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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 12.1913

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Baer, Casimir Hermann: Das Haus Fr. v. Gemmingen in Stuttgart: von den Architekten Eitel & Steigleder, Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.48360#0067

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Gesamtansicht von der Zufahrtstraße aus


DAS HAUS Fr. von GEMMINGEN IN STUTTGART
von den Architekten EITEL & STEIGLEDER, Stuttgart

Das sei gleich vorausgeschickt, ich halte das Haus
Gemmingen, das Albert Eitel am sonnigen Ab-
hang der Karlshöhe in Stuttgart erbaut hat, für
durchaus modern. Allerdings nicht in dem Sinne
wie etwa Josef Hoffmanns Villa Ast auf der Hohen
Warte in Wien, sondern neuzeitlich insofern, als
sie in vollkommener Weise der augenblicklichen
Mode entspricht, jenem allmächtigen Etwas, das
sämtliche Erzeugnisse einer Zeit charakterisiert.
Es ist ja gewiß bedauerlich, daß unsere neue
Geschmackskunst, die eine neue Stilentwicklung
anstrebt,noch nicht überall ungeteilten Beifall findet.
Aber wer kann es einem Bauherrn, der in gefes-
tigten Traditionen herangewachsen ist, verargen,
wenn er dem mehr oder weniger unsicheren Tasten
nach neuen Ausdrucksweisen nicht unbedingt ver-
traut und sein Haus, das er sich ja nur einmal zu
bauen gedenkt, lieber in einer als schön und gut
anerkannten Formensprache gestaltet und einge-
richtet zu sehen wünscht. Daß Eitel & Steigleder
dem völlig entsprachen und doch in allem, in der

ganzen Anlage, in der Grundrißdisposition wie in
der formalen Ausbildung durchaus modern und per-
sönlich zu bleiben wußten, das verleiht der Villa
von Gemmingen ihren ganz besonderen Reiz.
Der Bauplatz, mit schönen alten Bäumen bestan-
den, fällt ziemlich steil nach Osten zu ab und hängt
mit der Straße, der er parallel verläuft, nur durch
eine schmale Allee zusammen. Wie die Schwie-
rigkeiten dieses Geländes zu Vorzügen gewandelt
wurden, ist meisterhaft. Ein einladend nach
innen geschwungenes Portal geleitet von der
Straße nach dem Torweg des Wirtschaftsgebäudes,
das mit seinen Stallungen, Garagen, Remisen
und Dienerwohnungen um einen Wirtschaftshof
gruppiert am Fuße des Abhanges liegt. Von
hier steigen ein Staffelweg und dann in langer
Schleife die Fahrstraße zum Wohngebäude empor,
dessen Hauptfassade, quergestellt und durch seit-
liche Flügel sowie einen ovalen Mittelbau vergrößert,
nach Süden blickt. So war es möglich, allen Wohn-
räumen eine direkt südliche Lage zu geben und
 
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