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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0199
lSl
Kleine Friihstiicksplaudercien.
Eduard Jlle hat die Tau h ä u sers aq e iu eiuein großen, aus drei
Abtheiluugeu besteheudeu Aquarell zur Darstelluug gebracht. Demselbeu
liegt jedoch uicht das bekauute Operusujet zu Gruude, souderu das alte
Volkslicd,' dessen erste Strophe gar uaiv lautet:
Tanhäuser war eiu Ritter feiu
Uud wollte Wunder schauen
D'rum ging er iu deu Berg hiuciu
Zu Venus und deu Frauen.
Das Bild, welches sich so zu sageu in dramatischer Weise vor uus
aufbaut, zeigt, wie ties der Meister iu das Weseu altdeutscher Kuust uud
Dichtung eingedrungen ist uud erfordert eiue genaue, dem Geist der Sache
sich hingebeude Betrachtuug. Vou den zahlloseu Figureu und Arabeskeu
hat jede ihre siunige Bedeutuug. Die schöne Schöpfung ist Eigeuthum
Sr. Maj. des Köuigs und dürfte wohl mit der Zeit, vielleicht aus dem
Wege der Photographie, auch Gemeingut werden.
Um dem Mangel an Festlichkeiteu eiuigermaßeu abzuhelseu, wird
heuer iu Darmstadt enr „mittelrheiuisches Turusest" gehalteu, wozu die
Vorbereitungeu bereits im Gange siud. Die Herausgabe eiues eigeneu
Festivitäten-Kalenders von und sür Deutschlaud wird bald Be-
dürfnrß werden. Rechnet man zu den vieleu volksthümlicheu auch noch
die politisch-dynastischen und gar die katholisch-kirchlichen Festtage, so wird
das ganze deutsche Leben zu einem eiuzigen großen Feierabend.
Die Jagd nach der NkuiuZitis. Es ist schon öfter gesagt wordeu,
daß die Münchener an dem schlechten Ruf, den die Gesuudheitsverhält-
uisse der Stadt aussen genießen, zum großen Theil selber Schuld sind.
Mit einem eigenthümlichen Eifer werdeu alle vorgekommeneu Krankheiten
jeden Monat eiudriuglich beschrieben und die Lokalblätter verfehlen nicht,
auch die geringste lleberschreitung des gewöhnlicheu Sterbefälle-Budgets
mit tragischer Mieue zu verkündeu und Fremden uud Einheimischen
bange zu machen. Es ist nur zu verwundern, daß der Magistrat uoch
nicht angegangen wurde, den vor Alters im Sendlingerthorthurm plaeir-
ten Pest-Raucher wieder eiuzuführen. Die NouiuZüis eerelrro-Lxiuulis
war nun für unsere Stadt-Melancholiker eiu gefuudeues Fressen, die
Gegenden, in deueu sie spuckte, wurden förmlich beüeidet ^— was An-
dere habeu, das können wir auch habeu und zwei oder drei Mal las
man die Meldung, endlich ist auch in unserer Stadt eiu Kopsgenick-
krampf vorgekommeu! Die nähere llutersuchung ergab jedoch, daß es
immer noch nicht die ächte NouiuAitis sei uud selbst über ein paar
ueuestens zugegebene Falle sind die Ansichteu objectiv urtheileuder Aerzte
noch getheilt. Menschenkenner behaupten, eiue solche Freude an düstern
und uuheimlichen Nachrichten sei ein Zeichen von — Geistesbeschränktheit.
Kleine Friihstiicksplaudercien.
Eduard Jlle hat die Tau h ä u sers aq e iu eiuein großen, aus drei
Abtheiluugeu besteheudeu Aquarell zur Darstelluug gebracht. Demselbeu
liegt jedoch uicht das bekauute Operusujet zu Gruude, souderu das alte
Volkslicd,' dessen erste Strophe gar uaiv lautet:
Tanhäuser war eiu Ritter feiu
Uud wollte Wunder schauen
D'rum ging er iu deu Berg hiuciu
Zu Venus und deu Frauen.
Das Bild, welches sich so zu sageu in dramatischer Weise vor uus
aufbaut, zeigt, wie ties der Meister iu das Weseu altdeutscher Kuust uud
Dichtung eingedrungen ist uud erfordert eiue genaue, dem Geist der Sache
sich hingebeude Betrachtuug. Vou den zahlloseu Figureu und Arabeskeu
hat jede ihre siunige Bedeutuug. Die schöne Schöpfung ist Eigeuthum
Sr. Maj. des Köuigs und dürfte wohl mit der Zeit, vielleicht aus dem
Wege der Photographie, auch Gemeingut werden.
Um dem Mangel an Festlichkeiteu eiuigermaßeu abzuhelseu, wird
heuer iu Darmstadt enr „mittelrheiuisches Turusest" gehalteu, wozu die
Vorbereitungeu bereits im Gange siud. Die Herausgabe eiues eigeneu
Festivitäten-Kalenders von und sür Deutschlaud wird bald Be-
dürfnrß werden. Rechnet man zu den vieleu volksthümlicheu auch noch
die politisch-dynastischen und gar die katholisch-kirchlichen Festtage, so wird
das ganze deutsche Leben zu einem eiuzigen großen Feierabend.
Die Jagd nach der NkuiuZitis. Es ist schon öfter gesagt wordeu,
daß die Münchener an dem schlechten Ruf, den die Gesuudheitsverhält-
uisse der Stadt aussen genießen, zum großen Theil selber Schuld sind.
Mit einem eigenthümlichen Eifer werdeu alle vorgekommeneu Krankheiten
jeden Monat eiudriuglich beschrieben und die Lokalblätter verfehlen nicht,
auch die geringste lleberschreitung des gewöhnlicheu Sterbefälle-Budgets
mit tragischer Mieue zu verkündeu und Fremden uud Einheimischen
bange zu machen. Es ist nur zu verwundern, daß der Magistrat uoch
nicht angegangen wurde, den vor Alters im Sendlingerthorthurm plaeir-
ten Pest-Raucher wieder eiuzuführen. Die NouiuZüis eerelrro-Lxiuulis
war nun für unsere Stadt-Melancholiker eiu gefuudeues Fressen, die
Gegenden, in deueu sie spuckte, wurden förmlich beüeidet ^— was An-
dere habeu, das können wir auch habeu und zwei oder drei Mal las
man die Meldung, endlich ist auch in unserer Stadt eiu Kopsgenick-
krampf vorgekommeu! Die nähere llutersuchung ergab jedoch, daß es
immer noch nicht die ächte NouiuAitis sei uud selbst über ein paar
ueuestens zugegebene Falle sind die Ansichteu objectiv urtheileuder Aerzte
noch getheilt. Menschenkenner behaupten, eiue solche Freude an düstern
und uuheimlichen Nachrichten sei ein Zeichen von — Geistesbeschränktheit.