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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0325

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Ps.-Methodios

Zzzr räzzzzz/zclzezi zzzttl zgz'Üz'dz^tz WzWz'üzzzg &r (aieztzz'sc/zgzz Hzzzzzfsdzrzjffzz
Für die nachhaltige Wirkung, die Ps.-Methodios, Adso und die Tiburtina im mittel-
alterlichen Europa hatten, sprechen nicht nur die oben behandelten Weissagungen.
Auch die Zahlen der von ihnen erhaltenen Handschriften und der sie zitierenden
Autoren führen vor Augen, wie intensiv das Interesse war.
Von der Weissagung des Ps.-Methodios sind in den heutigen Bibliotheken mehr
als 200 lateinische Handschriften bekannt^. Außerdem enthalten die mittelalter-
lichen Bibliothekskataloge zahlreiche Hinweise auf inzwischen verschollene Exem-
plaren Dies bedeutet, daß das Werk des Ps.-Methodios im Abendland ungleich ver-
breiteter war als im Orient, wo es entstand.
Im Gegensatz etwa zu der lateinischen Endzeit-Predigt des Ps.-EphraenP hat
sich die Popularität des Ps.-Methodios bis zum Ende des Mittelalters offenbar noch
gesteigert: aus dem 15. Jahrhundert sind doppelt so viele lateinische Handschriften
erhalten wie aus dem 14. Jahrhundert^. Auffallend ist außerdem das Übergewicht
der Kurzfassung^. Sie blieb also auch nach dem Jahr 6000 der eusebianisch-hierony-
mianischen Ära - das heißt nach dem Beginn des 9. Jahrhunderts unserer Zeitrech-
nung - aktuell, obwohl die in ihr angegebene Weltdauer von 6000 Jahren ebenso-
wenig nachträglich verlängert wurde wie in der lateinischen Übersetzung die in der
Kurzfassung fortgelassene Angabe, daß die ismaelitische Herrschaft sieben (Jahr-)
Wochen dauern werde. Offensichtlich nahm man dergleichen nicht mehr wörtlich
und sah beispielsweise in dem sechsten Jahrtausend, nach dem das Weitende kom-
men sollte, entsprechend der Lehre Augustins ein sechstes Zeitalter unbestimmter

1 Vgl. den von LAUREYS und VERHELST, Textgeschichte, S. 114-136, aufgestellten Katalog von
196 Hss. Hinzu kommen noch vier Hss., die sich in Madrid befinden (vgl. unten S. 323 Anm. 12)
sowie eine weitere aus der Vaticana, Ottob. Lat. 622 (fol. 1296 vgl. D'EvELYN, Metrical Version,
S. 139), eine in Salisbury, Cathedral Library, 165 (fol. 11^-227 vgl. TwoMEY, Peter Comestor, S. 215
Anm. 4) und eine bis zur völligen Unverständlichkeit entstellte im Briefbuch des Albert
Behaim in München, Clm 2574 b (fol. 15*^-230, dessen Edition durch Frenz und Herde demnächst
bei den MGH erscheinen soll. Ich danke beiden Autoren für die Möglichkeit der Einsichtnahme
in ihr Manuskript.
2 Vgl. FRENZ, Untersuchungen, S. 51 Anm. 7 und S. 52.
3 Vgl. S. 56 f. Von ihr sind nur fünf Hss. bekannt, obwohl von den echten Schriften des Ephraem
Syrus ungefähr 100 lateinische Hss. erhalten sind, vgl. M. SCHMIDT, Ephraem Latinus, S. 181.
4 Dies gilt freilich nicht für alle Länder gleichmäßig, vgl. S. 322.
5 Vgl. LAUREYS und VERHELST, Textgeschichte, S. 114-119 Nr. 1M4 (Hss. der lateinischen Überset-
zung) und S. 119-129 Nr. 45-135 (Hss. der lateinischen Kurzfassung). Außerdem gehören von
den ebd., S. 132-136, als »noch nicht verarbeitet« bezeichneten Hss. zumindest noch Nr. 180,185,
186,188 (alle aus Oxford) und vermutlich auch Nr. 175-178 (alle aus Cambridge) der Kurzfassung
an, wie sich aus D'EvELYN, Metrical Version, S. 139 f. Anm. 15, ergibt.

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