Gegen den Tarif nichts.* Denn daß
auch gute Verträge gelegentlich von
solchen gebrochen werden, die ent-
weder im verbohrten Gefühl des
Rechts oder dem mangelnden der
Verantwortlichkeit sie mißachten,
hebt doch wohl zwanzigtausenü
FLlle nicht auf, wo sie wirkten.
Sind, weil zehn Leute Unrecht tun,
tausende ehrlos? Bei Licht be-
sehen ist das jetzt die letzte Konse-
quenz der Behauptungen der Tarif-
gegner. Moral: in politicis darf
ungestraft all und jede menschliche
Billigkeit zu höherm Parteizwcck
verachtet werden.
Zum Schutze des so ungerecht-
fcrtigt angegriffenen Vertrags noch
dies. Kein Vertrag bindet wie Eisen
uird Stein. Jeder nur so lange,
wie der Gebundne, physisch oder
pshchisch, ihn erträgt. Dennoch wer-
den Staatenverträge mit Friedens-
zwecken geschlossen, ohne daß man
sagt: es gibt schließlich doch Krieg,
alsolassemanesbleiben. Gesetzeund
Verfassungen werden trotz mög-
licher Revolutionen gegeben. Der
Wert solcher sozialer Erscheinungen
* Diesen Gedanken hat übrigens
inzwischen der Verein deutscher Zei-
tungverleger nachdrücklich aner-
kannt.
beruht nicht in ihrer absoluten Gül-
tigkeit, sondern in ihrem moralischen
Ansehen, das durch einen „Fall"
nur zu unendlich kleinem Bruchteil
erschüttert wird. Konservativ sein
heißt nicht: die Hände in den Schoß
legen, sondern: Gutes erhalten und
fördern. Auch Konservative hätten
pshchologisch betrachtet im Fall
Scherl sagen können, sagen müssen:
nichts Wichtiges, ein dummer Ein-
zelfall. Denn das moralische An-
sehen von Verträgen überhaupt zu
stützen gehört zu ihren Aufgaben
vor allem. Hans Herter
Frauenversammlungen
as über dieses Lhema im
ersten Januarheft gesagt wor-
den ist, hat in mir lebhaften
Widerhall geweckt. Es sollte nicht
nur mit Rücksicht auf die sich
fernhaltenden Männer, sondern
noch mehr vielleicht der Frauen
selbst wegen beachtet werden.
Eine Frauenversammlung von
Schlagwortbegeistcrung, von vor-
schnellem Abstimmen fernzuhalten,
ist bei der Lechnik unsrer Ver-
sammlungen gar kein leichtesDing.
Denn nach außen hin, so meinen
viele, können nur fertige Nesolu-
tionen, Sympathie- und Protest-
kundgebungen wirken. Darum füh-
Ma»u «nd
Weib
2. Iuliheft M
auch gute Verträge gelegentlich von
solchen gebrochen werden, die ent-
weder im verbohrten Gefühl des
Rechts oder dem mangelnden der
Verantwortlichkeit sie mißachten,
hebt doch wohl zwanzigtausenü
FLlle nicht auf, wo sie wirkten.
Sind, weil zehn Leute Unrecht tun,
tausende ehrlos? Bei Licht be-
sehen ist das jetzt die letzte Konse-
quenz der Behauptungen der Tarif-
gegner. Moral: in politicis darf
ungestraft all und jede menschliche
Billigkeit zu höherm Parteizwcck
verachtet werden.
Zum Schutze des so ungerecht-
fcrtigt angegriffenen Vertrags noch
dies. Kein Vertrag bindet wie Eisen
uird Stein. Jeder nur so lange,
wie der Gebundne, physisch oder
pshchisch, ihn erträgt. Dennoch wer-
den Staatenverträge mit Friedens-
zwecken geschlossen, ohne daß man
sagt: es gibt schließlich doch Krieg,
alsolassemanesbleiben. Gesetzeund
Verfassungen werden trotz mög-
licher Revolutionen gegeben. Der
Wert solcher sozialer Erscheinungen
* Diesen Gedanken hat übrigens
inzwischen der Verein deutscher Zei-
tungverleger nachdrücklich aner-
kannt.
beruht nicht in ihrer absoluten Gül-
tigkeit, sondern in ihrem moralischen
Ansehen, das durch einen „Fall"
nur zu unendlich kleinem Bruchteil
erschüttert wird. Konservativ sein
heißt nicht: die Hände in den Schoß
legen, sondern: Gutes erhalten und
fördern. Auch Konservative hätten
pshchologisch betrachtet im Fall
Scherl sagen können, sagen müssen:
nichts Wichtiges, ein dummer Ein-
zelfall. Denn das moralische An-
sehen von Verträgen überhaupt zu
stützen gehört zu ihren Aufgaben
vor allem. Hans Herter
Frauenversammlungen
as über dieses Lhema im
ersten Januarheft gesagt wor-
den ist, hat in mir lebhaften
Widerhall geweckt. Es sollte nicht
nur mit Rücksicht auf die sich
fernhaltenden Männer, sondern
noch mehr vielleicht der Frauen
selbst wegen beachtet werden.
Eine Frauenversammlung von
Schlagwortbegeistcrung, von vor-
schnellem Abstimmen fernzuhalten,
ist bei der Lechnik unsrer Ver-
sammlungen gar kein leichtesDing.
Denn nach außen hin, so meinen
viele, können nur fertige Nesolu-
tionen, Sympathie- und Protest-
kundgebungen wirken. Darum füh-
Ma»u «nd
Weib
2. Iuliheft M