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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0363

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den griechischen Handschriften des Ps.-Methodios und der sogenannten »Letzten
Vision Daniels« ist dies freilich eine bescheidene Zahl. Deshalb ist anzunehmen, daß
die griechische Tiburtina zumindest während des Spätmittelalters und zu Beginn
der Neuzeit ganz im Schatten dieser beiden Weissagungen stand.
Abgesehen von einer verlorenen armenischen Fassung^ der Tiburtina, sind aus
dem Orient fünf arabische Versionen sowie eine karschunische und eine äthiopische
Version bekannt, von denen insgesamt noch mindestens 15 Handschriften exi-
stieren^. Außer der Rahmenerzählung und der von der Sibylle vorgenommenen
Einteilung der Geschichte in neun Zeitalter weisen diese christlich-orientalischen
Fassungen allerdings hinsichtlich der sonstigen charakteristischen Merkmale nur
wenig Ähnlichkeiten mit der griechischen oder der mittelalterlich-lateinischen
Tiburtina auf. Als letzter Herrscher, auf den der Antichrist folgt, gilt ein Löwe aus
dem Westen, der 40 Jahre regieren und nahezu paradiesische Zustände hersteilen
soll, ohne lange Kämpfe gegen seine Feinde führen zu müssen. Außerdem finden
sich zuvor mehrere Anspielungen auf Ereignisse oder Persönlichkeiten der isla-
mischen Geschichte. Leider erlaubt keine davon eine auch nur annähernd genaue
Datierung. Das Jahr 1300 als terminus ante quem für die älteste arabische Version ist
durch das Alter der aus dem 13. Jahrhundert stammenden ältesten Handschrift
gegeben. Die Handschriften der übrigen orientalischen Versionen sind jüngerW

89 Zu ihr vgl. SCHLEIFER, Sibylle, S. 75, der darauf hinweist, daß sich aus ihr nicht etwa eine ver-
lorene syrische Version ableiten läßt.
90 Vgl. ebd., S. 6A9 (ed.) und 50-73 (tr.); EßiED und YouNG, Newly-discovered Version, S. 86-88,
90-92 (ed.) und 88-90, 92f. (tr.); DIES., Unrecorded Version, S. 286-306 (ed.) und 287-307 (tr.).
Weitere Hss., die zu prüfen bleiben, sind angegeben bei GRAF, Geschichte, Bd. 1, S. 294.
91 Vgl. SCHLEIFER, Sibylle, S. 2-4 und 75; EBiED und YouNG, Newly-discovered Version, S. 84; DIES.,
Unrecorded Version, S. 285. Mit ungenügenden Argumenten hat Armand Abel in einem unge-
druckten Vortrag die ursprüngliche Fassung dieser Versionen auf 1250-1275 zu datieren ver-
sucht, vgl. das Resume dieses Vortrags in: Revue beige de philologie et d'histoire 28 (1950)
S.1430f.

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