Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

DOI Heft:
Heft 5 (1. Dezemberheft 1912)
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0389

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Es welken die Blumen des Frühlings so schnell,
Laßt unten die Blumen verwelken!

Hoch oben gibt's Primeln am sprndelnden Quell
Und Rosen und brennende Nelken.

Weicht unten der Frühling dem reifenden Halm,
Zieht er mit der klingenden Herde zur Alm
Anf unsern ewigen Bergen.

And macht verschmähte Liebe dich krank,

Laß liegen den Kummer im Tale;

Es reicht hoch oben die Freude den Trank
Aus bergkristallener Schale;

Denn zwifchen den Sternen und zwischen dem Firn
Da neigt sich zum Kusse die stolzeste Stirn
Auf unsern ewigen Bergen.

Und wenn man das Lied zu Boden tritt,

So laßt es zertreten, zertreten,

Bevor der Roggen steht im Schnitt,

Rust Gott die neuen Poeten

Aus jeglichem Wald, aus jeglichem Hag,

Am einzusingen den neuen Tag
Auf unsern ewigen Bergen.

And brechen die Feinde herein ins Land,

Laßt tausend kommen und tausend;

Wir haben pfeifendes Blei zur Hand
Rnd Eisen singend und sausend.

And zöge die Freiheit aus dieser Welt,

Wir baun der Verbannten ein sicheres Zelt
Auf unsern ewigen Bergen.

Aus dem Zyklus „Sommersrische in NaLters"

Gott überall

/A'ieh, dort zeigen sie dem Volke
^Sein und seines Gotts Verhängnis:

Eine trübe Weihrauchwolke
Und ein ewiges Gesängnis.

Wollen ihn mit goldnen Spangen
Zwischen Schloß und Riegel halten;

Können nicht den Sturmwind fangen,

Nicht den Strahl der Sonne spalten.

And es heißt: Im Windessäuseln
Kommt der Mächtige gegangen —

Wenn sich deine Locken kräuseln,

Streift sein Hauch um deine Wangen.

r. Dezemberheft M2 3l9 §
 
Annotationen