ABLAGERUNGSURSACHE
Die Nutzungsabläufe, die zur Ablagerung von Schichten / Fund-
stellen führten
ABLAGERUNGSART
Die physikalischen Kennzeichen einer Schicht/ Fundstelle
ASSEMBLAGENART
Der Prozeß der Vergesellschaftung der Funde in einer Ablagerung
ASSEMBLAGENIDENTIFIKATION
Die Merkmale der Vergesellschaftung der Funde in einer
Ablagerung
Abb. 11 Die Grundbegriffe einer archäologischen Taphonomie
trachtet und versucht, deren Entstehung zu erklären
(= Ablagerungsursache). In einem zweiten Schritt wird
die Qualität, die Quantität und die Vergesellschaftung
der Artefakte (Funde) in dieser Ablagerung untersucht,
um die Prozesse ihrer Depositionierung unter Berück-
sichtigung der dazugehörigen Ablagerungsart zu rekon-
struieren (= Assemblagenarten und Assemblagenidenti-
fikation) (Abb. 11).
Dieses Konzept geht von der folgenden Fragen-
sequenz aus: Woraus besteht das abgelagerte Schich-
tenmaterial? (= Ablagerungsart); welche Benutzungs-
abläufe führten zur Ablagerung des Schichtenmaterials ?
(= Ablagerungsursache); in welchem Zustand befanden
sich die Funde zum Zeitpunkt der Ablagerung? (= As-
semblagenidentifikation); unter welchen Umständen
sind die Funde in die Ablagerung gelangt? (= Assemb-
lagenart).
5.2. Die Ablagerungsursachen
Ein Gebäude durchläuft während seiner Benutzung ver-
schiedene Prozesse, die sich zum Teil zyklisch wieder-
holen können. Die wichtigsten Prozesse sind: Bautätig-
keit, Unterhaltung, Umbau, Nutzungspausen, Auflas-
sung, Zerstörung, Nachnutzung, Verfall (Abb. 12). Im
allgemeinen besteht die Auffassung, daß die archäologi-
schen Reste eines Gebäudes ausschließlich auf den
Moment seiner Zerstörung oder seines Verfalles zurück-
zuführen sind. Es ist jedoch hervorzuheben, daß archäo-
logische Ablagerungen nicht nur im Zuge dieser Stadien
im Nutzungsablauf eines Hauses, also am Ende seiner
Benutzung entstehen. Auch alle vorhergehenden Pro-
zesse können die Bildung von Ablagerungen bewirken.
Die Bautätigkeit führt zur Ablagerung von Bauschutt
innerhalb oder außerhalb der Räume. Beim Bau von
neuzeitlichen Lehmhäusern in Bderi (Syrien) konnte be-
obachtet werden, daß Bauschutt im Inneren eines Rau-
mes planiert wird und als Basis für den Fußboden dient.
Auch zusätzliche Aktivitäten während des Bauvorgan-
ges, z. B. die Einnahme von Mahlzeiten auf der Bau-
stelle, die Zubereitung von Tee über einer Feuerstelle
oder die Zurichtung von Baumaterial, können zu Mate-
rialablagerungen führen.
Während der Unterhaltung eines Gebäudes werden
die Innenräume meist von anfallendem Benutzungs-
abfall freigehalten (Murray 1980; Schiffer 1987, 59) 17).
Dies erfolgt meist durch regelmäßiges Kehren der Fuß-
böden. Kleinere Partikel von Abfall können aber auch
bei sorgfältiger Reinigung liegen bleiben. Dies kann eine
geringe doch konstante Ablagerung verursachen. Sol-
cher kleiner Abfall und «Mikroabfall» (s. Kap. 5.4.)
kann in das Fußbodenmaterial eines Raumes einge-
drückt werden, vor allem wenn es sich um Lehmböden
handelt (Sommer 1991, 97. 142 f.). Eine Ablagerung
von Mikroabfall in einem Fußboden ist - mit den
Methoden der «Mikromorphologie» (Matthews 1993;
Matthews - Postgate 1994) - getrennt zu analysieren,
da sie älter sein kann als Material, welches auf dem Fuß-
boden liegt und folglich zu einem älteren, möglicher-
weise funktional abweichenden Nutzungszustand des
Raumes gehören kann.
In Freiflächen, Höfen oder Gruben fallen während
der Unterhaltung eines Gebäudes oft erhebliche Ablage-
rungen an. Dafür können gelagertes Baumaterial oder
gelagerte Objekte verantwortlich sein, die für eine zu-
künftige Verwendung vorgesehen sind aber nicht be-
nutzt werden und allmählich in einem archäologischen
Ablagerungszustand übergehen (Abb. 13; vgl. Sommer
1991, 65 Abb. 5). Auch die absichtliche Ablagerung von
Abfall in einem Bereich des Hauses oder Hofes (sekun-
därer Abfall, s. Kap. 5.4.) und die allmähliche Auffül-
lung von Gruben sind in diesem Zusammenhang anzu-
führen. Gruben werden zwar in den seltensten Fällen ur-
sprünglich zur Abfalldeponierung angelegt, doch häufig
17) Für ein gegenteiliges Beispiel, die Mesakin, eine Untergruppe der
Nuba im Sudan, s. Hodder 1982c, 65.
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Die Nutzungsabläufe, die zur Ablagerung von Schichten / Fund-
stellen führten
ABLAGERUNGSART
Die physikalischen Kennzeichen einer Schicht/ Fundstelle
ASSEMBLAGENART
Der Prozeß der Vergesellschaftung der Funde in einer Ablagerung
ASSEMBLAGENIDENTIFIKATION
Die Merkmale der Vergesellschaftung der Funde in einer
Ablagerung
Abb. 11 Die Grundbegriffe einer archäologischen Taphonomie
trachtet und versucht, deren Entstehung zu erklären
(= Ablagerungsursache). In einem zweiten Schritt wird
die Qualität, die Quantität und die Vergesellschaftung
der Artefakte (Funde) in dieser Ablagerung untersucht,
um die Prozesse ihrer Depositionierung unter Berück-
sichtigung der dazugehörigen Ablagerungsart zu rekon-
struieren (= Assemblagenarten und Assemblagenidenti-
fikation) (Abb. 11).
Dieses Konzept geht von der folgenden Fragen-
sequenz aus: Woraus besteht das abgelagerte Schich-
tenmaterial? (= Ablagerungsart); welche Benutzungs-
abläufe führten zur Ablagerung des Schichtenmaterials ?
(= Ablagerungsursache); in welchem Zustand befanden
sich die Funde zum Zeitpunkt der Ablagerung? (= As-
semblagenidentifikation); unter welchen Umständen
sind die Funde in die Ablagerung gelangt? (= Assemb-
lagenart).
5.2. Die Ablagerungsursachen
Ein Gebäude durchläuft während seiner Benutzung ver-
schiedene Prozesse, die sich zum Teil zyklisch wieder-
holen können. Die wichtigsten Prozesse sind: Bautätig-
keit, Unterhaltung, Umbau, Nutzungspausen, Auflas-
sung, Zerstörung, Nachnutzung, Verfall (Abb. 12). Im
allgemeinen besteht die Auffassung, daß die archäologi-
schen Reste eines Gebäudes ausschließlich auf den
Moment seiner Zerstörung oder seines Verfalles zurück-
zuführen sind. Es ist jedoch hervorzuheben, daß archäo-
logische Ablagerungen nicht nur im Zuge dieser Stadien
im Nutzungsablauf eines Hauses, also am Ende seiner
Benutzung entstehen. Auch alle vorhergehenden Pro-
zesse können die Bildung von Ablagerungen bewirken.
Die Bautätigkeit führt zur Ablagerung von Bauschutt
innerhalb oder außerhalb der Räume. Beim Bau von
neuzeitlichen Lehmhäusern in Bderi (Syrien) konnte be-
obachtet werden, daß Bauschutt im Inneren eines Rau-
mes planiert wird und als Basis für den Fußboden dient.
Auch zusätzliche Aktivitäten während des Bauvorgan-
ges, z. B. die Einnahme von Mahlzeiten auf der Bau-
stelle, die Zubereitung von Tee über einer Feuerstelle
oder die Zurichtung von Baumaterial, können zu Mate-
rialablagerungen führen.
Während der Unterhaltung eines Gebäudes werden
die Innenräume meist von anfallendem Benutzungs-
abfall freigehalten (Murray 1980; Schiffer 1987, 59) 17).
Dies erfolgt meist durch regelmäßiges Kehren der Fuß-
böden. Kleinere Partikel von Abfall können aber auch
bei sorgfältiger Reinigung liegen bleiben. Dies kann eine
geringe doch konstante Ablagerung verursachen. Sol-
cher kleiner Abfall und «Mikroabfall» (s. Kap. 5.4.)
kann in das Fußbodenmaterial eines Raumes einge-
drückt werden, vor allem wenn es sich um Lehmböden
handelt (Sommer 1991, 97. 142 f.). Eine Ablagerung
von Mikroabfall in einem Fußboden ist - mit den
Methoden der «Mikromorphologie» (Matthews 1993;
Matthews - Postgate 1994) - getrennt zu analysieren,
da sie älter sein kann als Material, welches auf dem Fuß-
boden liegt und folglich zu einem älteren, möglicher-
weise funktional abweichenden Nutzungszustand des
Raumes gehören kann.
In Freiflächen, Höfen oder Gruben fallen während
der Unterhaltung eines Gebäudes oft erhebliche Ablage-
rungen an. Dafür können gelagertes Baumaterial oder
gelagerte Objekte verantwortlich sein, die für eine zu-
künftige Verwendung vorgesehen sind aber nicht be-
nutzt werden und allmählich in einem archäologischen
Ablagerungszustand übergehen (Abb. 13; vgl. Sommer
1991, 65 Abb. 5). Auch die absichtliche Ablagerung von
Abfall in einem Bereich des Hauses oder Hofes (sekun-
därer Abfall, s. Kap. 5.4.) und die allmähliche Auffül-
lung von Gruben sind in diesem Zusammenhang anzu-
führen. Gruben werden zwar in den seltensten Fällen ur-
sprünglich zur Abfalldeponierung angelegt, doch häufig
17) Für ein gegenteiliges Beispiel, die Mesakin, eine Untergruppe der
Nuba im Sudan, s. Hodder 1982c, 65.
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