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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0391

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genehnngt. Wüklich furchtbare Verbrechen, doch hofsen wir, daß Herr v.
Neumayer, wenn nicht etwa Mißwachs oder Ninderpest die idyllische
Ruhe seiner Miesbacher Landwirthschaft storen sollten, rnhig schläft. Was
heißt Wehrturnen? Doch nichts andercs, als in Waffen ererciren.
Man mag nun von der Sache halten, was man will, so wird man
sagen mnssen: Erercirt ist nicht geturnt. Was den Sechsunddreißiger
Ausschutz betrisft, so ist nber den praktischen Werth dieser Einrichtnng
kein Wort mehr zu verlieren. Ob er seine Aufgabe besser erfnllt hätle,
wenn ihm auch noch die Gelder der bayrischen Vereine zugeflossen wären,
mag dahin gestellt bleiben. Das Aergste aber, was sich Hr. v. Neumayer
zn Schulden kommen ließ, und warum er von der Wochenschrift mit
franzosischen Präfeklen anf eine Stufe gestellt wurde, ist: daß er den
Bürgermeister Fischer nicht auf Augsburger Gemeindekosten zum „deutschen
Städtetag" wallfahrten stieß! Die glänzenden Resultate des denlschen
Städtetages sind bekannt, seine segensreichen Wirkungen offenbaren sich
in allen bürgerlichen Verhältnissen unseres großen Vaterlandes, der
dentsche Städtetag war eine so zeitgemäße, nothwendige nnd cultnrhisto-
rische Schöpfung, daß — heute schon fast Niemand mehr weiß,
wann und wo er getagt und was er eigentlich gewollt hat. Was
wäre nun erst daraus geworden, wenn ihm nicht reaktionäre Regierungen,
voran der Minister Neumayer, solche Prügel in den Weg geworfen hätten!
Dasür ist er aber auch nun todt, Neumayer als Minister näinlich. llnd
der „deutsche Städtetag" wohl ebcnfalls.

Die Geschichte von dem „Schulrath", dnrch dessen Uebelwollen
der jnnge Vogel gezwungen worden sein soll, dem Lehramt zu entsagen
nnd sich dem Theater zu verschreiben, bernht, wie so Vieles, was hent
zu Taae in den Blättern Aufsehen macht, anf Unwahrheit. Herr Vogel,
der, nebenbei gesagt, in seinem srüheren Fache ausgezeichnet war und
bcim Concnrs den zweiten Platz errang, schied von seinen Vorgesetzten
in bester Haranonie. Die Berufung eines dem Seminar eben ent-
wachsenen Gehilfen zn einer Stelle in der Hauptstadt wäre, wie nns
mitgetheilt wird, schlechterdings nnzulässig gewesen. Und jetzt — hat's ja
der liebe Gott doch recht gemacht, wie man früher zu sagen pflegte.

Jn Wien hat man jetzt den „Gang nach dem Eisenhammer"
zu einer komischen Operette verarbeitet. Die berühmt-berüchtigte
Gallmeyer spielt die Gräfin von Savern —! Sie soll mit Fridolin
einige sehr ergötzliche Scenen haben. Da rentirt sich freilicb die Volksmuse.

(Schmeichelhaft.) Ein längererArtikel über „Bayerns politische Lage"
in der Beilage znr Allg. Ztg. berührt auch den jüngsten Sensationsar-
tikel über das „Cabinetssekretariat", mit dem Beifügen: „derselbe enthalte
nicht wenig Wahrheiten; nnr verliere der Jnhalt seine beste Wirknng
durch den Mund, der ihn ausspricht".
 
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