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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0132

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Die Sergios Bahira-Apokalypse

DerüEmR
Der Einfluß des Ps.-Methodios ist auch in einer anderen christlichen Endzeit-Weis-
sagung aus dem Orient deutlich, die ausführlich auf die islamische Macht und de-
ren vermeintlich absehbares Ende eingeht. Angeblich auch den Arabern bekannt,
soll sie von jenem Mönch Sergios stammen, der Muhammad nach muslimischen
und christlichen Berichten in Fragen der Religion unterrichtetet Mehrere Versionen
sind von ihr erhalten: zwei syrische sowie je eine arabische und lateinische^. Die
letztere dürfte dem verlorenen Original am nächsten stehen^, denn ihr Text ist am
besten organisiert. Im Detail aber bestanden wohl Unterschiede. Unter anderem ist
fraglich, ob das Original ebenfalls derart grobe Widersprüche aufwies. Unklar ist
zudem, in welcher Sprache das Original verfaßt wurdü und ob der lateinische Text
als Übersetzung aus dem Arabischen^ oder Syrischen zu betrachten ist.
1 Vgl. ER, Bd. 1, Leiden-London 1960, S. 922t. s.v. Bahira (Artikel von A. ABEL). Zum Bild der
abendländischen Christen von Sergios-Bahlrä vgl. VON DEN BRiNCKEN, Nationes, S. 369-382.
2 Die beiden syrischen Fassungen sind ediert und übersetzt von GoTTHEiL, Bahira Legend, ZA 13
(1898) S. 202-242 (ed.) und ZA 14 (1899) S. 203-252 (tr.). GoTTHEiL, Bahira Legend, ZA 14 (1899)
S. 252-268 und ZA 15 (1900) S. 56-102 (ed.) sowie ZA 17 (1903) S. 125-166 (tr.) hat auch die ara-
bische Version herausgegeben. Der lateinische Text ist nach einer Pariser Hs. ediert von BiGNAMi-
ODiER und LEVi DELLA ViDA, Une version latine, S. 139-148. Zu dieser Hs. aus dem 14. Jh. vgl.
LAUER, Catalogue, Bd. 2, S. 540 f., Nr. 2599 (fol. 250^-253^). Außerdem ist in Bourges eine bereits
aus dem 13. Jh. stammende Hs. erhalten, die Bignami-Odier und Levi della Vida nicht erwähnen,
vgl. Catalogue general des manuscrits des bibliotheques publiques de France. Departements,
Bd. 4, S. 84f., Nr. 367 (fol. 22^-24^). Von den orientalischen Versionen sind fünf syrische und zwölf
arabische Hss. bekannt, vgl. GoTTHEiL, Bahira Legend, ZA 13 (1898) S. 199-201; GRAF, Geschichte,
Bd. 2, S. 149. Zwei der drei von Gottheil herangezogenen syrischen Hss. beschreibt SACHAU,
Verzeichnis, Bd. 1, Nr. 78, S. 293 f., und Bd. 2., Nr. 247, S. 758-761. Zwei andere, von Gottheil nicht
benutzte Hss. aus den Jahren 1890 und 1933 sind verzeichnet bei SCHER, Notice, Nr. 82, S. 87,
und MtNGANA, Catalogue, Bd. 1, Nr. 604, col. 1156-1161. Keine der orientalischen Hss. scheint
älter zu sein als die lateinischen. Gottheil datiert die Hs. Gotha arab. 2875 auf das 13. Jh., doch ist
dies keineswegs sicher. Er widerspricht sich auch selbst, indem er die Hs. Paris arabe 258 aus dem
15. Jh. für die älteste erklärt.
3 BiGNAMi-ODiER und LEVI DELLA ViDA, Une version latine, S. 133, meinen sogar, daß die latei-
nische Fassung dem Original entspricht. Dieses Urteil ist allzu pauschal.
4 Vgl. ebd., S. 132 und 134.
5 BiGNAMi-ODiER und LEVI DELLA ViDA, ebd., S. 133 Anm. 1, halten das Original für syrisch. Im
Gegensatz zu GRAF, Geschichte, Bd. 2, S. 149, teilen sie nicht die Ansicht von ABEL, L'Apocalypse
de Bahira, S. 1, daß die erhaltene arabische Version älter sei als die beiden syrischen. Selbst wenn
dem so wäre, bedeutete dies nicht zwangsläufig, daß das Original arabisch war. Bignami-Odier
und Levi della Vida scheinen diesen Schluß zu ziehen, Abel aber offenbar nicht.
6 Dies nehmen BiGNAMi-ODiER und LEVi DELLA ViDA, Une version latine, S. 133 f., an. Dabei schlie-
ßen sie eine verlorene griechische Übersetzung, die als Vorlage gedient haben könnte, nicht aus.
Darauf deutet freilich kaum etwas hin, vgl. ebd., S. 133 Anm. 2 und S. 137.

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