DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 16. 15. Januar 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Februar
9.
Berlin. */?. Lepke. Gemälde neuerer Meister
aus dem Nachlaß d. Prof. K. Frenzei (III.Teil)
u. a. Bes.
Februar
Berlin. *A- Lepke. Bibliothek: Nachlaß Prof.
K. Frenzei, Baumeister P. Hentschel u. a.
10.—11.
23.-25.
Berlin. *R. Lepke. Antiquitäten. Alte Gemälde
d. 16.—18. Jahrh.
lieber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
VOM AMERIKANISCHEN KUNSTMARKT
Nach den Versteigerungen von kleineren Sammlungen
steht für den Februar nun auch eine große Auktion in
New York bevor, ein Zeichen, das von den nordamerika-
nischen Blättern des Kunsthandels, wie den American Art
News, als sehr hoffnungsvoll für die Lage des gesamten
Marktes angesehen wird. Man legt dieser Tatsache die-
selbe Bedeutung bei wie etwa in Börsenkreisen der Öff-
nung des New York Stock Exchange und sieht den Preisen
schon jetzt mit Spannung entgegen. Es handelt sich um
die nachgelassene Kunstsammlung Ichabod T. Williams,
die die American Art Association unter den Hammer bringen
wird, wofür der große Saal des Plaza Hotels in Aussicht
genommen ist. Da Bilder von Künstlern aus solchen Schulen
vorkommen, die in normalen Zeiten sehr gefragt sind, so
wird dieser Verkauf tatsächlich zeigen, wie der Kunstmarkt
jetzt darauf reagiert.
Williams war in Amerika ein ganz bekannter Sammler,
der sich bei seinen Ankäufen hauptsächlich von den Rat-
schlägen leiten ließ, die ihm der befreundete, jetzt ver-
storbene Händler Daniel Cottier gab. Alte Meister spie-
len in seiner Sammlung keine allzu große Rolle, wenn-
gleich sich auch darunter manche bemerkenswerten Stücke
finden (Domenichino, Sassaferrato und Van de Velde, Jan
Both, A. Cuyp, Van de Neer). Besonderes Interesse ver-
dient die Schule von Barbizon und moderne Holländer
und Amerikaner. Seine Barbizonbilder sind in den letzten
Jahren mehrfach auf Ausstellungen gezeigt worden, z. B.
mehrere Troyon »Morgen an der Küste der Normandie«
und »Kühe auf der Weide«, von Millet »Les Ouvriers«,
von Rousseau eine Landschaft, drei schöne Daubigny, vier
typische Diaz und drei Corots, darunter ein Nemi-See.
Unter den Holländern ragen die von Cottier besonders
bevorzugten drei Maris hervor, sowie Mauve, Bock, Neu-
huys, Bosboom und Therese Schwartz (diese mit einem
ansprechenden Genrebild »Amerikanische Waisenkinder«).
Sonst sind von europäischer Kunst noch zu nennen: De-
camps, Delacroix, Couture, Mettling, Ribot, Roybet, Bon-
vin und Isabey. Von Amerikanern besaß Williams u. a.
drei George Fuller, einen charakteristischen Sargent (»Capri
Girl«), zwei Wynants und je ein größeres Werk von
J. Francis Murphy, Twachtman, Blakelock, A. P. Ryder,
J. Alden Weir, Samuel Colman, Eastman Johnson, Whitt-
redge, Mc Intee, James D. Smillie, W. T. Richards und
Gedney Bruce. — Zu der Sammlung gehören ferner grie-
chische Vasen, orientalische Keramik, Bronzen, Terrakotten,
venezianische Gläser, die Möbel und eine Bibliothek.
Aus einer Gemäldeauktion, die in New York in Clar-
kes Art Rooms am 11. Dezember abgehalten wurde, heben
wir hervor:
George N. Bogert, Venedig. 3000 M.
Julian Rix, Fluß im Tal.1100 M.
In der Galerie Richter in Dres-
den wird ein Vortragszyklus über
Dresdner Kunst, gehalten von Dr.
Karl Adrian, stattfinden. Die The-
mata lauten: I. 16. Januar, Die künst-
lerischen Probleme der Graphik. II. Die
Malerei. 23. Januar, Das Innenbild und
die Landschaftsmalerei; 30. Januar, Die
Bildnismalerei. III. 6. Februar, Die
Plastik. Die Ausführung legt die rein
künstlerischen Anschauungsprobleme in
der Dresdener Kunst dar und sucht aus
ihnen die Stellungnahme zu den geisti-
gen Strömungen der Gegenwart zu be-
leuchten. Zur schärferen Prägnanz ist
bei der Auswahl der Lichtbilder auf ein
umfangreiches Vergleichsmaterial ge-
sehen. Es werden die Bearbeitungen
des gleichen odereines ähnlichen Gegen-
standes einander entgegengesetzt.
Zu den Firmen, die trotz des Krieges
regelmäßig weiter systematisch gearbei-'
tete Kataloge herausgeben, gehören
Joseph Baer & Co. in Frankfurt a. M.
Die Firma verschickt soeben als Lager-
katalog Nr. 630 unter dem Titel »Bi-
bliotheca Philologica Classica IV« ein
umfangreiches Verzeichnis über römi-
sche Archäologie, dessen Material
zum Teil aus dem Besitze des Geheim-
rats Ernst Schulze-Homburg stammt.
München. Der Ausstellungsverband
Münchner Künstler hat in seiner ordent-
lichen Generalversammlung folgende
Herren in den Ausschuß gewählt: Julius
Schräg, 1. Vorsitzender; Heinrich Rettig,
2. Vorsitzender; Richard Gutschmidt, 1.
Schriftführer; Fritz Bayerlein, 2. Schrift-
führer; Leopold Schönchen, 3. Schrift-
führer; Paul Ehrenberg, Kassier; Herrn.
Eißfeldt; Simon Glücklich; Markus Grön-
vold; Hans Hammer; Paul Leuteritz; Curt
Rüger.—EinTurnus wird im Ausstellungs-
jahr 1915 nicht veranstaltet, die künstle-
rische Betätigung beschränkt sich auf eine
v. 9.—21. Januar 1915 stattfindende Aus-
stellung im Kunstverein München.
Die »Ständige Ausstellungskom-
mission für die Deutsche Industrie«
hat ihren Mitgliedern zum ersten Male
ein Jahrbuch übersandt. Wenn auch
augenblicklich das Interesse an Aus-
stellungen nur ein geringes ist, so läßt
sich doch annehmen, daß nach glück-
licher Beendigung des Krieges dem
Ausstellungswesen eine gesteigerte Be-
deutung zukommen wird. Wie die »Neue
Badische Landeszeitung« berichtet, soll
das Jahrbuch der künftigen Friedensarbeit
der deutschen Industrie dienen; es darf
zugleich als ein Beweis dafür angesehen
werden, daß die Durchführung der der
Kommission übertragenen organisato-
rischen Arbeiten auch während des
Krieges nicht zum Stillstand gekommen
ist. Über Inhalt und Zweck des Jahr-
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 16. 15. Januar 1915
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Februar
9.
Berlin. */?. Lepke. Gemälde neuerer Meister
aus dem Nachlaß d. Prof. K. Frenzei (III.Teil)
u. a. Bes.
Februar
Berlin. *A- Lepke. Bibliothek: Nachlaß Prof.
K. Frenzei, Baumeister P. Hentschel u. a.
10.—11.
23.-25.
Berlin. *R. Lepke. Antiquitäten. Alte Gemälde
d. 16.—18. Jahrh.
lieber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
VOM AMERIKANISCHEN KUNSTMARKT
Nach den Versteigerungen von kleineren Sammlungen
steht für den Februar nun auch eine große Auktion in
New York bevor, ein Zeichen, das von den nordamerika-
nischen Blättern des Kunsthandels, wie den American Art
News, als sehr hoffnungsvoll für die Lage des gesamten
Marktes angesehen wird. Man legt dieser Tatsache die-
selbe Bedeutung bei wie etwa in Börsenkreisen der Öff-
nung des New York Stock Exchange und sieht den Preisen
schon jetzt mit Spannung entgegen. Es handelt sich um
die nachgelassene Kunstsammlung Ichabod T. Williams,
die die American Art Association unter den Hammer bringen
wird, wofür der große Saal des Plaza Hotels in Aussicht
genommen ist. Da Bilder von Künstlern aus solchen Schulen
vorkommen, die in normalen Zeiten sehr gefragt sind, so
wird dieser Verkauf tatsächlich zeigen, wie der Kunstmarkt
jetzt darauf reagiert.
Williams war in Amerika ein ganz bekannter Sammler,
der sich bei seinen Ankäufen hauptsächlich von den Rat-
schlägen leiten ließ, die ihm der befreundete, jetzt ver-
storbene Händler Daniel Cottier gab. Alte Meister spie-
len in seiner Sammlung keine allzu große Rolle, wenn-
gleich sich auch darunter manche bemerkenswerten Stücke
finden (Domenichino, Sassaferrato und Van de Velde, Jan
Both, A. Cuyp, Van de Neer). Besonderes Interesse ver-
dient die Schule von Barbizon und moderne Holländer
und Amerikaner. Seine Barbizonbilder sind in den letzten
Jahren mehrfach auf Ausstellungen gezeigt worden, z. B.
mehrere Troyon »Morgen an der Küste der Normandie«
und »Kühe auf der Weide«, von Millet »Les Ouvriers«,
von Rousseau eine Landschaft, drei schöne Daubigny, vier
typische Diaz und drei Corots, darunter ein Nemi-See.
Unter den Holländern ragen die von Cottier besonders
bevorzugten drei Maris hervor, sowie Mauve, Bock, Neu-
huys, Bosboom und Therese Schwartz (diese mit einem
ansprechenden Genrebild »Amerikanische Waisenkinder«).
Sonst sind von europäischer Kunst noch zu nennen: De-
camps, Delacroix, Couture, Mettling, Ribot, Roybet, Bon-
vin und Isabey. Von Amerikanern besaß Williams u. a.
drei George Fuller, einen charakteristischen Sargent (»Capri
Girl«), zwei Wynants und je ein größeres Werk von
J. Francis Murphy, Twachtman, Blakelock, A. P. Ryder,
J. Alden Weir, Samuel Colman, Eastman Johnson, Whitt-
redge, Mc Intee, James D. Smillie, W. T. Richards und
Gedney Bruce. — Zu der Sammlung gehören ferner grie-
chische Vasen, orientalische Keramik, Bronzen, Terrakotten,
venezianische Gläser, die Möbel und eine Bibliothek.
Aus einer Gemäldeauktion, die in New York in Clar-
kes Art Rooms am 11. Dezember abgehalten wurde, heben
wir hervor:
George N. Bogert, Venedig. 3000 M.
Julian Rix, Fluß im Tal.1100 M.
In der Galerie Richter in Dres-
den wird ein Vortragszyklus über
Dresdner Kunst, gehalten von Dr.
Karl Adrian, stattfinden. Die The-
mata lauten: I. 16. Januar, Die künst-
lerischen Probleme der Graphik. II. Die
Malerei. 23. Januar, Das Innenbild und
die Landschaftsmalerei; 30. Januar, Die
Bildnismalerei. III. 6. Februar, Die
Plastik. Die Ausführung legt die rein
künstlerischen Anschauungsprobleme in
der Dresdener Kunst dar und sucht aus
ihnen die Stellungnahme zu den geisti-
gen Strömungen der Gegenwart zu be-
leuchten. Zur schärferen Prägnanz ist
bei der Auswahl der Lichtbilder auf ein
umfangreiches Vergleichsmaterial ge-
sehen. Es werden die Bearbeitungen
des gleichen odereines ähnlichen Gegen-
standes einander entgegengesetzt.
Zu den Firmen, die trotz des Krieges
regelmäßig weiter systematisch gearbei-'
tete Kataloge herausgeben, gehören
Joseph Baer & Co. in Frankfurt a. M.
Die Firma verschickt soeben als Lager-
katalog Nr. 630 unter dem Titel »Bi-
bliotheca Philologica Classica IV« ein
umfangreiches Verzeichnis über römi-
sche Archäologie, dessen Material
zum Teil aus dem Besitze des Geheim-
rats Ernst Schulze-Homburg stammt.
München. Der Ausstellungsverband
Münchner Künstler hat in seiner ordent-
lichen Generalversammlung folgende
Herren in den Ausschuß gewählt: Julius
Schräg, 1. Vorsitzender; Heinrich Rettig,
2. Vorsitzender; Richard Gutschmidt, 1.
Schriftführer; Fritz Bayerlein, 2. Schrift-
führer; Leopold Schönchen, 3. Schrift-
führer; Paul Ehrenberg, Kassier; Herrn.
Eißfeldt; Simon Glücklich; Markus Grön-
vold; Hans Hammer; Paul Leuteritz; Curt
Rüger.—EinTurnus wird im Ausstellungs-
jahr 1915 nicht veranstaltet, die künstle-
rische Betätigung beschränkt sich auf eine
v. 9.—21. Januar 1915 stattfindende Aus-
stellung im Kunstverein München.
Die »Ständige Ausstellungskom-
mission für die Deutsche Industrie«
hat ihren Mitgliedern zum ersten Male
ein Jahrbuch übersandt. Wenn auch
augenblicklich das Interesse an Aus-
stellungen nur ein geringes ist, so läßt
sich doch annehmen, daß nach glück-
licher Beendigung des Krieges dem
Ausstellungswesen eine gesteigerte Be-
deutung zukommen wird. Wie die »Neue
Badische Landeszeitung« berichtet, soll
das Jahrbuch der künftigen Friedensarbeit
der deutschen Industrie dienen; es darf
zugleich als ein Beweis dafür angesehen
werden, daß die Durchführung der der
Kommission übertragenen organisato-
rischen Arbeiten auch während des
Krieges nicht zum Stillstand gekommen
ist. Über Inhalt und Zweck des Jahr-