der Kraft seines Lichts, und daß dies mit photomechanischer Reproduk--
tion möglich ist, beweist, daß Boehle malerische Lichtwirkungen mit
frei künstlerischen Ausdrucksmitteln auf der Metallplatte erst recht er--
zielen könnte. Ergäbe sich das nicht schon logisch, so könnte man's an
älteren seiner Blätter beweisen. Ietzt hat er längst auf all derlei Wir--
kungen verzichtet und ist in seinen Radierungen rein Zeichner.
Nicht „sreier", dem Skizzierer verwandter, sondern strenger Konturist,
der die Formen mit Schraffierungen modelliert. Auch hier mit Nnter-
schieden allerdings; das große Blatt vom „Markte" zum Beispiel und
manche Landschaft nähert sich auch der Behandlung nach jener Griffel-
kunst der Niederländer, an welche wir bei dem Namen Rembrandt
denken. Boehles Technik pflegt einfaches Radieren zu sein, womöglich
mit nur einmaliger energischer Atzung. Die Stimmungen spielen hier
vom pathetischen Ernst bis in den tzumor, wie er in der Dorf-, Dörfler-
und Tierschilderung des „Marktes" sich am mannigfaltigsten, im
„Antonius mit dem Schwein" sich am behaglichsten ausläßt. Meist
aber finden wir auch hier aus dem Streben zum Vereinfachen,
das mit dem Streben nach Charakteristik und nach Formenstrenge
verbunden ist, die Richtung zum Monumentalen hin.
Noch jeder, der Boehle erkannte, hat es als unerhört beklagt, daß
unser Volk von ihm kein einziges Monumentalgemälde besitzt. Einmal
war Aussicht dazu, jetzt gerade ist, soviel mir bekannt, bis aus weiteres
keine. Welcher Monumentalmaler ist in Deutschland überhaupt an der
Arbeit? Während alljährlich Dutzende von Wändeu an Routiniers
vergeben werden!
Ein Monumentalwerk plastischer Art von Boehle wird dagegen
die öffentlichkeit bald erhalten, das Reiterstandbild Karls des Großen
für die alte Frankfurter Mainbrücke. Daß Boehles allerstärkste Be-
gabung die zur Plastik sei, ist ein Gedanke, der vor seinen Werken oft
kommt. Doch spielen hier „Verführungen" mit. Ganz äußerlich, weil
weiße Tiergestalten auf dunklerem Grund, wie seine Schimmel und vor
allem der Zeusstier besonders in der Reproduktion leicht an Marmor-
werke erinnern. Mehr innerlich, weil wir nicht daran gewöhnt sind,
auch den Projizierer auf eine Fläche der Großheit der Natur- Form
nachgehen zu sehn, wogegen doch kein „Gesetz" spricht. Dennoch: wie
wenig Boehle der Bildhauer bisher gestaltet hat, es war genug, um
ihm den Platz in der ersten Reihe zu sichern. Wuchtigeres an Plastik
schuf kein Lebender und seit lange kein Toter, als dieses Karls-Denk-
mal, noch schuf einer, was im eigentlichsn Sinne vollkommener plastisch
ist, als den noch nicht ausgeführten Theseus mit dem Stier. Daß
der kleine Mensch den riesigen Stier bezwingt, den Kopf über seinem
Kopf, daß der Stierleib gigantisch und doch machtlos erscheint, lebendige
aber vom Menschenwillen gelähmte Kraft, das sagt ein Blick. Ebenso:
daß der Aufbau auch in rein formalem Zusammenschluß ein Meister-
werk ist. Noch haben wir die Gruppe erst im Gips. In ausführender
Arbeit ist erst der Karl, und der HLlt auch in der plastischen Durchgestal-
tung, was die Gipsskizze zum Theseus und was Boehles Kunsternst
überhaupt verspricht. A
259 Kunstwart XXlV, 23
tion möglich ist, beweist, daß Boehle malerische Lichtwirkungen mit
frei künstlerischen Ausdrucksmitteln auf der Metallplatte erst recht er--
zielen könnte. Ergäbe sich das nicht schon logisch, so könnte man's an
älteren seiner Blätter beweisen. Ietzt hat er längst auf all derlei Wir--
kungen verzichtet und ist in seinen Radierungen rein Zeichner.
Nicht „sreier", dem Skizzierer verwandter, sondern strenger Konturist,
der die Formen mit Schraffierungen modelliert. Auch hier mit Nnter-
schieden allerdings; das große Blatt vom „Markte" zum Beispiel und
manche Landschaft nähert sich auch der Behandlung nach jener Griffel-
kunst der Niederländer, an welche wir bei dem Namen Rembrandt
denken. Boehles Technik pflegt einfaches Radieren zu sein, womöglich
mit nur einmaliger energischer Atzung. Die Stimmungen spielen hier
vom pathetischen Ernst bis in den tzumor, wie er in der Dorf-, Dörfler-
und Tierschilderung des „Marktes" sich am mannigfaltigsten, im
„Antonius mit dem Schwein" sich am behaglichsten ausläßt. Meist
aber finden wir auch hier aus dem Streben zum Vereinfachen,
das mit dem Streben nach Charakteristik und nach Formenstrenge
verbunden ist, die Richtung zum Monumentalen hin.
Noch jeder, der Boehle erkannte, hat es als unerhört beklagt, daß
unser Volk von ihm kein einziges Monumentalgemälde besitzt. Einmal
war Aussicht dazu, jetzt gerade ist, soviel mir bekannt, bis aus weiteres
keine. Welcher Monumentalmaler ist in Deutschland überhaupt an der
Arbeit? Während alljährlich Dutzende von Wändeu an Routiniers
vergeben werden!
Ein Monumentalwerk plastischer Art von Boehle wird dagegen
die öffentlichkeit bald erhalten, das Reiterstandbild Karls des Großen
für die alte Frankfurter Mainbrücke. Daß Boehles allerstärkste Be-
gabung die zur Plastik sei, ist ein Gedanke, der vor seinen Werken oft
kommt. Doch spielen hier „Verführungen" mit. Ganz äußerlich, weil
weiße Tiergestalten auf dunklerem Grund, wie seine Schimmel und vor
allem der Zeusstier besonders in der Reproduktion leicht an Marmor-
werke erinnern. Mehr innerlich, weil wir nicht daran gewöhnt sind,
auch den Projizierer auf eine Fläche der Großheit der Natur- Form
nachgehen zu sehn, wogegen doch kein „Gesetz" spricht. Dennoch: wie
wenig Boehle der Bildhauer bisher gestaltet hat, es war genug, um
ihm den Platz in der ersten Reihe zu sichern. Wuchtigeres an Plastik
schuf kein Lebender und seit lange kein Toter, als dieses Karls-Denk-
mal, noch schuf einer, was im eigentlichsn Sinne vollkommener plastisch
ist, als den noch nicht ausgeführten Theseus mit dem Stier. Daß
der kleine Mensch den riesigen Stier bezwingt, den Kopf über seinem
Kopf, daß der Stierleib gigantisch und doch machtlos erscheint, lebendige
aber vom Menschenwillen gelähmte Kraft, das sagt ein Blick. Ebenso:
daß der Aufbau auch in rein formalem Zusammenschluß ein Meister-
werk ist. Noch haben wir die Gruppe erst im Gips. In ausführender
Arbeit ist erst der Karl, und der HLlt auch in der plastischen Durchgestal-
tung, was die Gipsskizze zum Theseus und was Boehles Kunsternst
überhaupt verspricht. A
259 Kunstwart XXlV, 23