssel.
Anf. 17. Jh. Durchm. 37,5 cm. 580
29 Rundes Limogesschälchen:
Schafschur. Grisaille. Um 1600.
Durchm. 16 cm.510
30-31 Kupfervergold. Abendmahls-
kelch. Siena, 15.—16. Jahrh.
H. 22 cm. Dazu silbervergold.
Patene. Durchm. 14 cm . . 450
35 Silb. Deckelseidel. Anf. 18. Jh.
H. 17 cm, Gew. 660 g . . . 435
39 Sitzender Meißener Mops,
18. Jh. H. 17 cm.170
40 Höchster Porzellanfigur aus d.
Komödie: Mann m. roter Pelz-
mütze. H. 15 cm.350
41 Höchster Porzellanfigur: Mäd-
chen mit langen Locken (aus
einer Serie der Jahreszeiten).
H. 15,2 cm.295
Kat.-Nr. Mark
42 Höchster Porzellanfig.: Knabe
in violettem Hut (aus einer
Serie der Jahreszeiten). Ende
18. Jh. H. 15,5 cm .... 260
43 Ludwigsburger Potpourrivase.
2. Hälfte 18. Jh. H.32cm. . 630
44 Meißener Potpourrivase. Mo-
dell von Ehder. Um 1745.
H. 22,5 cm.450
45 Byzantinisches Vortragekreuz,
Bronze. 11.—12. Jh. 11,3x22,3 345
46 Silbergetriebenes Schmuck-
kästchen. Um 1700.12x22x25 450
50 Große Kastenuhr, Nußholz.
Lothringisch, Ende 18. Jh.
H. 245 cm.270
51 Gerahmtes Schabkunstblatt:
Bonaparte reviewing the con-
sular gards. Von Turner nach
Masquerier.145
Kat.-Nr.
Mark
52 Groß. Eichenholzbüfett. Loth-
ringisch, 18. Jh. 230X200X54
53 Eichenholzanrichte. Reich ge- .
schnitzt, lothringisch, Mitte
18. Jh. 108X150X50 . . .
55 Kleiner Damenschreibtisch/
Mahagoni. Englisch, Ende
18. Jh.
56-57 Zwei Meißener Figuren aus
einer Serie der Jahreszeiten:
a) Frühling, b)Sommer. 18.Jh.
H. 22 cm.
800
180
200
58 Goldene englische Taschenuhr
mit dreifachem Gehäuse. 18. Jh. 225
64 Ölgemälde auf Leinwand von
Gerard Honthorst: Halbfigur
eines Knaben. 67X51. . . . 135
66 Ölgemälde auf Holz (Art des
Jan Brueghel): Blumenstück.
60X44 . 145