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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0174
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Graphitstifte.

Bleistift, Bley»Ertz, Wasscrbley, Blei, Bleifeder, Englisch Bleyweiß, Reißbley — Grafio
piombino, Lapis piombino, Piombino — Potlot, potloykens — Mine de plomb d' Angleterre,
Crayon de Mine de plomb, Crayon de mine oder kurz Crayon — Blackslead Pencil.

Kein Zeichenmittel hat in der beschreibenden Kunstliteratur, in Katalogen,
Publikationen und Wörterbüchern begrifflich so viele Irrtümer und Mißvers
ständnisse hervorgerufen als der Bleistift. Wie Kreide und Kohle untereinans
der, so wurden auch Bleigriffel und Steinkreide leicht mit dem Graphitstift vers
wechselt. Anderseits verlegte man in völliger Unkenntnis seiner Entwicklung
seine Anwendung weiter zurück, als es statthaft war, und verband wirkliche
Graphitzeichnungen mit Künstlernamen, welche diese Technik zeitlich völlig
ausschlössen1. Der Graphitstift ist der unmittelbare Nachfolger des Bleigriffels.

Allmählich tritt er an seine Stelle, übernimmt
dessen Funktion und schließlich auch dessen
Namen (vergleiche die Strichproben Abb. 51).
Literatur. Abb. 50. Bleifcdcr nach Gesner. Das Geburtsjahr des Graphitstiftes oder

Bleistiftes nach heutigem Sprachgebrauche
dürfte sich wahrscheinlich für immer in ein Dunkel hüllen. Die frühesten
Nachrichten bei Konrad Gesner (1565), dem deutschen Plinius, in seinem
Werke De rerum fossilium lapidum et geminarum maxime, figuris et similitu»
dinibus Über setzen ihn bereits, wie die gleichzeitige Abbildung zeigt, als
Gesner. etwas Fertiges voraus (Abb. 50)2. Gesner beschreibt ihn als Stylus im Zus
sammenhang mit verschiedenen Instrumenten, die aus Metallen erzeugt werden,
scheint aber dem Leser doch etwas Neues vermelden zu wollen. Nach ihm dient
er nur zum Schreiben (ad scribendum). Wir sehen in der Abbildung eine
Form, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat, ein Holzröhrchen, kurz
und gedrungen, und oben ein Köpfchen analog den Silberstiften3.
Mathesius. Fast auf das Jahr übereinstimmend berichtet Johann Mathesius 1564 von
dem neuen Schreibmittel in folgender Weise: «Ich denke [noch], . . wie man
hernach mit silbern stefften . . . vnnd jetzt auffs papier mit einem
newen vnd selbwachßnen metal (selbstwachsenden Mineral) zu schreiben

1 Auf das Dürer zugeschriebene WohlgemutsPorträt (Graphit) wurde bereits auf S. 5
hingewiesen.

2Zürich 1565, S. 104: «Stylus inferius depictus, ad scribendum factus est, plumbi cuius-
dam (factilij puto, quod aliquos stimmt A nglic um vocare audio) genere, in mucronem derasi,
in manubrium Hgneum inserto.»

3 Eine ähnliche Beschreibung bei Frisch 2, 326a: steft (bleystefft) bacilli, quae fiunt e
plumbagine ad scribendum ligno subtili tecta.
 
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