Holzbalken — man denke sich einen
umgekehrten japanischen Korb ins
Riesenhafte vergrößert, um eine un-
gefähre Vorstellung von dem lnfti-
gen, zierlichen und doch festen Ge-
füge dieses Holzgeflechtes zu gewin-
nen. Ein Meisterwerk aber nach
Idee nnd Durchführung ist Pölzigs
„ostdeutscher Lurm", der mit seiner
Masse die ganze Ausstellung über-
ragt und beherrscht, übrigens auch
durch die Wandbilder im Innern
einen vortrefflichen Blick über das
Können der jungschlesischen Maler
gibt und zugleich zeigt, wie ruhig
und harmonisch gute Farbigkeit an
den Außenflächen wirken kann,
wenn sie nicht von der Absicht des
„Dekorierens" ausgeht. Pölzigs
Einfluß macht sich im Osten dem
aufmerksamen Beobachter schon viel
bemerklich, er kann dem Bauen in
den Ländern dort geradezu ein
Segen werden.
Arbeiterwohnung — Ar-
beiterhausrat
n ernsthaften Versuchen, auch
dem Arbeiter vernünftigen
Hausrat zu schaffen, Möbel, die
einfach und gediegen, sachlich und
schön sind, hat es ja gewiß nicht
gefehlt. Doch läßt sich kaum
behaupten, daß diese Versuche auch
den Erfolg gehabt haben, den sie
erstrebten, und der so sehr zu
wünschen wäre. Der Plunder von
Säulentrumeau und „genußbaum-
tem" Muschel-Vertiko (welches
Wort man immer versucht ist,
wie die lateinische Vokabel mit
einem g zu schreiben) hat sich den
Platz noch nicht streitig machen
lassen. Während der Bürger, selbst
der reiche, den Prunk, selbst den
echten, zum Besten einer ehrlichen
Einfachheit immer mehr aus seiner
Wohnung verbannt, sitzt der Pro-
letarier noch tief in der gefälsch-
ten Pracht der billig üppigen Fa-
brikrenaissance und des wildesten
Iugendstils. Aber man würde
dem Arbeiter unrecht tun, wollte
man als Grund hiefür bloße Ver-
ständnis- und Geschmacklosigkeit
annehmen. Wenn ihm auch aus
Mangel an Zeit, an Vorbildung
und Gewohnheit — und man ver-
gesse nicht, daß die moderne Ar-
beitsteilung des Fabrikbetriebes
ihn immer mehr entwöhnt, ein
geschaffenes Ding als gedankliche,
organische Einheit (für die tech-
nische, organisierte hat er wohl
Sinn) zu umgreifen, — wenn ihm
auch aus diesen Arsachen die Lsthe-
tische Einstellung den Dingen
gegenüber sehr erschwert wird, so
hat sich doch der moderne Arbeiter
aller verständigen Kunstbelehrung
gegenüber als willig und bildsam
durchaus erwiesen. Wir dürfen
wohl glauben, daß mancher seine
Ramschluxusmöbel auch längst als
das erkannt hat, was sie sind —
aber als einziges Ergebnis dieser
kritischen Einsicht bleibt vielleicht
nur, daß er sich in seinem Heim
noch unbehaglicher fühlt als vor-
her.
Die Preise für gute Arbeiter-
möbel waren bisher noch immer
zn hoch. Ehe man die schlimmen
nicht unterbieten oder wenigstens
mit ihnen im Preise konkurrieren
kann, wird man sie schwerlich ver-
drängen. Aber eben das ist natür-
lich außerordentlich schwer, denn
Gediegenheit ist nun mal teurer
als Schwindel. Wenn der Arbei-
ter auch für den Plunder dreimal
mehr bezahlt als er wert ist — ich
meine rein materiell, sonst hat er
natürlich gar keinen Wert, — so
gibt er dafür doch noch nicht soviel
aus, wie er für gute Möbel ein-
fachster Art ausgeben müßte. Zu-
gestanden, das Einkommen des Ar-
beiters ist heutzutage ganz nett,
wenn er älter geworden ist, hat er
f. Septemberheft M>, SOS
umgekehrten japanischen Korb ins
Riesenhafte vergrößert, um eine un-
gefähre Vorstellung von dem lnfti-
gen, zierlichen und doch festen Ge-
füge dieses Holzgeflechtes zu gewin-
nen. Ein Meisterwerk aber nach
Idee nnd Durchführung ist Pölzigs
„ostdeutscher Lurm", der mit seiner
Masse die ganze Ausstellung über-
ragt und beherrscht, übrigens auch
durch die Wandbilder im Innern
einen vortrefflichen Blick über das
Können der jungschlesischen Maler
gibt und zugleich zeigt, wie ruhig
und harmonisch gute Farbigkeit an
den Außenflächen wirken kann,
wenn sie nicht von der Absicht des
„Dekorierens" ausgeht. Pölzigs
Einfluß macht sich im Osten dem
aufmerksamen Beobachter schon viel
bemerklich, er kann dem Bauen in
den Ländern dort geradezu ein
Segen werden.
Arbeiterwohnung — Ar-
beiterhausrat
n ernsthaften Versuchen, auch
dem Arbeiter vernünftigen
Hausrat zu schaffen, Möbel, die
einfach und gediegen, sachlich und
schön sind, hat es ja gewiß nicht
gefehlt. Doch läßt sich kaum
behaupten, daß diese Versuche auch
den Erfolg gehabt haben, den sie
erstrebten, und der so sehr zu
wünschen wäre. Der Plunder von
Säulentrumeau und „genußbaum-
tem" Muschel-Vertiko (welches
Wort man immer versucht ist,
wie die lateinische Vokabel mit
einem g zu schreiben) hat sich den
Platz noch nicht streitig machen
lassen. Während der Bürger, selbst
der reiche, den Prunk, selbst den
echten, zum Besten einer ehrlichen
Einfachheit immer mehr aus seiner
Wohnung verbannt, sitzt der Pro-
letarier noch tief in der gefälsch-
ten Pracht der billig üppigen Fa-
brikrenaissance und des wildesten
Iugendstils. Aber man würde
dem Arbeiter unrecht tun, wollte
man als Grund hiefür bloße Ver-
ständnis- und Geschmacklosigkeit
annehmen. Wenn ihm auch aus
Mangel an Zeit, an Vorbildung
und Gewohnheit — und man ver-
gesse nicht, daß die moderne Ar-
beitsteilung des Fabrikbetriebes
ihn immer mehr entwöhnt, ein
geschaffenes Ding als gedankliche,
organische Einheit (für die tech-
nische, organisierte hat er wohl
Sinn) zu umgreifen, — wenn ihm
auch aus diesen Arsachen die Lsthe-
tische Einstellung den Dingen
gegenüber sehr erschwert wird, so
hat sich doch der moderne Arbeiter
aller verständigen Kunstbelehrung
gegenüber als willig und bildsam
durchaus erwiesen. Wir dürfen
wohl glauben, daß mancher seine
Ramschluxusmöbel auch längst als
das erkannt hat, was sie sind —
aber als einziges Ergebnis dieser
kritischen Einsicht bleibt vielleicht
nur, daß er sich in seinem Heim
noch unbehaglicher fühlt als vor-
her.
Die Preise für gute Arbeiter-
möbel waren bisher noch immer
zn hoch. Ehe man die schlimmen
nicht unterbieten oder wenigstens
mit ihnen im Preise konkurrieren
kann, wird man sie schwerlich ver-
drängen. Aber eben das ist natür-
lich außerordentlich schwer, denn
Gediegenheit ist nun mal teurer
als Schwindel. Wenn der Arbei-
ter auch für den Plunder dreimal
mehr bezahlt als er wert ist — ich
meine rein materiell, sonst hat er
natürlich gar keinen Wert, — so
gibt er dafür doch noch nicht soviel
aus, wie er für gute Möbel ein-
fachster Art ausgeben müßte. Zu-
gestanden, das Einkommen des Ar-
beiters ist heutzutage ganz nett,
wenn er älter geworden ist, hat er
f. Septemberheft M>, SOS