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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0111

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Kleine Frnhstücksplaudereicn.

Mozart sagt irgendwo: „Musik ist Offeub arungGungl
uud Morelly coucertireu um die Wette, das Publikum verhält sich
unpartheiisch, d. h. es hört Beiden zu und wesseu Orchester ebeu spielt,
der ist der beste. Am 19. März gab Herr Morelly im euglischen Cafe-
haus musikalische Vormittags-Produktiou. Also deu Sepperln zu Ehren
eine Ertra-Offeubarung mit Bockwürstl! Auch das ist Fort-
schritt! Daueben zeigeu sich die altberühmteu Coucerte der musikalischeu
Akademie im Odeon immer spärlicher besucht. Die uuuuterbrochene
Aufführuug uud der Maugel jeglicher Pause, sagte man, that dem Besuche
Abbruch. Freilich gibt es da nicht nur keiue Pause, souderu auch kein
Bier und keiue Cigarreu.

Der „volkswirthschaftliche Vereiu für Süddeutschland" spricht
in einem Flugblatt über das Hazardspiel und zählt als die Haupt-Spi el-
hölleu folgeude auf: Baden-Badeu, Nauheim, Wilhelmsbad, Aacheu,
' Spaa, Ems uud Kissingen! Wenu die Herreu „Volkswirthschaftler"
all' ihre Schlüsse und Behauptuugeu auf so sichere Voraussetzungeu baueu,
daun ist ihueu schon großes Gewicht beizulegen! Sagte doch schon der
sel. Ascheubrenuer: „Lieber wirft Kissiugen eiue schlechte Nente ab, als
daß wir daselbst eiucn Spieltisch gestatteu." Uud uun kommt so ein
leichtsiuniger Votkswirth und wirft die solide Ragoczy - Quelle mit den
übrigen Selbstmordanstalteu in eineu Topf!

Frln. Stehle kouuten die Wieuer nicht kriegen, aber Etwas haben sie
uns doch geraubt: Herrn Tewele, eine wahre — Glasperle der hiesigen
Bühne. Herr Tewele ist am Carltheater aufgetreteu uud schou bei
seiuem Erscheinen mit Applaus empfaugeu wordeu, eiue Ovation, über
deren Grund sich die Blätter den Kopf zerbrechen. Mau faud übrigens
merkwürdiger Weise viel Kliugendes bei ihm, wenn er sprach, uud
seine jugendliche Persönlichkeit wird als augeuehm geschildert. Müuchen
abcr blickt schmerzbewegt hiuab, deuu — es hat keiuen Tewele mehr!

Augsburger und Münchener Blätter ereifern sich darüber, daß dem
Augsburger Dtagistrat von Oberaufsichtswegen die Theiluahme am sog.
„deutscheu Städtetag" uicht genehmigt wurde. Was speciell Augsburg
für em zwingendes Bedürfniß hat, am deutschen Städtetag Theil zu
nchmeu und was der angeblich „deutsche" Städtetag — (Berlin hat
sich dafür bedankt) — überhaupt für einen praktischen Zweck hat und
worin das Bedürfniß nach einem solchen besteht, verschweigen die Herren.
Sind denn die Geleqenheiten zum überflüssiqen Reden noch nickt
zahlreich genug?
 
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