Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,4.1911

DOI Heft:
Heft 21 (1. Augustheft 1911)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9019#0229
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der lenken. Das Pfadfinderbuch
enthält nebenbei manches schöne
Wort über Belebnng des Heimat-
sinns. Wir aber fordern, daß
Heimatpflege und Heimat-
schutz das Leitwort für die vor-
läufig noch sogenannte Pfadfinder-
bewegung werde und fordern dies
gerade aus praktisch-erzieherischen
Gründen. Nichts weckt so sehr
den Wirklichkcitssinn der Iugend
wie Heimatpflege und Heimatfor-
schung. Man lenke nur einmal
zur Probe einen Burschen auf hei-
mischen Vogelschutz oder rege ihn
an, die Stammeseigentümlichkeiten
seiner Landsleute bis ins Kleinste
kennen zu lernen. Man kann's
verfolgen, wie von Tag zu Tag
seine Sinne dafür sich schärfen.
Solche Schulung wird ihm im
Kriegs- oder Kolonialdienst ebenso
förderlich sein, wie bei friedlicher
Kulturarbeit. Sie ist außerdem
ein gutes Mittel gegen weltfremde
Stubengelehrsamkeit und verhütet
rohes Kraftprotzentum. Die
Gefahr solcher Ausartung ist ja
wie auch beim Sport nicht ganz
gering. Besonders, wenn die Lei-
ter es nicht immer verstehen, die
Iugend bei den körperlichen Abun-
gen auch geistig rege zu erhalten
und wenn zu viel junge Leute
einer Alters- oder Gesellschafts-
klasse beisammen sind.

Leider wird die Forderung der
Pfadfinderstatuten, daß jungeLeute
von bis j8 Iahren aus allen
Kreisen in einer Truppe vertre-
ten sein sollen, nicht überall er-
füllt. Was könnte so ein Pfadfinder
aus dem Ghmnasium vom jugend-
lichen Arbeiter oder vom Bauern-
burschen lernen und umgekehrt!

Eins aber liegt uns beinah noch
mehr am Herzen. Endlich haben
die Erwachsenen sich darauf be-
sonnen, daß sie auch in den freien
Stunden die Iugend leiten und

h Augustheft Ml

schützen müssen. Ietzt wäre es
auch an der Zeit, der einfältigen
Absonderung der Burschen von
den Mädchen ein Ende zu ma-
chen. Gerade die Pfadfinder könn-
ten den passenden Weg von der
Kinderstube zum Tanzsaal zeigen.
Ein paar frische Mädel könnten
bei sehr vielen Pfadfinderübungen
mittun. Besonders aber sollten
nach den Kampfspielen und an
den Regentagen die Mädchen die
„wilden" Pfadfinder zu heiterer
und sittiger Geselligkeit einladen.

Es ist eine alte Geschichte: wir
bilden uns ein, die Geschlechter
durch eine künstliche Trennung sitt-
licher zu halten. And machen
gerade dadurch gefährliche Iahre
noch gefährlicher, daß wir plötzlich
auseinanderhalten, die als Kinder
beisammen waren und als Erwach-
scne wieder zusammenkommen wer-
den. Leo von Egloffstein

Vom Glauben

angt dir um deiner Knaben
Seelen,

So halt sie scharf in Sitt und Zucht;
Den Glauben magst du Gott be-
fehlen,

Denn Glaub ist erst des Lebens
Frucht. Geibel

S

ie Rechte streckt ich schmerzlich oft
In Harmesnächten
llnd fühlt gedrückt sie unverhofft
Von einer Rechten —

Was Gott ist, wird in Ewigkeit
Kein Mensch ergründen,

Doch will er treu sich allezeit
Mit uns verbünden.

K. F. M ey er

S

as Ewige ist stille,

Laut die Vergänglichkeit;
Schweigend geht Gottes Wille
Aber den Erdenstreit. Raabe

s87

Lebende
 
Annotationen