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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0392

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384

Wenn es in dem bei Gründung des Aktientheaters ansqegebenen
Prospekt geheissen hat: „daß in diesem Jahrhundert wohl schwerlich mehr
ein zweites Volkstheater concessionirt werden dürfte", so muß diese, vor-
weg sonderbare Behauptung jetzt als ganz unhaltbar bezeichnet werden.
Wir sind überzeugt, daß nicht nur in diesem Jahrhundert, sondern noch
in diesem Jahrzehend ein zweites nnd vielleicht gar drittes Volkstheater
cntsteht, denn das Bedürsniß ist durch eüre mangelhafte Befriedigung
erst recht geweckt nnd gesteigert worden. Wenn wir von Mangelhaftigkeü
reden, so bezieht sich dieß natürlich nicht auf den schdnen Ban, noch ailf
das steißige Personal, noch auf die von besteni Eifer beseelte Direktion,
sondern lediglich auf den Platz, der, wie sich von Tag zu Tag mehr heraus-
stellt, unpraktischer nicht gewählt werden konnte. Ein Blick auf den
Plan von München zeigt, daß nmn die heitere Muse ganz anf die Seite
hinausgesetzt hat; cs ist dieß zwar beqnem sür oen Verkehr mit der ans
dem Festspiel bekannten Isarnire, aber gewöhnliche Menschenkinder mit
Fleisch nnd zerbrechlichem Gebein werden sich schwer entschließen, die halb-
oder dreiviertelstündigen Kreuz- nnd Ouerzüge durch nnd über so und so
viel schlechte Straßen und Gäßchen recht oft zu unternehmen. Nicht min-
der wird von den braven Knnstfrennden rechts der Jsar ein Theater b e-
scheidenen Charakters, mit täglich 2 Vorstellungen und billigem Ein-
trittspreis schwer vermißt und dürste sich eine Agitation zur Wiederher-
stellung eines solchen entwickeln. Deßgleichen mnß ans denr Bedürfniß
der Stadt und dcr östlichen Stadthälfte mit der Zeit ebenfalls ein Mnsen-
tempel hervorgehen, und er wird seine Rechnung um so mchr sinden, je
mehr das Hoftheater, so wohl in der Oper als im Schauspiel, einer er-
clusiven Richtuug zustcuert. Den llnternehmern des erponirten Aktien-
theaters gebührt das Verdienst, anch in dieser Richtung die Bahn ge-
brochen zu haben.

Arieftanzen.

Marl. Wenn 's noch lang so fortgeht, gibt 's in Dentschland
keine Hnnd' mehr.

Sepperl. Und in Frankreich keine Katzen mehr.

Maxl. Oomment

Sepperl. Man hat 's ja g'hört, daß seit der Armeerednktion
über l 0,000 Kader (Cadres) eingegangen sind.

Aus der Vorstadt. — Es ist doch sonderbar, daß die Münchener
„Nenesten Nachr.", die sonst weder Gott noch Tenfel schonen, gerade über
ein Hauptübel unserer Zeit: das schlechte Bier, so wenig zu sagen
wissen! Und das gäbe doch Stoff zn nranch' schönem geharnischten Ar-
tikel. Uebrigens ist das neue Hofgebrän vortrefflich, vielleicht nnr in
Folge einer Kabinetsintrigne, aber das thnt nichts.

Druck ker vr. Wild'schen Buchdnrckcrki (ParcuS).
 
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