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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 6.


empfehlen ist, besteht in einer Mischung aus gieichen
Teiten einer mittelstarken Lösung von Kötner Leim
und ebensolcher Lösung von guter, wasserglasfreier
Schmierseife. Diese Mischung ist bequem mit der
Streichbürste auftragbar; sie muss natürlich auch warm
verarbeitet werden und hat dem Schreiber dieser
Zeilen oftmals bei pressanten Fällen sehr gute Dienste
geleistet.
(Schluss folgt.)
Eine weitere Bemerkung zur Geschichte
des weissen Radiergrundes.
Von Johann Mai.
Bei allen derartigen Grundierungen handelt es sich
darum, dass die Schicht eine geraume Zeit geschmeidig
bleibt, so dass also selbst nach zehn bis vierzehn Tagen
kein Sprödewerden, also das Ausspringen des Grundes
wegen zu starken Vertrocknens sich bemerkbar machen
darf, wogegen er andernteils aber auch niemals zu
weich sein soll, denn bei weichen Grundierungen stellt
sich sehr leicht eine Verschmierung der Striche und
so mancher andere Uebelstand ein, der zum Misslingen
der Radierungen führen kann.
Ein guter Radierungsgrund muss nach dem Auf-
trägen in etwa zwei bis drei Stunden, zum mindesten
aber über die Nacht trocken sein, und ist es ein Haupt-
erfordernis, zum Verdünnen des Grundes ein ganz vor-
zügliches, natürliches und rektifiziertes Terpentinöl zu
gebrauchen, denn die künstlichen Ersatzterpentinöle
mit allerlei Benennungen taugen für diese Zwecke nicht,
indem sie teils eine Zersetzung des Grundes, zum
wenigsten aber das Schwertrocknen im Gefolge haben.
Das reine natürliche Terpentinöl trocknet ziemlich
rasch auf, wenn es in verstrichener dünner Schicht
auf eine Glastafel gestrichen wird, denn in etwa 5 bis
6 Stunden ist bei normaler, d. h. entsprechend warmer
Zimmertemperatur (15—18° C) das Ocl verharzt, also
trocken, und soll man sich für solche Zwecke ein ent-
sprechendes Quantum gutes Terpentinöl vorrätig halten,
weil es auch zum Farbenverdünnen usw. vielfach ge-
braucht wird.
Jeder säurewiderstandsfähige, also ätzfeste Radie-
rungsgrund muss ein gewisses Quantum Fett enthalten,
welches aber nur in ganz beschränktem Masstabe vor-
handen sein darf und genügt z. B. schon die Zugabe
von ein wenig gutem Leinölfirnis oder auch von etwas
Wachs zu den Harzmischungen, welche zur Erzeugung
der verschiedenen Aetzgründe dienen. Die Selbsther-
stellung des Grundes ist nicht empfehlenswert, denn
man erhält die besten Sorten zu so billigen Preisen,
dass es die Mühe kaum lohnt. So ist z. B. der aus
den Druckereifachgeschäften (Klinisch & Co., Frank-
furt a. M., Rudolf Becker, Leipzig usw.) erhältliche
deutsche Aetzgrund oder Kupferstecher-Asphalt,
schwarz und in Kugelform, ganz ausgezeichnet und ist
die Anwendungsform sehr einfach, während selbst bei
einer ganz dünnen Grundierung der Platten kein Durch-
ätzen des Grundes sich einstellt. Von der Kugel schabt
man z. B. eine Wenigkeit in ein Schälchen, gibt etwas
rektifiziertes Terpentinöl dazu, stellt das Schälchen auf
eine warme Ofenplatte, und wenn der Grund zerlaufen
und eine dickflüssige Lösung entstanden ist, wird die
ebenfalls erwärmte bzw. stubenwarme Platte in der
üblichen Weise mit einem entsprechenden Pinsel mög-
lichst gleichmässig und nicht zu dick grundiert, wobei
keine Streifen oder Wülsten entstehen dürfen. Das
sachgemässe Grundieren will erlernt sein, denn sobald
der Grund zu dick aufgetragen wird, greift die Nadel
nicht durch, und statt der reinen, glatten Striche erhält
man zerfressen und unscharf aussehende Striche, die
vielfach durchbrochen sind, während bei zu dünn aus-

gefallenen Gründen das Durchfressen der Aetzüüssig-
keiten sich einstellen kann. Die beste Grundierung
ist die, wenn das rötliche Kupfer bzw. das Metall noch
etwas durch den Grund hindurchschimmert, weil der
syrische Asphalt als Hauptbestandteil eines jeden Aetz-
grundes selbst in ganz dünnen Schichten sehr säurefest
ist, wenn der Grund entsprechend zubereitet und laut
Vorschrift aufgetragen ist.
Bezüglich des Auftragens von irgendeinem hellen
oder weissen Anstrich oder Grund auf die schon vor-
grundierte aber gänzlich trockene Asphaltgrundschicht
ist die Sache ziemlich einfach zu erledigen, indem man
hierzu eine Mischung von 5 Teilen bestem Zinkweiss
und 1 — 2 Teilen bester Schlemmkreide benutzt, die vor-
erst einmal auf dem Farbstein gründlich mit dem Glas-
läufer durchgearbeitet werden müssen, und wenn keine
Körnchen mehr vorhanden sind, gibt man soviel Gummi-
lösung (von echtem arabischen Gummi) und Seifen-
w^asser (von venetianischer Seife genommen) dazu, dass
eine sahnen- oder syrupartige Mischung entsteht, die
sich auf die trockene Grundierung sehr leicht auf-
streichen lässt. Statt des Zinkweiss und der Schlemm-
kreide kann man vorteilüafterweise auch Bleiweiss, d. h.
Kremserweiss nehmen, welches sehr leicht eine volle
satte Deckung ergibt, auf welcher es sich recht gut
mit Bleistift skizzieren, oder vermittelst der Durchdruck-
papiere die Kopien nach durchsichtigen Pausen her-
gestellt werden können.
Der weisse Grund kann nach Belieben mit irgend-
einem gelben oder andersfarbigen Farbstoff gebrochen
werden, er kann auch durch sanftes Abwaschen ver-
mittelst Wasser und ungeleimter Watte wieder entfernt
und nachher frisch aufgetragen werden, ganz wie es
forderlich ist, denn es geht mit dem Asphaltgrund
keinerlei Verbindung ein.
Um das Aufträgen des weissen Farbengrundes auf
dem Asphaltgrunde für den Anfang zu erleichtern, soll
der letztere vorerst einmal einige Sekunden mit Spei-
chel und etwas Watte überrieben werden, wonach der
weisse Grund ohne Widerstand zu finden sich auf-
tragen lässt.
Die während der Radierens entstandenen Fehler
sind mit etwas Radiergrund ganz mager abzudecken
und dauert es gar nicht lange, um die Verbesserungen
nacharbeiten zu können.
Die weisse Grundierung entfernt man nach der
Fertigstellung der Radierung und kann alsdann das
Aetzen in der üblichen Weise statthnden. Vermittelst
eines Wattebausches und viel weichen Wassers kann
der weisse Grund beseitigt werden, worauf nach dem
Abtrocknen das Aetzen durchgeführt werden kann.
Einen eigentlichen weissen Aetzgrund kann ich
nicht als praktisch empfehlen, weil in diesem der beste
Hauptbestandteil, nämlich der echte syrische Asphalt,
zum Fehlen kommen müsste, denn gerade dieses vor-
zügliche Harz besitzt die denkbar besten Eigenschaften
gegen die Einwirkungen der verschiedenen Säuren,
und darauf kommt es bei allen Aetzungen doch am
meisten an.
Literaturanzeige.
Soeben erschien: Der Original-Holzschnitt. Eine
Einführung in sein Wesen und seine Technik
von Max Bucherer und Fritz Ehlotzky.
Mit einem handkolorierten Titelholzschnitt und
55 zum Teil farbigen Textbildern und Tafeln. Verlag
von Ernst Reinhardt, München 1914. Preis bro-
schier M. 5.—, gebunden M. 6.50, Liebhaberausgabe
in Halbpergament M. 10.—.
Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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