DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 33. 14. Mai 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder beider Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
Mai
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
14.—15. Berlin. *ZG E. Henrici. Städteansichten und Trachtenbilder.
Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
DIE AUKTION BRAYTON IVES IN NEW YORK
Eine Versteigerung, wie sie in dieser Saison kaum
ihresgleichen finden dürfte, hat in der ersten Hälfte
des Aprils in New York durch die American Art
Galleries stattgefunden: die große und bedeutende
graphische Sammlung des Generals Brayton Ives kam
unter den Hammer. Die Auktion verlief bei sehr
reger Beteiligung außerordentlich lebhaft. Es wurden
verschiedentlich Rekordpreise aufgestellt. Namentlich
für die Stiche, die den Hauptteil der Sammlung bil-
deten, wurden sehr hohe Preise bezahlt, auch wohl
eine Folge der hohen Einnahmen, die amerikanischen
Großindustriellen (aus denen sich ja der Sammlerkreis
zum großen Teil zusammensetzt) durch den jetzigen
Krieg in den Schoß fallen. Auch nichtamerikanische
Sammler und Händler waren entweder direkt oder
durch Agenten vertreten. Wir lassen die Liste aller
Preise über 25 Dollar, also über ungefähr 100 Mark,
folgen. (Die Titel der englischen und französischen
Blätter sind in der Originalsprache beibehalten; bei
Drucken, die farbig und schwarz im Handel sind, sind
Zustände in Farben besonders angegeben.)
Hier seien von besonders wichtigen Preisen vor-
weg genannt: Rembrandt, »Die drei Kreuze« mit
8500 Dollar, also etwa 35000 Mark, die A. H. Hahlo
& Co. aus New York nach heftigem Kampf gegen den
Kurator Carrington, der für das Bostoner Museum
bot, dafür zahlten. 22000 Mark zahlte Mr. Albert
Roullier aus Chicago für das Hundert-Gulden-Blatt;
die gleiche Summe der bekannte Sammler Widener
aus Philadelphia für den »Jan Lutma«. Des weiteren
wurden noch mehrfach Preise von etwa 10000 Mark
für Rembrandt-Blätter angelegt (siehe die nachstehen-
den Resultate). Roullier zahlte auch 3300 Dollar
für Schongauers »Tod der heiligen Jungfrau« und
1900 Dollar, also rund 8000 Mark, für den »Engel
der Verkündigung«; Mr. D. Allan gab 1525 Dollar
für die »Jungfrau im Hofe« und 1175 Dollar für die
»Passion«. Außerordentlich hoch waren die Preise,
die für Meryons gezahlt wurden: Mr. D. Allan erstand
für 3100 Dollar, also etwa 13000 Mark, »L’Abside
de Notre Dame de Paris«. Die prächtigen englischen
Farbdrucke erzielten bedeutende Preise, beispielsweise
Greens »Georgiana, Duchesse of Devonshire« (nach
Reynolds) 2600 Dollar, also beinahe 11000 Mark
(das Exemplar aus der Hollins-Sammlung hatte im
Januar in den Anderson Galleries 1600 Dollar ge-
bracht). Die berühmten dreizehn »Cries of London«
wurden diesmal von dem Kunsthändler W. W. Sea-
man im Auftrage eines Kunden für 6700 Dollar er-
standen. Das Bostoner Museum zahlte 3200 Dollar
für Wards »Daughters of Sir Thomas Frankland«
nach Höppner. Die Whistlers brachten bedeutende
Preise: »Nocturne« über 12000Mark, »TheDoorway«
9000Mark, »Nocturne-Palaces« 10500 Mark! Zornsche
Blätter wurden, wie immer in Amerika, gern gekauft
und gut bezahlt.
Im ganzen brachte die Sammlung der Ivesschen
Stiche (es waren 1028 Nummern) 290819 Dollar,
also etwa 1300 000 Mark. Die ganze Sammlung
Ives, also auch die kunstgewerblichen Gegenstände
und die Bibliothek, erreichte weit über zwei Mil-
lionen Mark.
Versteigerung der Brayton Ives-Sammlung von Stichen und Radierungen durch die American Art Galleries
in New York, 12.-14. April 1915.
Preise in Dollars (M. 4.20); Käufer, soweit von Interesse, in Klammern.
Aldegrever, H., Die Geburt. .
Aldegrever, Martin Luther . .
Aldegrever, Selbstporträt im Alter
von 35 Jahren.
Altdorfer, A., Kreuzigung . .
Altdorfer, Einbrecher . . . .
Anderloni, P., Moses am Brun-
nen—Poussin; Christus und
die Ehebrecherin, nach Tizian
Dollar
52.50
85.—
30.—
140.—
27.50
25.—
Dollar
Andrea, Z., Judith mit dem Haupt
des Holofernes.65.—
Andrea, Drei Amoretten . . . 130.—
Andrea, Vier tanzende Frauen 175.—
Andrea, Allegorie auf Tugend
und Laster.160.—
Appleton, T. G., Lady Hamilton
as the Ambassadress, after
Romney.30.—
Baldini, B., Mars. (Boston Mus.)
Baldini, Luna. (Boston-Museum)
Baldini, Dante und Virgil, nach
Botticelli. (Boston Museum)
Barbari, J. de, Hl. Katharina
Barbari, Apollo und Diana . .
Barbari, Mars, Venus und Cupido
Barlow, T. O., Charles Dickens,
after Firth. Mezzotint . . .
Dollar
440.—
460.—
90.—
400.—
185.—
610.—
40.—
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 33. 14. Mai 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder beider Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
Mai
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
14.—15. Berlin. *ZG E. Henrici. Städteansichten und Trachtenbilder.
Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
DIE AUKTION BRAYTON IVES IN NEW YORK
Eine Versteigerung, wie sie in dieser Saison kaum
ihresgleichen finden dürfte, hat in der ersten Hälfte
des Aprils in New York durch die American Art
Galleries stattgefunden: die große und bedeutende
graphische Sammlung des Generals Brayton Ives kam
unter den Hammer. Die Auktion verlief bei sehr
reger Beteiligung außerordentlich lebhaft. Es wurden
verschiedentlich Rekordpreise aufgestellt. Namentlich
für die Stiche, die den Hauptteil der Sammlung bil-
deten, wurden sehr hohe Preise bezahlt, auch wohl
eine Folge der hohen Einnahmen, die amerikanischen
Großindustriellen (aus denen sich ja der Sammlerkreis
zum großen Teil zusammensetzt) durch den jetzigen
Krieg in den Schoß fallen. Auch nichtamerikanische
Sammler und Händler waren entweder direkt oder
durch Agenten vertreten. Wir lassen die Liste aller
Preise über 25 Dollar, also über ungefähr 100 Mark,
folgen. (Die Titel der englischen und französischen
Blätter sind in der Originalsprache beibehalten; bei
Drucken, die farbig und schwarz im Handel sind, sind
Zustände in Farben besonders angegeben.)
Hier seien von besonders wichtigen Preisen vor-
weg genannt: Rembrandt, »Die drei Kreuze« mit
8500 Dollar, also etwa 35000 Mark, die A. H. Hahlo
& Co. aus New York nach heftigem Kampf gegen den
Kurator Carrington, der für das Bostoner Museum
bot, dafür zahlten. 22000 Mark zahlte Mr. Albert
Roullier aus Chicago für das Hundert-Gulden-Blatt;
die gleiche Summe der bekannte Sammler Widener
aus Philadelphia für den »Jan Lutma«. Des weiteren
wurden noch mehrfach Preise von etwa 10000 Mark
für Rembrandt-Blätter angelegt (siehe die nachstehen-
den Resultate). Roullier zahlte auch 3300 Dollar
für Schongauers »Tod der heiligen Jungfrau« und
1900 Dollar, also rund 8000 Mark, für den »Engel
der Verkündigung«; Mr. D. Allan gab 1525 Dollar
für die »Jungfrau im Hofe« und 1175 Dollar für die
»Passion«. Außerordentlich hoch waren die Preise,
die für Meryons gezahlt wurden: Mr. D. Allan erstand
für 3100 Dollar, also etwa 13000 Mark, »L’Abside
de Notre Dame de Paris«. Die prächtigen englischen
Farbdrucke erzielten bedeutende Preise, beispielsweise
Greens »Georgiana, Duchesse of Devonshire« (nach
Reynolds) 2600 Dollar, also beinahe 11000 Mark
(das Exemplar aus der Hollins-Sammlung hatte im
Januar in den Anderson Galleries 1600 Dollar ge-
bracht). Die berühmten dreizehn »Cries of London«
wurden diesmal von dem Kunsthändler W. W. Sea-
man im Auftrage eines Kunden für 6700 Dollar er-
standen. Das Bostoner Museum zahlte 3200 Dollar
für Wards »Daughters of Sir Thomas Frankland«
nach Höppner. Die Whistlers brachten bedeutende
Preise: »Nocturne« über 12000Mark, »TheDoorway«
9000Mark, »Nocturne-Palaces« 10500 Mark! Zornsche
Blätter wurden, wie immer in Amerika, gern gekauft
und gut bezahlt.
Im ganzen brachte die Sammlung der Ivesschen
Stiche (es waren 1028 Nummern) 290819 Dollar,
also etwa 1300 000 Mark. Die ganze Sammlung
Ives, also auch die kunstgewerblichen Gegenstände
und die Bibliothek, erreichte weit über zwei Mil-
lionen Mark.
Versteigerung der Brayton Ives-Sammlung von Stichen und Radierungen durch die American Art Galleries
in New York, 12.-14. April 1915.
Preise in Dollars (M. 4.20); Käufer, soweit von Interesse, in Klammern.
Aldegrever, H., Die Geburt. .
Aldegrever, Martin Luther . .
Aldegrever, Selbstporträt im Alter
von 35 Jahren.
Altdorfer, A., Kreuzigung . .
Altdorfer, Einbrecher . . . .
Anderloni, P., Moses am Brun-
nen—Poussin; Christus und
die Ehebrecherin, nach Tizian
Dollar
52.50
85.—
30.—
140.—
27.50
25.—
Dollar
Andrea, Z., Judith mit dem Haupt
des Holofernes.65.—
Andrea, Drei Amoretten . . . 130.—
Andrea, Vier tanzende Frauen 175.—
Andrea, Allegorie auf Tugend
und Laster.160.—
Appleton, T. G., Lady Hamilton
as the Ambassadress, after
Romney.30.—
Baldini, B., Mars. (Boston Mus.)
Baldini, Luna. (Boston-Museum)
Baldini, Dante und Virgil, nach
Botticelli. (Boston Museum)
Barbari, J. de, Hl. Katharina
Barbari, Apollo und Diana . .
Barbari, Mars, Venus und Cupido
Barlow, T. O., Charles Dickens,
after Firth. Mezzotint . . .
Dollar
440.—
460.—
90.—
400.—
185.—
610.—
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