„Hören Sie mal, Pastor Steffensen," sagte er, „können Sie denn wirk-
lich die Frauensperson nicht ihrer Wege gehn heißen?"
Der Pfarrer wurde nervös, so daß sein Gesicht sich in Grimassen
verzog: „Hä, hä, hä, — —" war das einzige, was er sagen konnte.
„Es ist übrigens auch viel besser, wenn ich es tue. Denn sonsk
rennt sie doch sofort in die Stadt und klatscht." — Anders wandte sich,
an Madam Balling: „Nun sollen Sie hinaustransportiert werden nnd,
heute nacht unter Schloß und Riegel im Gartenhaus sitzen, dann richten
Sie keinen Schaden an."
„Ich schreie, wenn Sie mich anrühren," rief Madam Balling, „daß
die ganze Stadt es hören soll!"
Anders erhob sich, ging in den Flur hinaus und kam sofort wieder
mit dem Hammer zurück: „Köunen Sie hier den Hammer sehen, Madam
Balling? Mit dem habe ich soeben den Adjunkt erschlagen. Mit dem
werd ich nun auch zu Ihnen kommen, wenn Sie sich heut nacht draußen
im Gartenhaus auch nur mucksen. Kommen Sie jetzt!"
Madam Balling, die sonst Brust und Leib ziemlich vorgeschoben trug,
sank plötzlich zusammen; es war, wie wenn sich mit einmal alles an
ihr einwärts bog.
„Ist das wahr, Pastor Steffensen?" ächzte sie.
„Ach, Herrgott, Herrgott! — ja, es ist wahr. — —"
Anders ergriff sie am Arm.
„Sie — dürfen-Sie dürfen mir nichts tun!" winselte sie.
„Nein, wenn Sie Ihren Mund halten wollen, soll Ihnen kein Leids
angetan werden."
Er öffnete die Tür und führte sie hinaus. Kurz danach kam er
wieder hinein und legte den Schlüssel auf den Tisch.
„Da hab ich mir doch das Vergnügen mitverschafft: diesem falschen
Weibsbild die Flausen ausgetrieben zn haben."
Anders wanderte einen Augenblick im Zimmer umher. Dann ging
er hin, schlang die Arme um Gjatrid und sagte: „Na, Pastor Steffensen!
dann fangen Sie an: »und so frage ich dich, Anders Hjarmsted — —«
denn Sie machen sich doch keine Gedanken darüber, daß Sie genötigt
wären, mich um Ihres Gewissens willen sofort anzuzeigen?"
„Nein — nein, das kann ich nicht. — Ich hoffe auch, als Ihr Pfarrer
habe ich das Recht und die Pflicht, es nicht zu tun. — — — Ist es
auch Ihr bestimmter Vorsatz, Gjatrid, — daß Sie dem Anders jetzt an-
gehören wollen, — ob ich Sie nun traue oder nicht?"
„Ia", sagte Gjatrid kurz und fest, jedoch ohne ihn anzusehn.
„Ia, — dann-" seufzte er und machte ein Zeichen mit der tzand.
Gjatrid erhob sich. Anders stellte sich neben sie und ergriff ihre Rechte.
Der Pfarrer legte seine Hand auf ihre vereinten Hände und sprach die
Trauungserklärung ohne alle Zusätze.
Einen Augenblick stand er verlegen vor ihnen. — Plötzlich brach er in
Schluchzen aus, faßte Gjatrid mit seinen beiden Händen um den Kopf und
sagte: „Darf ich Sie in diesemAugenblick küssen — und an Eecilie denken!"-
Dann ging er taumelnd zur Lür: „Ach ja, Gutenacht! — — lebt
wohl, ihr Beiden!" sagte er.-
Sobald er fort war, warfen sie sich einander in die Ilrme. Anders
lachte laut vor jubelnder Freude.
36H Kunstwart XXIV, 2H
lich die Frauensperson nicht ihrer Wege gehn heißen?"
Der Pfarrer wurde nervös, so daß sein Gesicht sich in Grimassen
verzog: „Hä, hä, hä, — —" war das einzige, was er sagen konnte.
„Es ist übrigens auch viel besser, wenn ich es tue. Denn sonsk
rennt sie doch sofort in die Stadt und klatscht." — Anders wandte sich,
an Madam Balling: „Nun sollen Sie hinaustransportiert werden nnd,
heute nacht unter Schloß und Riegel im Gartenhaus sitzen, dann richten
Sie keinen Schaden an."
„Ich schreie, wenn Sie mich anrühren," rief Madam Balling, „daß
die ganze Stadt es hören soll!"
Anders erhob sich, ging in den Flur hinaus und kam sofort wieder
mit dem Hammer zurück: „Köunen Sie hier den Hammer sehen, Madam
Balling? Mit dem habe ich soeben den Adjunkt erschlagen. Mit dem
werd ich nun auch zu Ihnen kommen, wenn Sie sich heut nacht draußen
im Gartenhaus auch nur mucksen. Kommen Sie jetzt!"
Madam Balling, die sonst Brust und Leib ziemlich vorgeschoben trug,
sank plötzlich zusammen; es war, wie wenn sich mit einmal alles an
ihr einwärts bog.
„Ist das wahr, Pastor Steffensen?" ächzte sie.
„Ach, Herrgott, Herrgott! — ja, es ist wahr. — —"
Anders ergriff sie am Arm.
„Sie — dürfen-Sie dürfen mir nichts tun!" winselte sie.
„Nein, wenn Sie Ihren Mund halten wollen, soll Ihnen kein Leids
angetan werden."
Er öffnete die Tür und führte sie hinaus. Kurz danach kam er
wieder hinein und legte den Schlüssel auf den Tisch.
„Da hab ich mir doch das Vergnügen mitverschafft: diesem falschen
Weibsbild die Flausen ausgetrieben zn haben."
Anders wanderte einen Augenblick im Zimmer umher. Dann ging
er hin, schlang die Arme um Gjatrid und sagte: „Na, Pastor Steffensen!
dann fangen Sie an: »und so frage ich dich, Anders Hjarmsted — —«
denn Sie machen sich doch keine Gedanken darüber, daß Sie genötigt
wären, mich um Ihres Gewissens willen sofort anzuzeigen?"
„Nein — nein, das kann ich nicht. — Ich hoffe auch, als Ihr Pfarrer
habe ich das Recht und die Pflicht, es nicht zu tun. — — — Ist es
auch Ihr bestimmter Vorsatz, Gjatrid, — daß Sie dem Anders jetzt an-
gehören wollen, — ob ich Sie nun traue oder nicht?"
„Ia", sagte Gjatrid kurz und fest, jedoch ohne ihn anzusehn.
„Ia, — dann-" seufzte er und machte ein Zeichen mit der tzand.
Gjatrid erhob sich. Anders stellte sich neben sie und ergriff ihre Rechte.
Der Pfarrer legte seine Hand auf ihre vereinten Hände und sprach die
Trauungserklärung ohne alle Zusätze.
Einen Augenblick stand er verlegen vor ihnen. — Plötzlich brach er in
Schluchzen aus, faßte Gjatrid mit seinen beiden Händen um den Kopf und
sagte: „Darf ich Sie in diesemAugenblick küssen — und an Eecilie denken!"-
Dann ging er taumelnd zur Lür: „Ach ja, Gutenacht! — — lebt
wohl, ihr Beiden!" sagte er.-
Sobald er fort war, warfen sie sich einander in die Ilrme. Anders
lachte laut vor jubelnder Freude.
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