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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0129
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100

Metallstiftzeichungen.

das Ganze1. Als Beispiele der letzteren Art seien hier auch einige deutsche
Namen genannt, die sich gewiß noch durch andere in den übrigen Ländern
vermehren ließen: Horneman 17972, Steinhauer von Treuberg 18013. In reiner
Technik arbeitete besonders Anton Graff, der dieselbe 1783 in Teplitz von
einem reisenden Franzosen erlernt hatte und nun selbst in Kurorten (Karlsbad
und Teplitz) für je 3 Dukaten an die 300 gezeichnet haben soll4. Nach ihm
scheint I. Peter Pichler (1765 — 1806) in Wien derartiges Porträtzeichnen,
jedoch in größerem Maßstabe, fortgesetzt zu haben (Albertina).

Außer Porträts kamen im Beginne des 19. Jahrhunderts auf Dosendeckel
gezeichnete Landschaften in Mode, für welche die Einführung der Tonpapiere
(Papier plätre oder Papier pele) besonders willkommen war.
Moderne Die Präraffaeliten, die alle alten und reinlichen Handzeichnungsmethoden

Versuche, konform ihrer formalen quattrocentistischen Auffassung einzuführen suchten und
wieder lebhafte Grundierungen, Golds und Bronzehöhungen anwendeten, gaben
den Anstoß, daß in weiterer Konsequenz bei der nächsten Künstlergeneration
wie Legros, W. Strang, Shannon und M. Bone auch der Silberstift Einführung
fand. Strangs Akte und Figurenstudien und Bones Landschaften sind ganz
hervorragender Art und beobachten eine klare, scharfe Strichtechnik. Das große
Publikum stand diesem plötzlich wieder auftauchenden Kunstausdruck völlig
fremd und verständnislos gegenüber, besonders auf dem Festlande. Hier er;
zielten erst die Anregungen des «Büchlein vom Silbersteft, 1909», das sich zur
Aufgabe gestellt hatte, weitere Kreise für die alte und vornehme Technik zu
interessieren, einige Erfolge, aber auch nur ausnahmsweise und bei Graphikern5.
Eine Zeit, welche das Schaffen mit dem breitesten Pinsel, die kecksten Striche
und Farbenflecke als Hauptziel aller Technik aufstellte und lieber ein Zeichnen
mit Stückkohle gelten ließ, war für die Haarlinien einer Silberspitze nicht
geschaffen.

'Ibidem p. 74 und 254 und 351: «Einige begnügen sich damit, ihre Skizze mit einem
Silberstifte (avec une aiguille d'argent) auf Pergament, dickem Papier oder Bristolpapier
zu machen, das mit einer dünnen Schichte weiß überzogen wird (couvert d'une imprime
tres legere a la colle) und führen Schatten und Draperien mit demselben Stifte und manch«
mal mit einem harten Bleistift aus, wobei sie die Zeichnung nur mit flachen Tinten kolo«
rieren.»

2 Albertina.

3 Albertina, Inv. Nr. 6620.

4R. Muther, Anton Graff, Leipzig 1881 (Beiträge zur Kunstgesch., Bd. 4, S. 110).
5 Jos. Meder: Das Büchlein vom Silbersteft, Wien, Gerlach, 1909.

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