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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1912)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0443

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die Seinigen gedachte, ziemlich um--
fängliche Buch schließlich doch für
die öffentlichkeit zu bestimmen. Es
gibt sogar schon Leute, die meinen:
hier sei ein Buch nicht nur von
einer deutschen Familie erstanden,
sondern auch eines für die deutsche
Familie. Es ist viel Märme, es
ist Liebe darin.

Der Band ist, ein wenig im
Chronikstil, mit Luxus ausgestattet
und gedruckt und mit zahlreichen
Beilagen versehen. Vor allem mit
Bildnissen der alten Herren, aber
auch noch mit andern Bildern. Die
Wagnerforscher wird interessieren,
was über Ludwig Eeyer hier
Authentisches mitgeteilt wird und
allerlei Wagnerisches sonst noch.
Dem Philosophen wird die Bio-
graphie meines dritten Bruders Ri--
chard Avenarius vielleicht nicht ganz
ohne Wert sein. Ich für mein Teil
habe eine kleine Selbstbiographie
beigesteuert. Außer unsrer engeren
Familie sind auch noch „die Ave-
narius von Eisenach" und die „von
Eger" behandelt. Eine Anzahl tüch-
tiger Sachkenner haben meinem
Bruder geholfen. Mögen auch die

Kunstwartleser dem Buche freund»
lich sein. F- A.

Mitarbeit an der Welt

^ines geht mich an, eines weiß
>-<ich: daß ich das Meine tun und
eher untergehen soll, als mich einer
fremden Macht blind ergeben. Die
Vorsehung geht mit dem All der
Dinge und mit dem Menschen»
geschlechte ihren ewig dunkeln Weg,
den ich nimmer verstehen werde;
aber auch in meine Hand ist eine
Vorsehung gegeben: wenn ich für
das Allgemeine empfinde, handle,
strebe, so sühle ich auch in mir,
wie klein oder groß ich sei, eine
Kraft, welche das Weltschicksal
ändern kann. Deswegen muß jeder
Mensch die hohe Majestät des eig»
nen Willens, das tiefe Gesetz des
eignen Glaubens verteidigen; er
muß sich auflehnen gegen das Rn»
recht; er muß der Gewalt Gewalt
entgegenwerfen: in den Tod muß er
gehen für sein Recht der Mitregie»
rung der Welt, und der Macht,
die alles geheim regiert, die letzte
Entscheidung überlassen.

Ernst Moritz Arndt

Unsre Bilder und Noten

F^Lvarl Haider, dem Heimgegangenen, sendet dieses Heft unsre Ab-
schiedsgrüße nach. Sein Selbstbildnis aus den Tagen des Alters
^ von l906 — spreche zunächst zu uns. Da steht es, schon ein wenig

hart gemalt, aber auch holzschnittfest, ganz „er", aber er in der Arbeit,
alss tiefernst, während sonst immer eine große Freundlichkeit sein Gesicht
durchleuchtete.

Seine „M o n i" mag uns vergegenwärtigen, wie er die Menschen seiner
Heimat sah. Nicht nur als Malermodelle, aber noch viel weniger als
Komödienmodelle — es ist schon ein sehr weiter Weg von Haider zu den
üblichen Deandl-Malern. Es ist ein Sein, das wir hier sehend fühlen,
ein gesundes, starkes, gefülltes, innerlich arbeitendes Mädchen-Menschen-
sein, das weder mit dem Beschauer noch mit wem sonst, auch nicht mit
sich selber irgendwie kokettiert. Mit welchem Mindesten an Mitteln und
wie stark doch ist dabei die Landschaft, die Heimat mitgegeben!

Das Doppelblatt „Aber allen Wipfeln ist Ruh II" (das wir

h Dezemberheft (9(2

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