tg335^ ^yurde 1518 von Jörg Graff unter Berufung auf (Ps.-)Methodios als der Jerusa-
lem erobernde Endkaiser gefeiert, wobei Graff auf das oben erwähnte Gedicht des
Ulrich Höpp von 1471 zurückgriff und Maximilian aufforderte, nicht zu schlafen^.
Aber nachdem sich die Friedrich-Weissagungen unter der langen Regierung Fried-
richs III. nicht erfüllt hatten, hielt wohl nicht nur Johannes Trithemius sie alle für
falsch und mochte sie nicht auf einen späteren Kaiser beziehend Andere, die am
Kern der Weissagungen kaum zweifelten, machten teilweise immerhin Zugeständ-
nisse. So änderte ein Bearbeiter in dem 1516 zu Venedig gedruckten Lz'Mhis des
Telesphorus die Jahresangaben und bezeichnete den vermeintlich letzten Kaiser
deutscher Herkunft nicht mehr als den dritten Friedrich^.
Obwohl er so gut wie alle mit seinem Namen verbundenen Erwartungen
enttäuscht hatte, unterstellte man Friedrich III. erstaunlicherweise Jahrzehnte nach
seinem Tod den Versuch einer umfassenden Reichsreform. Freilich ist die 1523
gedruckte, aber angeblich schon 1441 entstandene »Reformation Friedrichs III.
von ihren Forderungen her nicht mit der deutlich radikaleren Rg/brztzah'o Sz'gz'smMZZzfz
oder dem »Buch der hundert Kapitel« des sogenannten Oberrheinischen Revolu-
tionärs auf eine Stufe zu stellen^, obwohl sie ebenfalls die Kirche enteignen
möchte. Auch ruhen die Hoffnungen des Verfassers nicht auf dem Kaiser, von dem
kaum die Rede ist, sondern auf den Ständen.
Während der Reformationszeit glaubten die Lutheraner, den Endkaiser in dem
sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen gefunden zu haben, der 1493 eine Pil-
gerfahrt nach Jerusalem^ unternommen hatte. In seiner Schrift »Vom Mißbrauch
der Messe« sah Martin Futher 1521 die Weissagung vom Endkaiser Friedrich durch
Friedrich den Weisen erfüllt, weil dort mit dem Heiligen Grab die Heilige Schrift
gemeint sei, deren Wahrheit Friedrich der Weise wieder habe aufblühen lassen
(wie den »dürren Baum«)^. Mehrere Beispiele belegen, daß diese Auffassung von
Luthers Anhängern, die in dem Reformator teilweise den Engelpapst sahen^,
noch Jahrzehnte später geteilt wurdet
Dz'g &MfsUze SzTt/Pcn-Wczssag-rnzg
Den Namen Friedrich, der vom Wort her wie kein anderer auf Frieden hoffen ließ,
trägt der letzte Herrscher in der Endkaiser-Weissagung vielleicht erstmals in den
jüngeren Versionen des aus dem 14. Jahrhundert stammenden Sibyllen-Liedes^,
335 Um als Papst oder Gegenpapst die deutsche Kirche von Rom zu lösen und an sich zu bringen,
vgl. WiBSFLECKER, Neue Beiträge; DERS., Maximilian I., Bd. 4,S. 91-95.
336 Vgl. v. LiLiENCRON, Volkslieder, Bd. 3, Nr. 306, S. 212-216, bes. Vers 116-184.
337 Vgl. JOHANNES TRiTHEMius, Annales Hirsaugienses, Bd. 2, S. 423; DERS., Catalogus scriptorum
ecclesiasticorum, toi. 76*" s.v. Ioachim abbas.
338 Vgl. DoNCKEL, Telesforus, S. 43 f.
339 Zu ihr vgl. ARNOLD, Reichsherold.
340 Vgl. S. 260-266.
341 Vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 2, Berlin-New York 1980,
col. 965f. s.v. ^Friedrichs des Weisen Jerusalemfahrt< (Arükel von D. HuscHENBETT).
342 Vgl. MARTIN LuTHER, Werke, Bd. 8, S. 475f. (lateinische Fassung) und S. 561 f. (deutsche Fassung).
343 Vgl. S. 288.
344 Vgl. PREUSS, Martin Luther, S. 26 f.; REEVES, Influence, S. 373.
345 Vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 8, Berlin-New York 1992,
col. 1142-1145 s.v. Sibyllenweissagungen (Artikel von B. SCHNELL und N.F. PALMER).
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lem erobernde Endkaiser gefeiert, wobei Graff auf das oben erwähnte Gedicht des
Ulrich Höpp von 1471 zurückgriff und Maximilian aufforderte, nicht zu schlafen^.
Aber nachdem sich die Friedrich-Weissagungen unter der langen Regierung Fried-
richs III. nicht erfüllt hatten, hielt wohl nicht nur Johannes Trithemius sie alle für
falsch und mochte sie nicht auf einen späteren Kaiser beziehend Andere, die am
Kern der Weissagungen kaum zweifelten, machten teilweise immerhin Zugeständ-
nisse. So änderte ein Bearbeiter in dem 1516 zu Venedig gedruckten Lz'Mhis des
Telesphorus die Jahresangaben und bezeichnete den vermeintlich letzten Kaiser
deutscher Herkunft nicht mehr als den dritten Friedrich^.
Obwohl er so gut wie alle mit seinem Namen verbundenen Erwartungen
enttäuscht hatte, unterstellte man Friedrich III. erstaunlicherweise Jahrzehnte nach
seinem Tod den Versuch einer umfassenden Reichsreform. Freilich ist die 1523
gedruckte, aber angeblich schon 1441 entstandene »Reformation Friedrichs III.
von ihren Forderungen her nicht mit der deutlich radikaleren Rg/brztzah'o Sz'gz'smMZZzfz
oder dem »Buch der hundert Kapitel« des sogenannten Oberrheinischen Revolu-
tionärs auf eine Stufe zu stellen^, obwohl sie ebenfalls die Kirche enteignen
möchte. Auch ruhen die Hoffnungen des Verfassers nicht auf dem Kaiser, von dem
kaum die Rede ist, sondern auf den Ständen.
Während der Reformationszeit glaubten die Lutheraner, den Endkaiser in dem
sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen gefunden zu haben, der 1493 eine Pil-
gerfahrt nach Jerusalem^ unternommen hatte. In seiner Schrift »Vom Mißbrauch
der Messe« sah Martin Futher 1521 die Weissagung vom Endkaiser Friedrich durch
Friedrich den Weisen erfüllt, weil dort mit dem Heiligen Grab die Heilige Schrift
gemeint sei, deren Wahrheit Friedrich der Weise wieder habe aufblühen lassen
(wie den »dürren Baum«)^. Mehrere Beispiele belegen, daß diese Auffassung von
Luthers Anhängern, die in dem Reformator teilweise den Engelpapst sahen^,
noch Jahrzehnte später geteilt wurdet
Dz'g &MfsUze SzTt/Pcn-Wczssag-rnzg
Den Namen Friedrich, der vom Wort her wie kein anderer auf Frieden hoffen ließ,
trägt der letzte Herrscher in der Endkaiser-Weissagung vielleicht erstmals in den
jüngeren Versionen des aus dem 14. Jahrhundert stammenden Sibyllen-Liedes^,
335 Um als Papst oder Gegenpapst die deutsche Kirche von Rom zu lösen und an sich zu bringen,
vgl. WiBSFLECKER, Neue Beiträge; DERS., Maximilian I., Bd. 4,S. 91-95.
336 Vgl. v. LiLiENCRON, Volkslieder, Bd. 3, Nr. 306, S. 212-216, bes. Vers 116-184.
337 Vgl. JOHANNES TRiTHEMius, Annales Hirsaugienses, Bd. 2, S. 423; DERS., Catalogus scriptorum
ecclesiasticorum, toi. 76*" s.v. Ioachim abbas.
338 Vgl. DoNCKEL, Telesforus, S. 43 f.
339 Zu ihr vgl. ARNOLD, Reichsherold.
340 Vgl. S. 260-266.
341 Vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 2, Berlin-New York 1980,
col. 965f. s.v. ^Friedrichs des Weisen Jerusalemfahrt< (Arükel von D. HuscHENBETT).
342 Vgl. MARTIN LuTHER, Werke, Bd. 8, S. 475f. (lateinische Fassung) und S. 561 f. (deutsche Fassung).
343 Vgl. S. 288.
344 Vgl. PREUSS, Martin Luther, S. 26 f.; REEVES, Influence, S. 373.
345 Vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 8, Berlin-New York 1992,
col. 1142-1145 s.v. Sibyllenweissagungen (Artikel von B. SCHNELL und N.F. PALMER).
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