Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 6./7.1924/25
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0473
DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Heft:1./2. Augustheft
DOI Artikel:Donath, Adolph: Lovis Corinth und die deutsche Malerei
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0473
Köln, erhielt Corinths „Strandbild“ von 1917, das ich
liier nach meinem „Jahrbuch für Kunstsammler“, Band
]V V**) wiedergebe, den für die damalige Zeit sehr
anständig'en Preis von 6800 Goldinark.
Corinth, der heute in allen großen Galerien und in
den größten Privatsammlungen vertreten ist, liatte inter-
Maurer, der meine Kunst so außerordentlich liebte, daß
er alles, was er sicli nur eriibrigen konnte, und wenn es
20 oder 50 Mark gewesen sind, zu mir getragen hat, um
sich Corinths zu kaufeu. Und als dieser Maurer später
Polier geworden war, und als er endlich Häuser zu
bauen begann, da war es sein erstes, mich einzuladen
essante Beziehungen zu den S a m m 1 e r n. In dem und mir die mächtigstcn pommerschen Giinsebriiste vor-
Kapitel „Künstler und Sammler“ meiner „Technik des zusetzen. Und während des Schmauses kam sein Solm
Kunstsammelns“ erzähle ich aucli von meinen Besuchen und bat mich, ihm fiir sein erstes erspartes Geld eine
im Hause Corinths. „Lovis Corinth“, so schreibe ich Studie zu iiberlassen. Ist das nicht ein Erlebnis? War
hier, „ist der Meinung, daß noch i d e a 1 e Sammler das nicht eine ideale Familie?“
existieren. Ihm persönlich sind sie allerdings, glaubt er,
nur selten vorgekommen.“ „Ein Fall aber“, so erzählte
er mir an einem der Tage, die ich in seinem künstleri-
schen Hause verbrachte, „ist doch für rnich cin Erlebnis.
Da war vor so und so vielen Jahren in Pommern ein
**) Frankfurter Verlags-Anstalt A.-G., Frankfurt a. M. 1925.
„Freilich habe ich dann wieder Sammler kennen-
gelernt, die nur auf das k a u f m ä n n i s c h e abge-
stimmt waren. Ja, die sind stark in der Majorität“.
„Abcr, abcr“, wirft da die Gattin Corinths, Charlotte
B e r e n d ein, „das waren und sind doch auch sehr an-
ständige Kunstfreunde.“ Schön, denkt Corinth, während
die Künstlerin von einem Berliner Arzt spricht, der
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liier nach meinem „Jahrbuch für Kunstsammler“, Band
]V V**) wiedergebe, den für die damalige Zeit sehr
anständig'en Preis von 6800 Goldinark.
Corinth, der heute in allen großen Galerien und in
den größten Privatsammlungen vertreten ist, liatte inter-
Maurer, der meine Kunst so außerordentlich liebte, daß
er alles, was er sicli nur eriibrigen konnte, und wenn es
20 oder 50 Mark gewesen sind, zu mir getragen hat, um
sich Corinths zu kaufeu. Und als dieser Maurer später
Polier geworden war, und als er endlich Häuser zu
bauen begann, da war es sein erstes, mich einzuladen
essante Beziehungen zu den S a m m 1 e r n. In dem und mir die mächtigstcn pommerschen Giinsebriiste vor-
Kapitel „Künstler und Sammler“ meiner „Technik des zusetzen. Und während des Schmauses kam sein Solm
Kunstsammelns“ erzähle ich aucli von meinen Besuchen und bat mich, ihm fiir sein erstes erspartes Geld eine
im Hause Corinths. „Lovis Corinth“, so schreibe ich Studie zu iiberlassen. Ist das nicht ein Erlebnis? War
hier, „ist der Meinung, daß noch i d e a 1 e Sammler das nicht eine ideale Familie?“
existieren. Ihm persönlich sind sie allerdings, glaubt er,
nur selten vorgekommen.“ „Ein Fall aber“, so erzählte
er mir an einem der Tage, die ich in seinem künstleri-
schen Hause verbrachte, „ist doch für rnich cin Erlebnis.
Da war vor so und so vielen Jahren in Pommern ein
**) Frankfurter Verlags-Anstalt A.-G., Frankfurt a. M. 1925.
„Freilich habe ich dann wieder Sammler kennen-
gelernt, die nur auf das k a u f m ä n n i s c h e abge-
stimmt waren. Ja, die sind stark in der Majorität“.
„Abcr, abcr“, wirft da die Gattin Corinths, Charlotte
B e r e n d ein, „das waren und sind doch auch sehr an-
ständige Kunstfreunde.“ Schön, denkt Corinth, während
die Künstlerin von einem Berliner Arzt spricht, der
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