DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 14. 1. Januar 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder beider Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
Weimarer Kunstförderung im Kriegsjahre. Ein
beachtenswertes Beispiel zur Belebung der Anteilnahme an
heimischer Kunst und heimischen Künstlern bietet die im
November-Dezember im Großh. Museum am Karlsplatz
(und später auswärts) zur Schau gebotene Ausstellung
zur Unterstützung Weimarer im Kriegsjahre 1914.
Unser unermüdlicher Direktor der Qroßh. Baugewerken-
schule, Prof. Dr. Ing. Paul Klopfer, eröffnete die Ausstellung
mit einer bedeutsamen Ansprache. — So wurde diesmal
aus der üblichen — furchtbar kitschigen — weimarischen
»Weihnachtsausstellung« eine größtenteils gut gesiebte Aus-
wahl von tüchtigen Werken deutscher Malerei und Graphik,
welche einer strengeren, ernsten Prüfung standhalten kann
— bis auf etliche, in keiner Kunstschau ganz vermeidbaren
Nieten und (in einer »Schreckenskammer« vereinigten) Aus-
nahmen. — Hervorragend vertreten sind u. a. Prof. Robert
Weise (unser neugewonnener Lehrer an der Hochschule
für bildende Kunst) mit drei farbenleuchtenden Bildern vom
»Belvedere« und einem meisterhaft koloristisch hinge-
strichenen Freilichtbilde »Frühstück«. Ingwer Paulsens
neues großes Radierblatt »Hafen von Venedig« zeigt die
reifende Sicherheit dieser Graphik Paulsens, die ich in der
»Zeitschrift für bildende Kunst« zu würdigen versuchte. Sein
Weg weist ihn der zeichnerischen Technik zu; in dem Öl-
bild »Akt« ist das Problem noch nicht ganz gelöst, das
Problem nämlich, die Dinge nebeneinander (statt hinter-
einander) in die Fläche zu zwingen, durch kalte und warme
Farbwerte (statt der hellen und dunklen). Alles ist hell
in hell gemalt, aber das blaue Tuch hinter dem Mädchen
fügt sich nicht dem Gesetz der Fläche, es tritt vor das
Mädchen. Doch der Weg zu dem gesteckten Ziel wirds
ein andermal wohl erreichen. — Fröhlichs, des stillen
Malpoeten »Waldsee« mit dem blauen Rund des Himmels
und den Wolkenschatten im Spiegelbilde, das ist innige
deutsche Malerei. Nur der wasserschöpfende Einsiedler
stört in seiner etwas gewöhnlichen Gestalt den Stimmungs-
frieden der reinen, unberührten Natur. — Des verewigten
Eduard Weichbergers »Waldbach« und die kleine Skizze
»Abend im Armbrustgarten« sind auch im guten Sinne
heimatliche deutsche Malerei, wogegen seinem »Waldweg«
(Motiv vom Etlersberge) die unmittelbare Naturfrische
mangelt; die Absicht, ein »Bild« zu machen, verstimmt;
und leblos-lieblos erscheint ja so oft, was an Frische ver-
loren ging auf der Brücke von der Natur zum Bilde! —
Im Stil der vormärzlich-altbürgerlichen Vornehmheit und
anspruchslosen Güte der Zeit zwischen den Befreiungs-
kriegen und den deutschen Einigungskriegen (1813/14 bis
1866—71) bringt Bertha Froriep den »Kopf einer alten
Frau«, der in seiner Schlichtheit uns Heutigen, die wir um
deutsche Art den Lebenskampf bestehen sollen, wohl zu
denken gibt. — Die bekannten Professoren der Weimarer
Hochschule: Th. Hagen, Ludwig v. Hofmann, Walter
Klemm, Gari Melchers, Tübbecke, Thedy, Rasch und der
Bildhauer Prof. Engelmann sind mit für ihre Art kenn-
zeichnenden Werken vertreten. — Der Besuch der Weimarer
Ausstellung und der Verkauf der Werke hat sich recht
günstig gestaltet—, was doppelt erfreulich in dieser Not-
zeit ist. Von der Verkaufssumme wird ein Teil — nicht
unter 20 vom Hundert — zur Unterstützung Weimarer
Künstler und deren Familien im Kriegsjahr verwendet.
Wilhelm Schölermann.
Die Berliner Akademie der Künste beabsichtigt,
zu Beginn des kommenden Jahres eine Ausstellung in
ihren Räumen am Pariser Platz zu veranstalten. Es ist
dankenswert, daß die Körperschaft auch in dieser Zeit es
für ihre Pflicht hält, eine gediegene künstlerische Ver-
anstaltung ins Auge zu fassen; einmal der Künstler wegen,
denen hier eine Verkaufsmöglichkeit geboten wird,
dann für das Publikum, dem eine ernste Ablenkung will-
kommen sein wird. Es soll eine deutsche Ausstellung der
Mitglieder der Akademie und eingeladener Gäste werden,
wobei man sich großenteils auf Berlin beschränkt. An die
Veranstaltung angegliedert wird eine Ausstellung aus dem
Nachlasse der verstorbenen Mitglieder Professor Karl
Köpping (nicht nur graphische Arbeiten, auch Studien und
Skizzen zu seinen geplanten monumentalen Gemälden)
und Professor Josef Scheurenberg, dem Maler religiöser
Bilder. Endlich wird die Akademieausstellung auch eine
Sammlung von Bildern aus dem jetzigen Kriege enthalten.
Das erscheint besonders aussichtsreich, da sehr namhafte
Mitglieder der Akademie im Felde waren und sind, so
Ludwig Dettmann und Max Slevogt. Die Ausstellung am
Pariser Platz wird voraussichtlich am 1. März geöffnet
werden und bis Anfang April dauern. — Ob auch in
Paris und London eine solche Veranstaltung zustande
kommen könnte, darf man mit Recht bezweifeln. Einen
großen Ausstellungsplan der Berliner Akademie, die in
diesem Winter das Werk Wilhelm Leibis und einiger seiner
Nachfolger in einem großen Rahmen vereinigen wollte
und dafür schon die wichtigsten Zusagen, von Köln die
ehemalige Sammlung Seeger, von München usw. hatte,
hat der Krieg leider vereitelt.
Berlin. Die Galerie Eduard Schulte bringt in
ihrer neuen Ausstellung mehrere Sammlungen von aktuellem
Interesse. Professor Arthur Kampf-Berlin, der zurzeit zu
Studienzwecken im Felde weilt, sandte den großen Karton
und 25 Studien zu seinem soeben vollendeten Monumental-
gemälde in der Aula der Kgl. Universität Berlin »Fichte als
Redner an das deutsche Volk«. Da das große Wandge-
mälde selbst zurzeit für die Öffentlichkeit noch nicht zu-
gängig ist, so werden die hier gezeigten Hilfs- und Vor-
arbeiten doppelt interessieren. — Ferner stellt Professor
Franz Roubaud-München eine umfangreiche Sammlung von
Kriegs-, Jagd- und Volkstypen aus dem Kaukasus aus, so-
wie einige Motive vom Chiemsee. Weitere Kollektionen
sandten noch Professor Carl Albrecht-Königsberg, Albert
Gartmann-Wimpfen am Neckar, Professor O. Günther-
Naumburg, Prof. Hanns Pellar-Darmstadt, Hans Prentzel-
Berlin, Wilhelm Schmurr-Düsseldorf und Franz Triebsch-
Berlin. Letzterer eine Sammlung von Bildnissen bekannter
Persönlichkeiten.
Die Firma S. Kende in Wien I, Weihburggasse 18,
hat einen Katalog mit Preisen über Militaria und Porträts
herausgegeben. Er enthält eine große Reihe zum Teil sehr
seltener und interessanter Stücke, wie Schlachten- und Be-
lagerungsszenen, Kriegsepisoden, Heldentaten, Militär-
kostüme usw., historische Blätter usw. verschiedener Län-
der, Porträts berühmter österreichischer, ungarischer und
deutscher Heerführer und anderer hervorragender Persön-
lichkeiten, alte Städteansichten usw.
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 14. 1. Januar 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder beider Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
Weimarer Kunstförderung im Kriegsjahre. Ein
beachtenswertes Beispiel zur Belebung der Anteilnahme an
heimischer Kunst und heimischen Künstlern bietet die im
November-Dezember im Großh. Museum am Karlsplatz
(und später auswärts) zur Schau gebotene Ausstellung
zur Unterstützung Weimarer im Kriegsjahre 1914.
Unser unermüdlicher Direktor der Qroßh. Baugewerken-
schule, Prof. Dr. Ing. Paul Klopfer, eröffnete die Ausstellung
mit einer bedeutsamen Ansprache. — So wurde diesmal
aus der üblichen — furchtbar kitschigen — weimarischen
»Weihnachtsausstellung« eine größtenteils gut gesiebte Aus-
wahl von tüchtigen Werken deutscher Malerei und Graphik,
welche einer strengeren, ernsten Prüfung standhalten kann
— bis auf etliche, in keiner Kunstschau ganz vermeidbaren
Nieten und (in einer »Schreckenskammer« vereinigten) Aus-
nahmen. — Hervorragend vertreten sind u. a. Prof. Robert
Weise (unser neugewonnener Lehrer an der Hochschule
für bildende Kunst) mit drei farbenleuchtenden Bildern vom
»Belvedere« und einem meisterhaft koloristisch hinge-
strichenen Freilichtbilde »Frühstück«. Ingwer Paulsens
neues großes Radierblatt »Hafen von Venedig« zeigt die
reifende Sicherheit dieser Graphik Paulsens, die ich in der
»Zeitschrift für bildende Kunst« zu würdigen versuchte. Sein
Weg weist ihn der zeichnerischen Technik zu; in dem Öl-
bild »Akt« ist das Problem noch nicht ganz gelöst, das
Problem nämlich, die Dinge nebeneinander (statt hinter-
einander) in die Fläche zu zwingen, durch kalte und warme
Farbwerte (statt der hellen und dunklen). Alles ist hell
in hell gemalt, aber das blaue Tuch hinter dem Mädchen
fügt sich nicht dem Gesetz der Fläche, es tritt vor das
Mädchen. Doch der Weg zu dem gesteckten Ziel wirds
ein andermal wohl erreichen. — Fröhlichs, des stillen
Malpoeten »Waldsee« mit dem blauen Rund des Himmels
und den Wolkenschatten im Spiegelbilde, das ist innige
deutsche Malerei. Nur der wasserschöpfende Einsiedler
stört in seiner etwas gewöhnlichen Gestalt den Stimmungs-
frieden der reinen, unberührten Natur. — Des verewigten
Eduard Weichbergers »Waldbach« und die kleine Skizze
»Abend im Armbrustgarten« sind auch im guten Sinne
heimatliche deutsche Malerei, wogegen seinem »Waldweg«
(Motiv vom Etlersberge) die unmittelbare Naturfrische
mangelt; die Absicht, ein »Bild« zu machen, verstimmt;
und leblos-lieblos erscheint ja so oft, was an Frische ver-
loren ging auf der Brücke von der Natur zum Bilde! —
Im Stil der vormärzlich-altbürgerlichen Vornehmheit und
anspruchslosen Güte der Zeit zwischen den Befreiungs-
kriegen und den deutschen Einigungskriegen (1813/14 bis
1866—71) bringt Bertha Froriep den »Kopf einer alten
Frau«, der in seiner Schlichtheit uns Heutigen, die wir um
deutsche Art den Lebenskampf bestehen sollen, wohl zu
denken gibt. — Die bekannten Professoren der Weimarer
Hochschule: Th. Hagen, Ludwig v. Hofmann, Walter
Klemm, Gari Melchers, Tübbecke, Thedy, Rasch und der
Bildhauer Prof. Engelmann sind mit für ihre Art kenn-
zeichnenden Werken vertreten. — Der Besuch der Weimarer
Ausstellung und der Verkauf der Werke hat sich recht
günstig gestaltet—, was doppelt erfreulich in dieser Not-
zeit ist. Von der Verkaufssumme wird ein Teil — nicht
unter 20 vom Hundert — zur Unterstützung Weimarer
Künstler und deren Familien im Kriegsjahr verwendet.
Wilhelm Schölermann.
Die Berliner Akademie der Künste beabsichtigt,
zu Beginn des kommenden Jahres eine Ausstellung in
ihren Räumen am Pariser Platz zu veranstalten. Es ist
dankenswert, daß die Körperschaft auch in dieser Zeit es
für ihre Pflicht hält, eine gediegene künstlerische Ver-
anstaltung ins Auge zu fassen; einmal der Künstler wegen,
denen hier eine Verkaufsmöglichkeit geboten wird,
dann für das Publikum, dem eine ernste Ablenkung will-
kommen sein wird. Es soll eine deutsche Ausstellung der
Mitglieder der Akademie und eingeladener Gäste werden,
wobei man sich großenteils auf Berlin beschränkt. An die
Veranstaltung angegliedert wird eine Ausstellung aus dem
Nachlasse der verstorbenen Mitglieder Professor Karl
Köpping (nicht nur graphische Arbeiten, auch Studien und
Skizzen zu seinen geplanten monumentalen Gemälden)
und Professor Josef Scheurenberg, dem Maler religiöser
Bilder. Endlich wird die Akademieausstellung auch eine
Sammlung von Bildern aus dem jetzigen Kriege enthalten.
Das erscheint besonders aussichtsreich, da sehr namhafte
Mitglieder der Akademie im Felde waren und sind, so
Ludwig Dettmann und Max Slevogt. Die Ausstellung am
Pariser Platz wird voraussichtlich am 1. März geöffnet
werden und bis Anfang April dauern. — Ob auch in
Paris und London eine solche Veranstaltung zustande
kommen könnte, darf man mit Recht bezweifeln. Einen
großen Ausstellungsplan der Berliner Akademie, die in
diesem Winter das Werk Wilhelm Leibis und einiger seiner
Nachfolger in einem großen Rahmen vereinigen wollte
und dafür schon die wichtigsten Zusagen, von Köln die
ehemalige Sammlung Seeger, von München usw. hatte,
hat der Krieg leider vereitelt.
Berlin. Die Galerie Eduard Schulte bringt in
ihrer neuen Ausstellung mehrere Sammlungen von aktuellem
Interesse. Professor Arthur Kampf-Berlin, der zurzeit zu
Studienzwecken im Felde weilt, sandte den großen Karton
und 25 Studien zu seinem soeben vollendeten Monumental-
gemälde in der Aula der Kgl. Universität Berlin »Fichte als
Redner an das deutsche Volk«. Da das große Wandge-
mälde selbst zurzeit für die Öffentlichkeit noch nicht zu-
gängig ist, so werden die hier gezeigten Hilfs- und Vor-
arbeiten doppelt interessieren. — Ferner stellt Professor
Franz Roubaud-München eine umfangreiche Sammlung von
Kriegs-, Jagd- und Volkstypen aus dem Kaukasus aus, so-
wie einige Motive vom Chiemsee. Weitere Kollektionen
sandten noch Professor Carl Albrecht-Königsberg, Albert
Gartmann-Wimpfen am Neckar, Professor O. Günther-
Naumburg, Prof. Hanns Pellar-Darmstadt, Hans Prentzel-
Berlin, Wilhelm Schmurr-Düsseldorf und Franz Triebsch-
Berlin. Letzterer eine Sammlung von Bildnissen bekannter
Persönlichkeiten.
Die Firma S. Kende in Wien I, Weihburggasse 18,
hat einen Katalog mit Preisen über Militaria und Porträts
herausgegeben. Er enthält eine große Reihe zum Teil sehr
seltener und interessanter Stücke, wie Schlachten- und Be-
lagerungsszenen, Kriegsepisoden, Heldentaten, Militär-
kostüme usw., historische Blätter usw. verschiedener Län-
der, Porträts berühmter österreichischer, ungarischer und
deutscher Heerführer und anderer hervorragender Persön-
lichkeiten, alte Städteansichten usw.