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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

DOI Heft:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1912)
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Avenarius, Ferdinand: Albert Welti, der Mensch
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Stapel, Wilhelm: Protestanten und Katholiken: zu Bachems "Staatslexikon"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0472

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vortrefflich verstand — manche seiner Skizzen von der Natur, Land-
schaften beispielsweis, sind Meisterstücke dessen, was der Frenrde bei ihm
am wenigsten vermuten wird, des pleinairistischen Impressionismus. Aber
unter den Gelegenheitsblättern ist nur ganz, ganz selten einmal eins,
das Wirklichkeit geben will, ein Bildnis etwa oder eine Ortsabbildung.
Wenn über Welti nach dem Studieren die Lust zum Sich-Mitteilen,
Sich-Geben, die Lust nach Ausdruck, kurz: das Schaffen kommt, wird ihm
augenblicklich die Stimmung des Erlebnisses zur Selbstherrscherin,
zur symbolischen .Amformerin der Wirklichkeit, zur Neuschöpferin der
Formen im Ausdruck des Gehalts, ganz wie im Traum. Ein Vorgang,
der vom Allegorisieren und Geistreichsein so weit entfernt ist, wie das
Reflektieren vom elementaren Erleben.

Daß dem so war, gibt den Grußkarten, Exlibris und sonstigen Ge-
legenheitsblättern dieses Menschen, der nicht nur von Phantasie, sonderu
auch von Temperament und nicht zuletzt von Humor getränkt war, wie
ein Blütenbaum vom Saft, einen hohen Wert für jeden. Noch so
treffliche oder geistvolle, aber „nüchterne" Gelegenheitsblätter aus einem
Künstlerleben können im wesentlichen ja immer nur ein Darum und
Dabei geben, Begleit- nicht Daseinsblätter. Was Welti in Fülle aus-
gestreut hat, gibt in Erscheinungen sein Innenleben selber, gibt ihn.
Das ist es, weshalb die „Fünfzig Blätter" seiner Hand, die wir jetzt
„Aus Weltis Leben" von Kunstwarts wegen herausgeben* **, auch den Frem-
den mit diesem Künstlermenschen mitleben lassen, als säße er mit ihm
zusammen am Tisch. Leopold Weber hat dazu nicht bloß Begleitworte
geschrieben, die zu den tatsächlicheN Anterlagen der einzelnen Bilder-Schilde-
reien das bringen, was man zum Verständnis braucht, er hat hier auch
die erste Lebensgeschichte Weltis und mit ihr verbunden die erste Dar-
stellung seiner künstlerischen Lntwicklung gegeben. Auch den langen
Brief finden die Leser hier, den Welti kurz nach Böcklins Tode über
seine Erlebnisse bei Böcklin an mich schrieb. Es kann nicht fehlen: vielen
wird Welti beim Genuß dieser Blätter ein froh-ernster Lebensfreund
werden, der sortan bis zu ihrem eignen letzten Tag an ihrer Seite ver-
weilen wird. A

Protestanten und Katholiken

zu Bachems „Staatslexikorr" * *

enn Protestanten und Katholiken sich in Disputationen und Anter-
« Hhaltungen noch so nahe kommen, bis zu dem Geständnis: Gewiß,
ich begreife sehr wohl —, so bleibt ihnen doch immer noch ein
Rest von widerstrebendem Empfinden, der ein vollständiges Anerkennen
so unbedingt ausschließt, wie in anderen Fällen etwa das Rasse-Empfin-
den. Man kann, glaub ich, jenes letzte Widerstreben auf diesen ge-

* Aus Weltis Leben, sünfzig Blätter seiner Kunst zu einem
Bilde seines Lebens von Leopold Weber. Herausgegeben vom Kunstwart
im Kunstwart-Verlag Georg D. W. Callwey zu München. Preis in
Mappe sO Mark.

** Staatslexikon. Anter Mitwirkung von Fachmännern im Auf-
trag der Görres-Gesellschast zur Pslege der Wissenschasten im katholischen
Deutschland herausgegeben von vr. Iulius Bachem in Köln. (Her-
der, Freiburg.) 5 Bände sch M.

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Kunstwart XXVI, 6
 
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