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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,4.1911

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Heft 20 (2. Juliheft 1911)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9019#0152
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Lebende Worte

sich wie dis Sterne nur in sehr
zitternden Abbildern in die „trü-
ben Fluten des Irdischen" herab-
gewinnen ließe! A

„Rechts und links der
Eisenbahn!"

a hatten wir Deutschen nun
wirklich einmal was ganz Vor-
zügliches — und nun benutzen wir's
nicht! Wir haben von der Folge
roter 50-Pfennighefte, die diesen
Aamen trägt, schon früher (Kw.
XXII, W mit wärmster Empfehlung
gesprochen. Sie wollen den Leser
auf der Fahrt begleiten, sagen wir
von Berlin an die Ost- oder Nord-
seebäder oder von München nach
Luzern oder sonstwohin, nnd ihm
dabei je eine Karte des Reichs und
eine ganz ausführliche der befahre-
nen Strecke mitgeben, vor allem
aber: Aufklärung über die Gegend
rechts und links, geographische,
ethnographische, geschichtliche, kultu-
relle — kurz: eine, die eines gebilde-
ten Menschen würdig ist. Dabei nie-
mals eine, die sich ins Spezialistische
verlöre, immer eine unterm Zu-
sammenhang mit dem Großen. Diese
ganz vorzüglichen Bändchen „gehen"
nun nicht. Vielleicht, weil der
Zwischenhandel dabei nicht auf seine
Geschäfte kommt? Was wir wisseu,
ist nur: sie sollten gehn. Wo
man sie nicht am Orte bekommen
kann, verlange man sie doch vom
Verlage Iustus Perthes in Gotha!
Es wäre nicht nur ein Schaden,
es wäre eine Schande, wenn solch

ein Unternehmen wegen Mangels
an Unterstützung im Rolk der Den-
ker und Dichter liegen bliebe! A

Zu den Kunstausstel-
lungen

o bleiben alle die Bilder?
Das ist eine Frage, die einem
auf jeder Kunstausstellung wohl
einige Male ans Ohr klingt und
auf die man nur deshalb nicht
mehr achtet, weil man dieselbe sich
selber bereits dann und wann ge-
stellt hat. Man sieht sich nicht
einmal die Leute, die das Wort
aussprechen, darauf genauer an.
Die Frage liegt zu sehr auf der
Hand: Wo bleiben alle die Bilder?

Mich persönlich ergreift sehr
bald in einer solchen großen Aus-
stellung ein melancholisches Unbe-
hagen, das nicht die gewöhnliche,
aus dem „Bilderbesehen" hervor-
gehende körperliche Ermüdung ist.
Uud es ergreift mich um so mehr,
als ich gottlob mich zu denen zäh-
len darf, die wie der alte Albrecht
von Nürnberg am liebsten ihre
Kritik in die Worte fassen: „Nun,
die Meister haben ihr Bestes ge-
tan!" — Wahrlich, es sind nicht
immer die, welche vom Publikum
Meister genannt werden und sich
selber so nennen, die ihr Bestcs
tun! Es gehört zu manch einer
mutigen, heißen, fieberhaft ihr
Bestes geben wollenden Seele eine
ungeschickte zaghafte Hand.

Raabe (Pfisters Mühle)

Unsre Bilder und Noten

^»^as schöne und auch in der Reproduktion ziemlich geglückte Bild von
(-^DKäthe Olshausen-Schönberger führt uns irgendwohin
ins tropische oder subtropische Amerika. „Bitte um Nachtlager",
alles Stoffliche sagt sich damit schnell. Das Bild bedeutet schon in Motiv
und Ausschnitt einen erstaunlich glücklichen Griff, man wird sehr selten
eins finden, das bei solcher Einfachheit und solcher Abwesenheit allcr

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Kunstwart XXIV, 20
 
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