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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1912)
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Avenarius, Ferdinand: Juden, Antisemiten und wir: ein offener Brief an den Verein zur Abwehr des Antisemitismus
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Schumann, Wolfgang: Bildung und Schulwesen: zur zweiten Tagung des Bundes für Schulreform
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0373

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vor allenr: ohne niedrige MachenschafLen unsre Beschwerden ver--
stehen, unser Volksturn erhalten und trotzdem unsre Kräste verbünden
können. Wer nach Ihrer Methode weiter von den tzauptfragen aus
Nebensachen abzulenken sucht, wer die Lügen nicht hemmt, obgleich
er's könnte, wer falsche Bilder verbreiten und Schleier nebeln läßt,
der erweckt den dringenden Verdacht, daß es Bedenkliches zu ver-
bergen gibt. Und schon deshalb ist er uns der gemeinsame
Feind. . A

Bildung und Schulwesen

Zur zweiten Tagung des Bundes für Schulreform

^^^it den Worten unsrer Äberschrift ist das Riesenthema um--
I / schrieben, an dessen geistiger Bewältigung während der zweiten
^^^Tagung des Schulreformbundes eine Reihe hochgebildeter
Männer sich abmühten. Wir haben schon kurz davon gesprochen. Man
suchte zunächst das Wesen der Bildung allgemein und danach, an zwei
Tagen, die daraus sich ergebenden Anforderungen an die Gestaltung
der Schultypen und Lehrpläne, an die Lehrervorbildung für Volks- und
höhere Schulen zu umschreiben; von dieser Vorbildung wurde sodann
die pädagogisch-psychologische noch besonders behandelt.*

Natürlich fragt ein heute schon landläufiger Skeptizismus sogleich:
^Nnd das Ergebnis? lot Laplta, tot 86N8UZ, nicht wahr! Also: so
klug als wie zuvor.«

Aber nur heillose Optimisten konnten mehr erwarten. Daß
reise Männer mit sehr befestigten Lebensanschauungen sich in einer
Kernfrage ihres Berufs durch zwei Diskussionen nicht „vom Gegenteil
überzeugen" lassen und plötzlich auf die Fahne des Vorredners schwö-
ren würden, das wußten nicht nur die Auguren des Bundes vorher.
Der Wert solcher Tage für den Linzelnen liegt nicht in besonderen, ab-
gerundeten Erkenntnissen sondern in Anregungen, in der Nachwirtung
der Problemstellungen, die ihm ausgedrängt wurden, überhaupt in
dialektischer Bereicherung, in der persönlichen Fühlung mit einfluß-
reichen Persönlichkeiten, in der Klärung des Blicks für die allgemeine
Lage, im Empfangen von Willensimpulsen und in der Zielgewinnung
für oder gegen irgendeine Tendenz.

Man kann sagen, daß der Bund für Schulreform diesmal „aufs
Ganze ging". Was wollen denn alle Unterweisungen von der Volks-
schule bis zur Hochschule erreichen, von der Eltern- und Erzieher-
wirkung bis zur letzten, abgeklärten Selbsterziehung, wenn nicht —
Bildung. Man schätzt einen Menschen nach der Höhe seiner Bildung
und ein Volk nach dem Verhältnis der Zahl seiner Gebildeten Zu
der Zahl der Erwachsenen. Wenigstens tun das ein paar hundert-
tausend Gebildete und wohl so ziemlich alle Schulleute. In diesem
„Ganzen" des Bildungstrebens liegen die heftigsten Gegensätze. Es
wollen alle das gleiche Ziel, so glaubt man zunächst, nur die Mittel,
es zu erreichen, denkt sich jeder anders.

* Wir machen schon hier darauf aufmerksam, daß die Vorträge und
Verhandlungen des Bundes bei B. G. Teubner im Druck erscheinen
werden.

s. Dezemberheft W2 503
 
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