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Müller, Karl Otfried [Hrsg.]; Wieseler, Friedrich [Bearb.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0075

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Sarkophags in Zusammenhang bringt, zu sprechen scheinen.
Dennoch steht die Erklärung keinesweges sicher. Den auf
einem Felsen oder zwischen Felsen sitzenden oder liegenden
Flussgott, in dessen Gesicht nach Zoega ein Ausdruck von
Schmerz herrscht, wozu die Geberde mit dem linken Arm sehr
wohl passt, hielt Bellori für den Anapus. Wenn nun auch Je-
mand in Anschlag bringen wollte, dass Gesichtsausdruck und
Geberden auf den „Heulstrom" Kokytos recht wohl passten,
so bleibt doch die Haltung der beiden Nymphen hinter der
Figur unerklärt, da es kaum glaublich ist, dass deren lebhafte,
auf Furcht und Entsetzen deutende Bewegung durch die Ab-
holung oder Ankunft der Persephone hervorgerufen sein sollte.
Durchaus aber passt die ganze Gruppe an den Ort des Raubes
als Fortsetzung zu dem, was auf der Vorderseite zumeist nach
rechts vom Beschauer dargestellt ist. Ebenso verhält es sich
am Sarkophag von Barcelona (Foerster Perseph. S. 191 fg.),
wo an der linken Kurzseite ein Hirt dargestellt ist, jedenfalls
entweder Triptolemos, wie Foerster will, oder Keleos wie uns
wahrscheinlicher dünkt, denn auch dieser galt, wie jener, als
Augenzeuge und nachmaliger Angeber des Raubes, vgl. Foer-
ster Perseph. S. 45, Anm. 1, und wird bei Ovid Fast. IV, 582
als Hirt, mit welchem Demeter zu Eleusis zusammentraf, be-
zeichnet. Da wir nun die Ueberzeugung haben, dass an dem
in Rede stehenden Sarkophage, ebenso wie an dem von Barce-
lona, die Handlung als bei Eleusis vorgehend zu denken sei,
so wird man den Kephissos als Localgott in mitempfindender
Trauer nebst zwei Nymphen, seinen Töchtern, vorauszusetzen
haben, wie das schon früher von uns angedeutet ist. Wenn
Foerster, der auch hier den Pergus mit zwei zu ihm gehören-
den Nymphen dargestellt erachtet, auch nur für einen Augen-
blick daran denken konnte, dass, weil „der Flussgott sich auf
zwei Urnen stützt, welche auf einem Felsen liegen, über den
aus einer derselben das Wasser hinabfliesst, und die zwei
Nymphen eine dritte Urne halten," die Darstellung in Ver-
bindung gebracht werden könne mit der Schilderung der Un-
terweltsflüsse bei Homer, Od. x, 513 fg., so bemerken wir da-
gegen nur, dass der Flussgott sich keinesweges auch auf die
kleinste Urne stützt und dass die dritte etwas grössere Urne
nur von der Nymphe zumeist nach rechts gehalten wird, wie
aus der von Foerster herausgegebenen Abbildung noch deut-
licher erhellt, als aus der von uns mitgetheilten Verkleinerung
derselben. Die kleinste Urne wird der rückwärtsschauenden
Nymphe zuzuschreiben sein, welche entsetzt ihren Platz ver-

lassen hat und von der Schwester, zu welcher sie sich ge-
flüchtet hat, beruhigt wird.]

n. 109. Kora aus der Erde sich emporhebend, mit Aehren
und Epheu, der ihr als der Braut des Dionysos zukommt.
[Millingen erkennt vielmehr Weintraubenbüschel, „Clusters of
grapes." Strube will Stud. S. 68, Anm., die weibliche Figur
vielmehr auf Gäa bezogen wissen. Dagegen tritt Foerster
a. a. 0. S. 263 für die obige, schon von Millingen aufgestellte,
auch von Gerhard „lieber die Anthesterien," Ges. Abhandl. H,
S. 213 fg., A. 150, und Welcker Gr. Götterl. II, S. 478 gebilligte
Erklärung auf. Wenn derselbe aber äussert, gegen Gäa
spreche die Stephane der Figur, so ist darauf Nichts zu geben,
wie schon das Vasenbild in Gerhard's Trinksch. u. Gef. Taf.
III zeigen kann. Für Kora sprechen die Cultusverhältnisse
und sonstige Münztypen von Lampsakos; auch lässt sich un-
seres Wissens der Typus einer vereinzelten Gäa im Kreise
der Griechischen Münzen sonst nicht nachweisen. Was die
Aehren in der Hand betrifft, so finden wir diese selbst bei
der in der Unterwelt verweilenden Persephone auf dem Vasen-
bilde unten, Taf. LXVHI, n. 861. Vgl. das Agalma der De-
meter zu Theben nach Pausan. IX, 16, 5, rücksichtlich dessen
Welcker und Foerster die Ansicht hegen, dass es vielmehr
Persephone darstellen mochte.] Revers eines Gold-Staters von
Lampsakos. Millingen Ancient Coins pl 5, n. 7. [Für die
zweite Ausg. neu gestochen.]

m 110. Die Aussendung des Triptolemos. Triptole-
mos (TPIilTOAEMOS), [mit Laub bekränzt, welches entweder
für Lorbeer oder für Myrte gehalten wird (Gerhard „Bilder-
kreis von Eleusis" II, Anm. 239, in den Ges. Abhandl. II,
S. 417), nur unterhalb mit dem Himation vollständig bekleidet,
was sich erst auf späteren Vasenbildern findet,] sitzt mit dem
Scepterstabe auf einem mit Schwanenfliigeln beschwingten Wa-
gen; Demeter (AHMHTHP) [auch mit einem Scepter versehen]
giesst ihm Wein in die dargehaltene Schale zu einer Libation,
die mit Gebeten für seine glückliche Fahrt verbunden ist,
[oder vielmehr zum Abschiedstrunk, mit welchem man sich
eine Libation verbunden zu denken hat;] hinter ihr steht Hckate
(EKATH), die der Demeter zur Wiedergewinnung der Tochter
geholfen hat, mit zwei Fackeln. Das herbeieilende Mädchen
mit dem Fruchtkorbe (Kalathos) mag dieHora des Sommers
vorstellen. Hinter dem Triptolemos steht eine andere Göttin
von höherer Würde, [wie das Scepter zeigt,] wahrscheinlich
Rhea, welche der Demeter die Tochter zugeführt hat. Darauf

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