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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0140

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Die lateinische Kurzfassung der Weissagung des
Ps.-Methodios

DgrfnMf
Die lateinische Kurzfassung der Weissagung des Ps.-Methodios\ von der bereits die
Rede waü, basiert im Gegensatz zu der von VerhelsG geäußerten Ansicht auf der
angeblich von Petrus monachus stammenden lateinischen Übersetzung. Außer vie-
len wörtlichen Übereinstimmungen, die Prinz^ offenbar Beweis genug sind, spricht
dafür entscheidend die angebliche Herrschaftsdauer der Juden von 9000 JahrerG,
denn diese Angabe deckt sich weder mit den erhaltenen syrischen Versionen noch
mit der ersten griechischen Redaktion, sondern allein mit der lateinischen Über-
setzung^.
Es sind allerdings auch erhebliche Abweichungen von der ersten lateinischen
Version festzustellen - nicht nur das Vorwort fehlt. Vor allem ist die Weltgeschichte
in sechs nacheinander genannte Jahrtausende eingeteilt, also nicht in sieben Jahr-
tausende ohne Nennung oder Markierung des sechsten. Vermutlich aber hat der
Verfasser beziehungsweise Bearbeiter nicht einfach die Jahrtausende der Reihe nach
durchgezählt, also nicht das fehlende sechste als das siebente Jahrtausend genom-
men und das letztere dann notgedrungen weggelassen. Er hat sich wohl die maß-
1 Sie wurde zuerst ediert von IsTRiN, Otkrovenie, Bd. 2, S. 75-83. Ohne diese Arbeit heranzuziehen,
druckte dann D'EvELYN, Metrical Version, S. 192-203, den Text nach einer Oxforder Hs. In Un-
kenntnis dieser beiden Arbeiten wiederum legte RUDOLF, Pseudo-Methodius, S. 77-91, als vorläu-
figen Behelf eine Edition nach fünf Wiener Hss. vor. Eine kritische Edition jedoch hat erst PRINZ,
Aktualisierung, S. 6-17, geschaffen. Er kennt allerdings weder die Arbeiten von Istrin, D'Eve-
lyn und Rudolf, obwohl der von ihm nach fünf Hss. gegebene Text teilweise auf den von ihnen
benutzten Hss. basiert, noch die aus dem 8. Jh. stammende Hs. Trier, Stadtbibliothek, 564/806,
fol. 35M9'' - zu ihr vgl. LAUREYS und VERHELST, Textgeschichte, S. 127, Nr. 119. Prinz verliert auch
kein Wort darüber, daß von der lateinischen Kurzfassung Übersetzungen ins Deutsche, Englische
und Kastilische erhalten sind, die alle aus dem Spätmittelalter stammen und in modernen Edi-
tionen bzw. Drucken zugänglich sind, vgl. ed. RUDOLF, Pseudo-Methodius, S. 77-91; ed. D'EvE-
LYN, Metrical Version, S. 156-182 (in Versen); Methodius, The Bygynnyng of the World, ed. PERRY,
S. 94-112 (in Prosa); ed. VÄZQUEZ DE PARGA, Pseudo Metodio, S. 156-163. Außerdem lassen seine
Ausführungen zum Text erkennen, daß Prinz sich kaum bemüht hat, den Fragen nachzugehen,
die der inhaltliche Vergleich der lateinischen Kurzfassung mit den älteren Versionen der Schrift
des Ps.-Methodios aufwirft, und daß er mit den ursprünglichen Intentionen des Ps.-Methodios
wenig vertraut ist. Auch werden die von Prinz (S. 3 und 18) gewählten Adjektive »konfus« und
»verworren« dem Text des Ps.-Methodios nicht gerecht. Zu den Übersetzungen der lateinischen
Kurzfassung ins Englische vgl. neuerdings BuNT, Middle English Translations.
2 Vgl. S. 97.
3 Vgl. VERHELST, La prehistoire, S. 97.
4 PRINZ, Aktualisierung, S. 3.
5 Vgl. ed. PRINZ, ebd., S. 11. Auf diese Ungereimtheit, die bei der angenommenen Dauer der Welt-
geschichte von 6000 oder 7000 Jahren nicht zu übersehen ist, weist Prinz nirgends hin.
6 Vgl. S. 98.

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