DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 41. 3. September 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
Die nächste Nummer des Kunstmarktes (Nr. 42) erscheint Mitte September
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Sept.
27.-28
Berlin. Max. Perl. Sammlung interessanter Bücher und Autographen aus Berliner Privatbesitz.
AUKTIONEN IN AMSTERDAM
Vom 6.-8. Juli fand bei Fred. Muller & Co. in
Amsterdam die erste größere Kunstauktion statt, die über-
haupt seit Ausbruch des Krieges hier in Holland abgehalten
worden ist; bisher stagnierte alles Leben auf diesem Ge-
biete. Die Kataloge waren, wie man das von Fred. Muller
stets gewohnt ist, mit reichem Abbildungsmaterial aus-
gestattet. Der Katalog der Antiquitäten und kunstgewerb-
lichen Gegenstände war diesmal ausnahmsweise, wohl
weil man auf keine Beteiligung des Auslandes rechnen
konnte, holländisch abgefaßt, während in dem sehr viel
kürzeren Katalog der Gemälde die französische Sprache
beibehalten war. Die wichtigsten Preise mögen hier folgen;
dieselben verstehen sich in holländischen Gulden.
Kat.-Nr. Holl. Gulden
1 A. H. Bakker Korff, Alte Dame bei der Morgen-
andacht. Bez. und ’78 datiert. Aus der Samm-
lung Steengracht im Haag ........ 3225
2 Rosa Bonheur, Zwei Esel. Bez. und datiert 1861 2100
3 J. Bosboom, Inneres einer protestantischen Kirche
mit Figuren in der Tracht des 17. Jahrhunderts 1700
10 A. H. Bakker Korff, Das Empfehlungsschreiben.
Bez. und datiert 1879 . 1250
11 A. H. Bakker Korff, Alte Dame, Marmelade
kochend; ein sehr kleines Werk des Meisters.
16x11- Bez. und datiert 1880 . 850
27 Jeanne Rongier, In die Falle gegangen. Herberge
mit Kartenspielern in der Tracht Ludwigs XIII.
Bez. und datiert 1881 . 750
44 C. Bisschop, Leinwand schneidendes Mädchen
im Sonnenlicht, (ähnliches Motiv wie Nr. 516 a
im Ryksmuseum).1125
50 A. G. Decamps, Bileam und der Esel. Mit dem
Monogramm bez.950
54 Vincent van Gogh, Garten in Arles. Aquarell . 1150
64 Willem Maris, Holl. Wiese mit Kanal. Aquarell 1700
73 Th. Rousseau, Landschaft am Waldesrand. Bez.
Th. R. Skizze.1600
98 u. 99. J. van Goyen, Zwei kleine Flußlandschaften,
die eine 31X46,5, mit dem Monogramm und 1643
datiert, die andere 34X55,5, ebenfalls mit dem
Monogramm bez. und 1642 datiert, zusammen für 5700
115 Aert Schouman, Fasanen, bez.825
119 Jacob de Wit, Allegorie von Afrika.1400
(Bericht über den kunstgewerblichen Teil folgt)
Ein neues Werk über Sammlerstempel. Jeder
Sammler von Graphik wird mit Freude vernehmen, daß
ein allseits herbeigesehntes Handbuch über Sammlerstempel
nun schließlich in erschöpfender Weise in Bearbeitung ge-
nommen ist. Das schon längst vergriffene und heute ganz
unzulängliche Werk von L. Fagan (»Collectors Marks«, 1883)
soll also durch ein mehr brauchbares ersetzt werden.
Bei der Zusammenstellung wird das Material benutzt
werden, das der verstorbene Budapester Prof, von Elischer
schon zu einem ähnlichen Zwecke zusammengebracht hatte,
wie auch die reichhaltigen Notizen von weiland A. W. Thi-
bandeau, welche in dankenswerter Weise von der Witwe
Elischers und dem Berliner Kupferstichkabinett zur Ver-
fügung gestellt werden. Auf Grund ausgedehnter Unter-
suchungen und anderweitig in freundlichster Weise er-
haltener Mitwirkung ist es dem Verfasser schon jetzt
gelungen, die Anzahl der von Fagan erwähnten Zeichen
um das Dreifache zu vergrößern. In Anbetracht des weit-
verbreiteten Stoff es und der Unbekanntheit mit verschiedenen
noch nie veräußerten Privatsammlungen ist eine allgemeine
Unterstützung zur möglichsten Vervollständigung der be-
gonnenen Arbeit sehr erwünscht, weshalb der Zusammen-
steiler, Herr Frits Lugt, um Zusendung aller geeigneter
Hinweise auf wenig bekannte Sammlerstempel und Iden-
tifizierung von bisher ungedeuteten Zeichen bittet, und
zwar an seine Adresse: van Baarlestraat 10, Amsterdam.
Jeder Interessent sende ihm also möglichst Original-
Abdrücke von seinen eigenen Stempeln, resp. Pausen von
etwa auf Stichen und Handzeichnungen vorgefundenen
Sammlermarken (gestempelten sowohl als handschriftlichen).
Vollständigkeitshalber werden nebst Zeichen von Privat-
sammlern auch die von öffentlichen Sammlungen und Händ-
lern aufgenommen, ebenso Personalien und Angaben
über stattgefundene Auktionen, Schenkungen usw.
Wie stark die Ausfuhr von Kunstwerken nach
Amerika ist, zeigt wieder der jüngst erstattete Bericht
einer in England niedergesetzten Kommission, die sich mit
der Frage zu beschäftigen hatte, welches die besten Mittel
wären, eine Ausfuhr unersetzlicher Kunstwerke zu ver-
hindern. Es geht daraus hervor, daß allein aus England
in den letzten Jahren nicht weniger als 496 Gemälde alter
Meister ins Ausland, meistens nach Amerika, gingen. Dar-
unter befinden sich 52 Rembrandt, 29 Qainsborough, 27 Van
Dyck, 26 Romney, 25 Franz Hals, 21 Rubens, 12 Hobbema
und 4 Raffael. Von dem in Italien aufgetauchten Plan, die
Ausfuhr wertvoller Kunstwerke zu verbieten, will die eng-
lische Kommission nichts wissen, vielmehr wünscht sie,
daß der Direktion der Nationalgalerie hinreichende Mittel
zur Verfügung gestellt werden, damit die Museumsleitung
in der Lage wäre, jedes Kunstwerk, das auf den Markt
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 41. 3. September 1915
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Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
Die nächste Nummer des Kunstmarktes (Nr. 42) erscheint Mitte September
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Sept.
27.-28
Berlin. Max. Perl. Sammlung interessanter Bücher und Autographen aus Berliner Privatbesitz.
AUKTIONEN IN AMSTERDAM
Vom 6.-8. Juli fand bei Fred. Muller & Co. in
Amsterdam die erste größere Kunstauktion statt, die über-
haupt seit Ausbruch des Krieges hier in Holland abgehalten
worden ist; bisher stagnierte alles Leben auf diesem Ge-
biete. Die Kataloge waren, wie man das von Fred. Muller
stets gewohnt ist, mit reichem Abbildungsmaterial aus-
gestattet. Der Katalog der Antiquitäten und kunstgewerb-
lichen Gegenstände war diesmal ausnahmsweise, wohl
weil man auf keine Beteiligung des Auslandes rechnen
konnte, holländisch abgefaßt, während in dem sehr viel
kürzeren Katalog der Gemälde die französische Sprache
beibehalten war. Die wichtigsten Preise mögen hier folgen;
dieselben verstehen sich in holländischen Gulden.
Kat.-Nr. Holl. Gulden
1 A. H. Bakker Korff, Alte Dame bei der Morgen-
andacht. Bez. und ’78 datiert. Aus der Samm-
lung Steengracht im Haag ........ 3225
2 Rosa Bonheur, Zwei Esel. Bez. und datiert 1861 2100
3 J. Bosboom, Inneres einer protestantischen Kirche
mit Figuren in der Tracht des 17. Jahrhunderts 1700
10 A. H. Bakker Korff, Das Empfehlungsschreiben.
Bez. und datiert 1879 . 1250
11 A. H. Bakker Korff, Alte Dame, Marmelade
kochend; ein sehr kleines Werk des Meisters.
16x11- Bez. und datiert 1880 . 850
27 Jeanne Rongier, In die Falle gegangen. Herberge
mit Kartenspielern in der Tracht Ludwigs XIII.
Bez. und datiert 1881 . 750
44 C. Bisschop, Leinwand schneidendes Mädchen
im Sonnenlicht, (ähnliches Motiv wie Nr. 516 a
im Ryksmuseum).1125
50 A. G. Decamps, Bileam und der Esel. Mit dem
Monogramm bez.950
54 Vincent van Gogh, Garten in Arles. Aquarell . 1150
64 Willem Maris, Holl. Wiese mit Kanal. Aquarell 1700
73 Th. Rousseau, Landschaft am Waldesrand. Bez.
Th. R. Skizze.1600
98 u. 99. J. van Goyen, Zwei kleine Flußlandschaften,
die eine 31X46,5, mit dem Monogramm und 1643
datiert, die andere 34X55,5, ebenfalls mit dem
Monogramm bez. und 1642 datiert, zusammen für 5700
115 Aert Schouman, Fasanen, bez.825
119 Jacob de Wit, Allegorie von Afrika.1400
(Bericht über den kunstgewerblichen Teil folgt)
Ein neues Werk über Sammlerstempel. Jeder
Sammler von Graphik wird mit Freude vernehmen, daß
ein allseits herbeigesehntes Handbuch über Sammlerstempel
nun schließlich in erschöpfender Weise in Bearbeitung ge-
nommen ist. Das schon längst vergriffene und heute ganz
unzulängliche Werk von L. Fagan (»Collectors Marks«, 1883)
soll also durch ein mehr brauchbares ersetzt werden.
Bei der Zusammenstellung wird das Material benutzt
werden, das der verstorbene Budapester Prof, von Elischer
schon zu einem ähnlichen Zwecke zusammengebracht hatte,
wie auch die reichhaltigen Notizen von weiland A. W. Thi-
bandeau, welche in dankenswerter Weise von der Witwe
Elischers und dem Berliner Kupferstichkabinett zur Ver-
fügung gestellt werden. Auf Grund ausgedehnter Unter-
suchungen und anderweitig in freundlichster Weise er-
haltener Mitwirkung ist es dem Verfasser schon jetzt
gelungen, die Anzahl der von Fagan erwähnten Zeichen
um das Dreifache zu vergrößern. In Anbetracht des weit-
verbreiteten Stoff es und der Unbekanntheit mit verschiedenen
noch nie veräußerten Privatsammlungen ist eine allgemeine
Unterstützung zur möglichsten Vervollständigung der be-
gonnenen Arbeit sehr erwünscht, weshalb der Zusammen-
steiler, Herr Frits Lugt, um Zusendung aller geeigneter
Hinweise auf wenig bekannte Sammlerstempel und Iden-
tifizierung von bisher ungedeuteten Zeichen bittet, und
zwar an seine Adresse: van Baarlestraat 10, Amsterdam.
Jeder Interessent sende ihm also möglichst Original-
Abdrücke von seinen eigenen Stempeln, resp. Pausen von
etwa auf Stichen und Handzeichnungen vorgefundenen
Sammlermarken (gestempelten sowohl als handschriftlichen).
Vollständigkeitshalber werden nebst Zeichen von Privat-
sammlern auch die von öffentlichen Sammlungen und Händ-
lern aufgenommen, ebenso Personalien und Angaben
über stattgefundene Auktionen, Schenkungen usw.
Wie stark die Ausfuhr von Kunstwerken nach
Amerika ist, zeigt wieder der jüngst erstattete Bericht
einer in England niedergesetzten Kommission, die sich mit
der Frage zu beschäftigen hatte, welches die besten Mittel
wären, eine Ausfuhr unersetzlicher Kunstwerke zu ver-
hindern. Es geht daraus hervor, daß allein aus England
in den letzten Jahren nicht weniger als 496 Gemälde alter
Meister ins Ausland, meistens nach Amerika, gingen. Dar-
unter befinden sich 52 Rembrandt, 29 Qainsborough, 27 Van
Dyck, 26 Romney, 25 Franz Hals, 21 Rubens, 12 Hobbema
und 4 Raffael. Von dem in Italien aufgetauchten Plan, die
Ausfuhr wertvoller Kunstwerke zu verbieten, will die eng-
lische Kommission nichts wissen, vielmehr wünscht sie,
daß der Direktion der Nationalgalerie hinreichende Mittel
zur Verfügung gestellt werden, damit die Museumsleitung
in der Lage wäre, jedes Kunstwerk, das auf den Markt