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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1912)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0528

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Hans von Volkmann

nötig hat. Zum Beispiel: als der
Verliner Weihnachtsmarkt vom
Schloßplatz beiseitegekehrt wurde,
wie viele haben damals in Lrinne-
rung an all das liebe „Altväte--
rische" und „Kleinstädtische", das
mit ihm verschwand, ein innerliches
Zährlein über die gefühllose Neu-
zeit geweint, die das gemütliche
Alte zum Veralteten mache. Hat-
ten sie nicht nötig, denn die Ent-
wicklung bewies, daß der Schloß-
platzfall eine berlinische Privat-
sache war. Anderswo ist es viel
stiller vom Gerede über das
„Veraltete" der Weihnachtsmärkte
geworden. Was der „Vorgeschrit-
tene" schon zur Gründerzeit als
ein Gespenst aus wirtschaftlicher
Rückständigkeit belächelte, das lebt,
vierzig Iahre darauf, noch im
Warenhaus-Zeitalter, muß also
doch wohl zu leben haben. Aber
mehr: Handelsformen, die nicht nur
auch primitiv, sondern nur pri-
mitiv erschienen, wie die Markt-
buden, werden jetzt zu so modernen
Zwecken benutzt, wie zur Propa-
ganda für gute Literatur und für
Qualitätsware und erwiesen sich für

solche Aufgaben als sehr taugliche
Mittel. Die Erfolge der ersten
„Dürerbuden" zeigen es.

Wenn's auch für dieses Iahr
zum Handeln in solcher Rich-
tung zu spät sein mag, gerade rechte
Zeit ist es, um fich angesichts des
heurigen Weihnachtsmarktes an
Ort und Stelle darüber klar
zu werden, was man von derlei
Sachen wohl übers Iahr
unternehmen kann, und wie. Die
ersten Versuche bewiesen also: es
geht. Nun sollte die Losung
sein: Dürerbuden auf die Iahr-,
und besonders auf die Lhriftmärkte,
so viele fich nur gut leiten lassen!
Gut eingerichtet und geleitet wer-
den müssen sie, das ist Be-
dingung, guter Wille und Idea-
lismus tut's nicht, wenn sach-
verständige und tüchtige Kräfte feh-
len. Besser, man wartet dann
noch eine Weile. Aber das Be-
dürfnis ist da, und damit auch
der Kundenkreis, der „Dürerbuden"
tragen kann. Äber die Einrichtung
usw. werden auf Vermittlung des
Arbeitsausschusses gern die ört-
lichen Vereine Auskunft geben, die


Kunstwart XXVI, 6
 
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