Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 12.1915

DOI issue:
Nr. 12 (18. Dezember 1914)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54674#0055
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 12. 18. Dezember 1914

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

Das Kunstauktionshaus Rudolph Lepke in Berlin
unternahm den ersten Versuch einer größeren Versteige-
rung in Kriegszeiten, indem es den Nachlaß Karl Frenzeis
und des Baumeisters Paul Henschel zum Ausgebot brachte.
Der Erfolg des anscheinend gewagten Unternehmens war
ein über Erwarten günstiger. Der Besuch der Auktion war
außerordentlich rege. Unter [den Händlern waren auch
einige aus dem neutralen Ausland zu bemerken. Vor allem
aber zeigte sich in der Kauflust kaum der Einfluß der
schwierigen Lage. Die Preise überstiegen nicht selten so-
gar die normale Höhe.
Vom Verlauf der Auktion Notiz zu nehmen, liegt nach
Art ihres Materials hier kein Anlaß vor. Um so mehr aber
ist ein Hinweis geboten auf die symptomatische Bedeutung,
die nicht nur der wirtschaftlichen Kraft Deutschlands ein
glänzendes Zeugnis gibt, sondern auch eine erste Wider-
legung jener Propheten ist, die eine völlige Zerrüttung des
Kunstmarktes vorhersagten. Nicht einmal der absolute
Stillstand in dem deutschen Kunstleben ist eingetreten, der
anfänglich die notwendige Folge der kriegerischen Ereig-
nisse zu sein schien. Das Tempo hat sich selbstverständ-
lich verlangsamt. Aber alle friedliche Kulturarbeit nimmt
doch ihren Fortgang. Die Berichte aus den Berliner Museen,
die von Neuerwerbungen und eingreifenden Veränderungen
fortlaufend Rechenschaft geben, sind ebenfalls ein gutes
Zeugnis dafür. Sie stehen in auffallendstem Gegensatz zu
der Tatsache, daß inzwischen Paris seine Kunstsammlungen
längst geschlossen hat, die Schätze des Louvre nach hier
eingegangenen Berichten in der Provinz in Sicherheit ge-
bracht wurden. In London hatte man besondere Maß-
regeln gar nicht erst nötig, da die Sammlungen schon seit
langem geschlossen waren, um den wüsten Attentaten der
Suffragetten vorzubeugen. Nur bei uns »Barbaren« hat man,
scheints, auch im Kriege die Künste noch nicht ganz vergessen.
In der Königsallee zu Düsseldorf hat die Galerie
G. Paffrath, früher in der Jacobistraße, einen neuen Kunst-
salon eröffnet: gewiß eine mutige Tat mitten in den Kriegs-
wirren! Das vom Architekten Hermann von Endt neuerbaute
Haus eignet sich ganz vortrefflich für Ausstellungen aller
Art; besonders der große mit mattrotem Stoff ausgeschlagene
Oberlichtsaal ist, ohne Übertreibung, zu den schönsten
Kunstausstellungssälen zu rechnen, die man in Deutschland
finden kann. Die Gemälde, die ihn und die Nachbarräume
füllen, gehören größtenteils der Düsseldorfer Schule an;
besonders reich sind Eduard von Gebhardt und Claus
Meyer vertreten. Die Modernen sind, was selbst in Düssel-
dorf verwundern kann, so gut wie ausgeschlossen. Hervor-
gehoben seien aus der Eröffnungsausstellung Gemälde von
E. Isabey, J. Israels und besonders ein im Jahre 1859 in
Paris entstandenes, außerordentlich delikates Frauenbildnis
auf rotem Grund von Ludwig Knaus. c.
Künstlerfürsorge in Österreich. Der Notlage in
der Wiener Künstlerschaft zu steuern, wurden vorläufig mit
Unterstützung des Kaisers und der Regierung 100000 Kr.
aufgebracht. Nach Weihnachten findet in Wien eine große
Kunstausstellung ohne Rücksicht auf Kunstrichtung des
Ausstellers statt; außerdem werden staatliche Kunstaufträge
aller Art erteilt.

Die Versteigerung der Sammlung moderner Gemälde
der Kollektion Havemeyer in New York.
Die erste Gemäldeauktion dieses Herbstes, die in New
York abgehalten wurde, betraf die Versteigerung von 84
Ölbildern, die der Mrs. Theodore Havemeyer gehörten;
sie fand am 18. November durch die American Art Galleries
in New York statt. Zwar wurden im ganzen für die 84
Stücke nur 30000 Mark erzielt, aber immerhin ist es be-
merkenswert, daß in den jetzigen Verhältnissen auch wenig
bedeutende Stücke Käufer fanden und bessere immerhin
doch zu leidlichen Preisen. Die Tatsache zeigt, daß der
Kunstmarkt in New York nicht ganz darniederliegt. Der
Besuch war ein ziemlich reger, als neue Käufer traten auf
Mr. Hugo H. Thieme aus Ft. Wayne, Ind. und Mr. J. B.
Wilbur, ebenso Mr. Martyne. Museumsstücke von Makart
und A. Achenbach wurden von den Galerien nicht geboten.
Da sie sich für private Sammlungen wegen ihrer Größe
nicht eignen, so gingen sie für einen ganz geringen Betrag
fort. Dagegen wurden kleinere Stücke doch immerhin
umstritten. _
Nachstehend die genaue Liste mit Angabe der Größen
der Bilder (in Zoll), der Käufer (in Klammern) und der

erzielten Preise in Dollars.
Kat.-Nr. Dollar
1 Charlemont, E., Interessanter Brief. 61/2X43/4.
(W. H. Peck).50.—
2 Gaume, H., Dame mit Fächer. 772X5. (F. Kalden-
berg).17.50
3 Jutz, C., Hühner. 83/4X12. (H. Schultheis) . . 52.50
4 Fauvelet, J., Stilleben. 972X772- (J. B. Wilbur) 45.—
5 Frühitalienische Schule, Madonna m. d. Kinde.
9Xö3/4. (F. Kadelberg).15.—
6 Berry (?), H., Erwartung. 91/4X61/4. (W.S. Morse) 12.50
7 Conrad, R., Freude. 10x8. (J. B. Wilbur) . . 10.—
8 Jacquet, J. G., Frauenkopf. 1072 X 8. (J. B.
Wilbur).32.50
9 Jutz, C., Der Weg der Welt. 979Xll’/4. (H. .
Schultheis).30.—
10 Thoren, O. von, In der Bar. 10X14. (J.B.Wibur) 55.—
11 Troyon, C., Schafe. 91/9X167a‘ (M. Martyne) 135.—
12 Boucher, (nach), Allegorische Figur. IP/2XI6.
(Jas. Cooley).10.—
13 Ünbekannter Meister, Sommerzeit. 11X18. (M.
Des Vannes).15.—
14 Pettenkofen, A., Sonnenaufgang. 12X18. (F.
Kaldenberg).105.—
15 Müller-Ury, A., Symphonie in Weiß. 12x9.
(J. B. Wilbur).15.—
16 Goupil, J. A., Porträt. lS’/aXlO’/a« (J. B.Wilbur) 35.—
17 Moderne fr. Schule, Heimwärts. 1372X101/3.
(J. V. Dittemore).12.50
18 Lossow, H., Crimson und Gray. ISVaXlO^.
(W. H. Peck).42.50
19 Ditscheiver, A., Nebel im Hügelland. 1372X24.
(Wittemayer Bros.).37.50
20 Lossow, H., Toilette. W/jXlD/a- (Bernet, Agent) 27.50
21 Amberg, W., Pose. 1472X17l/2. (J. B. Wilbur) 40.-
22 Lion, J. M., der Mönch. 1572X1172. (J. B. Wilbur) 32.50
23 Schleich, Ed., die Furt. 141/2x291/2- (H. Schultheis) 260.—
 
Annotationen