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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0087

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79

Europ äische Hau sineisterd esi esch en.

Rom. Der Hausmeister im Vatican erhielt den Anftrag,
von Herrn I)r. Mazzini keine Briefe mehr anznnehmen, mögen
sie nun dnrch die ewige Stadtpost kominen oder von einem
Dienstmann gebracht werden.

Frankfurt. Der Hausmeister anr Bnndespalais glaubt nicht,
daß in der nächsten Zeit in seinem Bezirk etwas Erhebliches vor-
kommen wird.

Athen. Der Hausmeister im Finanzministerium fchlägt mit
polizeilicher Genehmigung Folgendes an: „Allen bei der iStaats-
kassa nicht beschäftigten Dieben ist der Eintritt verboten."

Warfchau. Die unsichtbare Nationalregierung besteht noch
fort nnd ist in Abwesenheit der Mitglieder einstweilen dem Haus-
meister übertragen worden. Die Russen bemühen sich vergeblich,
die Glocke zu demselben zu finden.

---sSSMMSSSs--—-

Entwurf einer Opernkritik für die bekannte Wiener
„Preffe".

Die Mittelstaaten trieben von jeher größern Lurus, als sich für ihre rea-
len Verhältnisse schickt. Welchen Aufwand an Diplomatie, an Generalität, an
Verfassungsapparatensehen wir da und doch, wenn's auf entscheidende'Lhaten
ankommt, müßen Oestreick oder Preußen eintreten. So auch in der Kunst.
Eine Sängerin wie die Stehle Paßt nicht sür ein mittelstaatliches
Hostheater; das ist Ueberhebung, Großmannssucht. Proclamiren wir es
ossen: die Hauptstadl einer deutschen Vormacht hat ein natürliches Recht
auf die ersten künstlerischen Kräfte der Nation. Wir müßen uns für
Deutschland am meisteu plagen, also können wir auch Abends den meisten
Genuß beanspruchen. Wenn man den Engagementsvertrag nicht ohue
alle Umstände für aufgehoben erklären und Frln. Stehle suns tu^ou
annerireu will, so bewirke man wenigstens deren eugsten Anschluß un
Oestreich. Sie singe jährlick 7 Monate iu Wien, erhalte 4 Monate
Urlaub und für den Rest der Zeit mag das bayerische Hoftheater ihr
Besitz- und Hoheitsrecht aus sie ausüben.
 
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