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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 12.1915

DOI issue:
Nr. 19 (5. Februar 1915)
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https://doi.org/10.11588/diglit.54674#0083
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DER KUNSTMARKT
XII. Jahrgang 1914/1915 Nr. 19. 5. Februar 1915

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Februar
Berlin. 7?. Lepke. Gemälde neuerer Meister
aus dem Nachlaß d. Prof. K. Frenzei (III.Teil)
u. a. Bes.
Februar
Berlin. *Max, Perl. Kupferstiche, Radierungen,
Schabkunstblätter, Lithographien usw. von
Künstlern des 15.—19. Jahrh.
9.
19.—20.
10.—11.
Berlin. R. Lepke. Bibliothek: Nachlaß Prof.
K. Frenzei, Baumeister P. Hentschel u. a.
23.-25.
Berlin. R. Lepke. Antiquitäten. Alte Gemälde
d. 16.—18. Jahrh. aus d. Nachl. d. Kunst-
händlers Hecht-Berlin u. a.

Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.

Das Kunstauktionshaus Rudolph Lepke in Berlin
kündigt nach längerer Pause für die nächste Zeit wieder
eine Reihe von Versteigerungen an. Den modernem
Gemälden aus dem Nachlaß Karl Frenzeis und der Bücher-
sammlung aus seinem Besitz und dem des Baumeisters
Paul Hentschel, die am 9. bis 11. Februar zum Ausgebot
gelangen, folgen am 23. Februar Antiquitäten und alte
Bilder aus der Hinterlassenschaft des bekannten Berliner
Kunsthändlers Hecht. Gute Möbel und vor allem eine
große Zahl alter Stoffe, die Hecht mit besonderer Liebe
und Verständnis zusammenbrachte, bilden den besten Teil
dieser Sammlung.
Auf das Ergebnis der Versteigerung darf man in der
jetzigen Zeit in hohem Maße gespannt sein. Man erinnert sich
noch des über alles Erwarten günstigen Resultates der Anti-
quitätenauktion, die Lepke kurz vor Weihnachten abhielt.
Das Gelingen dieses ersten Versuches war der Anlaß zu der
jetzigen Wiederaufnahme des alten Betriebes wenigstens in
einem beschränkteren Umfange, und alle Zeichen deuten dar-
auf hin, daß der Kunstmarkt auch während des Krieges und
trotz des Ausfalles der internationalen Beziehungen ge-
nügende Aufnahmefähigkeit für regelmäßige Versteige-
rungen besitzt. Die Kaufkraft des deutschen Publikums ist
keineswegs erloschen, und die Händler in den neutralen
Ländern nutzen gern die wenigen Erwerbsgelegenheiten,
die jetzt überhaupt geboten werden.
Man hätte nicht leicht in den ersten Wochen oder
selbst Monaten des Krieges eine solche Lage des Kunst-
marktes vorausgesehen. Jedermann glaubte, ein allgemeiner
Preissturz müsse unvermeidlich sein. Zum mindesten er-
wartete man einen absoluten Stillstand des gesamten Kunst-,
handels für die Dauer des Krieges. So war es selbstver-
ständlich, daß Lepke nicht nur die große Versteigerung der
Sammlung Oppenheim, für die eine weitgehende Beteiligung
der internationalen Sammler- und Händlerwelt die notwen-
dige Voraussetzung war, absagte, sondern den Betrieb über-
haupt einstellen zu müssen glaubte.
Dieser anfängliche Stillstand und die allgemeine Furcht
vor dem großen Preissturz hat nun offenbar gerade das
Resultat gehabt, den deutschen Kunstmarkt auf einer ge-
sunden Basis zu erhalten. Das massenhafte Angebot von
Kunstwerken aus Privatbesitz, das man erwartete, ist nicht
erfolgt. Im Gegenteil, es scheint allgemeine Zurückhaltung
zu herrschen, weil die Besorgnis besteht, daß die Preise
der Kriegslage wegen gedrückt werden könnten. Daß
nicht die Not dazu zwingt, sich über solche Bedenken hin-
wegzusetzen, ist ein überaus erfreuliches Zeichen für die
günstige wirtschaftliche Lage des deutschen Volkes.

Auch die Händler zeigen keineswegs die Neigung zu
übereiltem Verkauf und sind eher zurückhaltend mit ihrer
Ware, zunächst aus den gleichen Gründen wie die privaten
Besitzer, dann aber auch, weil unter den geschilderten Um-
ständen die Ergänzung ihres Lagers Schwierigkeiten be-
reiten muß, und endlich wohl, weil sie nach dem Kriege,
wenn eine gesteigerte Kauflust einsetzt, und die bisherige
Konkurrenz des französischen und englischen Kunstmarktes
wenigstens für einige Zeit aussetzt, ihren Vorrat unter
günstigeren Bedingungen unterzubringen hoffen.
Ob diese Rechnung mit einer stark gesteigerten Kauf-
lust nach dem — hoffentlich glücklich verlaufenen — Kriege
richtig ist, kann natürlich erst die Zukunft erweisen. Merk-
würdig ist aber, daß auch jetzt schon während des Krieges
die Kauflust des Publikums ganz merklich wieder sich zu
regen beginnt. Für den Augenblick tritt sogar die auf dem
Kunstmarkt seltene und merkwürdige Lage ein, daß die
Nachfrage eher sich einstellt als das Angebot. Ein Aus-
gleich ist gewiß sehr bald zu erwarten. Gewiß fehlt es
den Verhältnissen heut noch an der Ruhe, die eine Vor-
aussage in irgend einer Form gewährleisten könnte. Um
so interessanter wird es sein, den Verlauf der Auktionen
bei Lepke zu verfolgen, die einen guten Gradmesser ab-
geben für den augenblicklichen Stand des deutschen Kunst-
marktes und seine Aussichten für die nächste Zukunft.

Berlin. Das Graphische Kabinett J. B. Neu-
mann bringt in der neuen Ausstellung graphische Arbeiten
von Greve-Lindau, Willi Jaeckel, Alfred Kubin, A. Partikel,
Paul Paeschke. Ferner ist die letzte Folge der Cellini-
blätter von Max Slevogt zu sehen. Dieses Werk, das
303 Blätter umfaßt, ist sein bisher umfangreichstes auf gra-
phischem Gebiete. Es erscheint im Verlage von Bruno
Cassirer. Die Ausstellung ist von 10 bis 6 Uhr geöffnet;
der Eintritt ist frei.
Dresden. Im graphischen Kabinett des Kunstsalon
Richter wird von nächster Woche ab ein Zyklus »Kriegs-
graphik« ausgestellt. Die erste Serie enthält drei Kollek-
tionen: Prof. Max Liebermann-Berlin, Willi Geiger-München,
Georg Gelbke-Dresden. Ferner Einzelblätter von Klinger,
Kampf, Hettner, Gaul, Baluschek, Uhl. Die weiteren Serien
bringen zunächst Zeichnungen erster Dresdner, Berliner
und Münchner Künstler aus dem Felde. Auch der Ex-
pressionismus wird in Ludwig Meidner, Alexander Ger-
bing u. a. zu Worte kommen. Der Eintritt ist für Inter-
essenten frei.
 
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