folge seirr mögen, doch mehr schäd-
liche als heilsame Wirkungerr her-
vor, denn sie schwächen den
Sinn für absichtsvolle
und wohlüberlegte Wohl-
fahrtsarbeit und erschweren
die Erziehung der besitzenden und
hilfsfähigen Volksklassen zu tie-
ferem Verständnis nnd
ernsterer Auffassung uns-
rer sozialen Verhältnisse.
Die Wohlfahrtsorganisationen,
denen vor allen arrderen die Pflicht
obliegt, das Gewissen aller Stände
gegenüber dem von ihnen erkannten
Elend zu wecken und zu schärfen,
stellen diese Pflicht zurück, indem
sie äußere Anreizungen benutzen,
um eine Gebelaune anzuregcn, die
nichts weiß von der Arbeit am
Elend selbst; sie helfen dazu, das so-
ziale Verantwortlichkeitsgefühl zu
verflachen, anstatt es zu vertiefen.
Für die jungen Helferinnerr be-
deutet der Blumentag, der ohne
Festlichkeiten irgendwelcher Art kei-
nen materiellen Erfolg haben kann,
eine Verwirrung der sitt-
lichenund sozialenArrffas-
sung. Soziale Verpflichtung soll
ihnen zu einem ernsten Begriff wer-
den, der die innere Hingabe der
Persönlichkeit erfordert, nicht zu
einem Fest, bei dem äußere Anreize
und Vergnügungen nicht entbehrt
werden können."
In einem Aufsatze der „Fran"
sagt Helene Lange, die berühmten
„Wohltätigkeitsbasare" seien wenig-
stens nicht öffentlich gewesen, aber
„der Blumentag predigt es von je-
der Straßenecke: die Wohl-
habenden und Besitzenden
bringen aus sich kein aus-
reichendes soziales Pflicht-
gefühl auf, um eine Volksge-
fahr wie die Säuglingssterblichkeit
abzuwehren. Man muß ihnen das
Geld dafür ablisten. Man muß sie
durch sinnreiche Methoden so ein-
engen, daß sie dem Geben nicht ent-
gehen können. Man muß sie durch
immer neue Reizmittel in gute
Laune versetzen, damit sie die paar
Groschen hergeben, — nicht für die
Sache, an die sie dabei gar nicht
denken —, sondern der Sammlerin
zu Gefallen, oder aus einer quasi
festlichen Stimmung, eben aus den
hundert allzu menschlichen Motiven,
auf die der Blumentag spekuliert.
Dadurch wird manches aufgewogen,
was der Blumentag viclleicht vor
den Basaren und Festen voraus hat.
And selbst, wenn noch etwas zu sei-
nen Gunsten übrig bliebe: er müßte
Kunstwart XXIV, 20
liche als heilsame Wirkungerr her-
vor, denn sie schwächen den
Sinn für absichtsvolle
und wohlüberlegte Wohl-
fahrtsarbeit und erschweren
die Erziehung der besitzenden und
hilfsfähigen Volksklassen zu tie-
ferem Verständnis nnd
ernsterer Auffassung uns-
rer sozialen Verhältnisse.
Die Wohlfahrtsorganisationen,
denen vor allen arrderen die Pflicht
obliegt, das Gewissen aller Stände
gegenüber dem von ihnen erkannten
Elend zu wecken und zu schärfen,
stellen diese Pflicht zurück, indem
sie äußere Anreizungen benutzen,
um eine Gebelaune anzuregcn, die
nichts weiß von der Arbeit am
Elend selbst; sie helfen dazu, das so-
ziale Verantwortlichkeitsgefühl zu
verflachen, anstatt es zu vertiefen.
Für die jungen Helferinnerr be-
deutet der Blumentag, der ohne
Festlichkeiten irgendwelcher Art kei-
nen materiellen Erfolg haben kann,
eine Verwirrung der sitt-
lichenund sozialenArrffas-
sung. Soziale Verpflichtung soll
ihnen zu einem ernsten Begriff wer-
den, der die innere Hingabe der
Persönlichkeit erfordert, nicht zu
einem Fest, bei dem äußere Anreize
und Vergnügungen nicht entbehrt
werden können."
In einem Aufsatze der „Fran"
sagt Helene Lange, die berühmten
„Wohltätigkeitsbasare" seien wenig-
stens nicht öffentlich gewesen, aber
„der Blumentag predigt es von je-
der Straßenecke: die Wohl-
habenden und Besitzenden
bringen aus sich kein aus-
reichendes soziales Pflicht-
gefühl auf, um eine Volksge-
fahr wie die Säuglingssterblichkeit
abzuwehren. Man muß ihnen das
Geld dafür ablisten. Man muß sie
durch sinnreiche Methoden so ein-
engen, daß sie dem Geben nicht ent-
gehen können. Man muß sie durch
immer neue Reizmittel in gute
Laune versetzen, damit sie die paar
Groschen hergeben, — nicht für die
Sache, an die sie dabei gar nicht
denken —, sondern der Sammlerin
zu Gefallen, oder aus einer quasi
festlichen Stimmung, eben aus den
hundert allzu menschlichen Motiven,
auf die der Blumentag spekuliert.
Dadurch wird manches aufgewogen,
was der Blumentag viclleicht vor
den Basaren und Festen voraus hat.
And selbst, wenn noch etwas zu sei-
nen Gunsten übrig bliebe: er müßte
Kunstwart XXIV, 20