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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,4.1911

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Heft 24 (2. Septemberheft 1911)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9019#0482
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Lebende Worte

mit dem zu tun, wogegen w i r spra-
chen, mit dem Anwurf „feig und
gewissenlos"?

Schließlich bekommt der Kunst-
wart selber vom Mann der „Lat"
zwar keine Kritik, aber gleich den
Vertretern der Geisteswissenschaften
ein paar Schimpfwörter zuge-
worfen. Die hängen wir dankend
um Horneffers Bild und freuen uns,
wie gut sie ihm stehn.

„Sammelruf"

^v>»as von euch gefordert wird, ist
^Vnicht viel. Ihr sollt es nur
über euch erhalten, euch auf kurze
Zeit zusammenzunehmen und zu
denken über das, was euch un-
mittelbar und offenbar vor den
Augen liegt. Darüber nur sollt ihr

euch eine feste Meinung bilden, dcr-
selben treu bleiben und sie in eurer
nächsten Umgebung auch äußern und
aussprechen. Es ist die Voraus-
setzung, es ist unsere sichere Aber-
zeugung, daß der Erfolg dieses Den-
kens bei euch allen auf die gleiche
Weise ausfallen werde; und daß,
wenn ihr nur wirklich denkt, und
nicht hingeht in der bisherigen Acht-
losigkeit, ihr übereinstimmend den-
ken werdet; daß, wenn ihr nnr
überhaupt Geist euch anschafft, und
nicht in dem bloßen Pflanzenleben
verharren bleibt, die Einmütigkeit
und Eintracht des Geistes von selbst
kommen werde. Ist es aber einmal
dazu gekommen, so wird alles
übrige, was uns nötig ist, sich von
selbst ergeben. Fichte

Unsre Bilder und Noten

s gehört sich wohl so, daß wir diescn Iahrgang mit einem Bilde
L^^nach Anselm Feuerbach abschließen, mit dem „Nicordo di

Tivoli" der Berliner Nationalgalerie, gleichsam als einem Andenken
an diese Feuerbachzeit. Ansre Leser wissen, wie wir über photomechanische
Vervielfältigungen denken, wissen, daß wir unsre eigenen Bilder bei
dieser Kritik dnrchaus nicht zu schonen pflegen, glauben uns demnach
wohl, daß wir auch die Mängel des vorliegenden Blattes bitter mit-
empfinden. Doch zählt es nicht zu den schlechtesten seiner Art, es hat
wenigstens Ruhe und einigen Wohllaut. Freilich gehört nicht viel dazu,
davon nach solch einem Originale einen Hauch spüren zu lassen, denn
mit Ruhe und Wohllaut ist ja das Urwerk bis zur Sättigung getränkt.

Im übrigen ist das Hest einem halbhimmelweit andersartigen Künstler
gewidmet, Karl Hännh. Aber ihn nimmt Geheimrat von Oechelhäuser
in der Rundschau das Wort, ich kann hier nur bitten, ihm aufmerksam
zuzuhören. Und sich von dem Befremdenden bei Hänny ja nicht abstoßen
zu lassen: wer den Weg zu ihm finden will, den beschenkt er mit starkem
Erleben. Oechelhäuser spricht ja auch über die einzelnen Bilder, die wir
teils vervielfältigen, teils (die Holzschnitte) sozusagen in Originalen geben.
IH möchte nur noch bitten, auch auf das Schnittmäßige der Original-
holzschnitte zu achten und sich dabei der Ausführungen zu erinnern, die
uns dell'Antonio neulich über Holzschnitzkunst gegeben hat. Handelte
sich's dort um eigentliche Schnitzereien, so gilt manches doch auch hier.
Auch beim Holzschnitte muß noch im Abdruck das Material, das Holz
lcbendig werden. A

">»u der vorigen Notenbeilage wäre nachträglich zu bemerken, daß die
<)Wahl einer Komposition Kaiser Iosephs I. durch den in dieses Iahr

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Kunstwart XXIV, 24
 
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