DOI issue:
Heft 19 (1. Juliheft 1911)
DOI article:Lose Blätter
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.9019#0024
die und in die wir da blicken, zeigen einen Rosegger, der zwar einigen
Wenigen wohl, den Vielen aber noch gar nicht bekannt ist. Nicht einen
„Krachledernen", der amüsante oder sentimentale Älplergeschichten mit
etwas Naturbnrschentum vorträgt, das dem Zivilisationsmenschen „lieb"
erscheint, sondern einen Geisteskämpfer großen Schlags. Aber ich will
nicht viel davon reden, ich will ihn selbst mit ein paar Stücken sprechen
lassen, damit man Neigung bekomme, ihn weiter zu hören. „Mein Lied"
ist ein gänzlich unliteratenmäßiges, ein in jeder Beziehung poseloses, echtes,
tragisch ergreifendes Buch. Wer Peter Roseggern selbst kennen lernen
will, der muß es lesen.^
Erwartung
<7^>un wandle übers Morgensonnenfeld.
^^In Ehrfurcht tritt zurück von deinem Weg
Die Alltagswelt.
Auf allen Auen heilige Ruh,
Aber deinem Haupte hoch
Ein Falter fliegt im Kreise,
Die Perlen auf den Halmen zittern leise,
Und Blumen neigen ihren Kelch dir zu. —
O bebe, junge Brnst,
O bete, banges Herz, in ahnungsvoller Lust,
And laß dich weihen, laß dich segnen.
— Heute wird dein Schicksal dir begegnen.
Arwaldstimmung
^ ruhsamer Wald, wie bist du fein!
^ Wie bist du in Ewigkeit jung und rein!
Vom blutigen Kreuzweg der Menschensöhne
Entweiht keine Spur deine heilige Schöne.
Wohl heut wie zur Arzeit die Stürme tosen,
And wühlen im See und brechen den Baum.
Wohl heut wie zur Arzeit blühen die Rosen
And funkelt der Tau am Blütensaum. —
In dir ist Ruh.
Mein Leib will liegen
In blumiger Wiegen.
Meine Seele kam her aus unendlichen Zeiten,
And wie der wandernde Vogel den Ast,
So wählt diesen Leib sie zur kurzen Rast,
Ehe weiter sie fliegt in die Ewigkeiten.
Ein Freund ging nach Amerika
>^in Freund ging nach Amerika
^And schrieb mir vor einigen Lenzen:
Schicke mir Rosen aus Steiermark,
Ich hab eine Braut zu bekränzen!
Kunstwart XXIV, V
Wenigen wohl, den Vielen aber noch gar nicht bekannt ist. Nicht einen
„Krachledernen", der amüsante oder sentimentale Älplergeschichten mit
etwas Naturbnrschentum vorträgt, das dem Zivilisationsmenschen „lieb"
erscheint, sondern einen Geisteskämpfer großen Schlags. Aber ich will
nicht viel davon reden, ich will ihn selbst mit ein paar Stücken sprechen
lassen, damit man Neigung bekomme, ihn weiter zu hören. „Mein Lied"
ist ein gänzlich unliteratenmäßiges, ein in jeder Beziehung poseloses, echtes,
tragisch ergreifendes Buch. Wer Peter Roseggern selbst kennen lernen
will, der muß es lesen.^
Erwartung
<7^>un wandle übers Morgensonnenfeld.
^^In Ehrfurcht tritt zurück von deinem Weg
Die Alltagswelt.
Auf allen Auen heilige Ruh,
Aber deinem Haupte hoch
Ein Falter fliegt im Kreise,
Die Perlen auf den Halmen zittern leise,
Und Blumen neigen ihren Kelch dir zu. —
O bebe, junge Brnst,
O bete, banges Herz, in ahnungsvoller Lust,
And laß dich weihen, laß dich segnen.
— Heute wird dein Schicksal dir begegnen.
Arwaldstimmung
^ ruhsamer Wald, wie bist du fein!
^ Wie bist du in Ewigkeit jung und rein!
Vom blutigen Kreuzweg der Menschensöhne
Entweiht keine Spur deine heilige Schöne.
Wohl heut wie zur Arzeit die Stürme tosen,
And wühlen im See und brechen den Baum.
Wohl heut wie zur Arzeit blühen die Rosen
And funkelt der Tau am Blütensaum. —
In dir ist Ruh.
Mein Leib will liegen
In blumiger Wiegen.
Meine Seele kam her aus unendlichen Zeiten,
And wie der wandernde Vogel den Ast,
So wählt diesen Leib sie zur kurzen Rast,
Ehe weiter sie fliegt in die Ewigkeiten.
Ein Freund ging nach Amerika
>^in Freund ging nach Amerika
^And schrieb mir vor einigen Lenzen:
Schicke mir Rosen aus Steiermark,
Ich hab eine Braut zu bekränzen!
Kunstwart XXIV, V