Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzner, Peter
Haus und Haushalt: Wohnformen des dritten Jahrtausends vor Christus in Nordmesopotamien — Mainz am Rhein, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29472#0083

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kapitel 6. Ein spezifisches Konzept
für Haushaltsanalysen

Auf der Grundlage der oben dargelegten theoretischen
und methodischen Grundlagen lassen sich eine Reihe
von konkreten Dokumentations- und Auswertungstech-
niken zur Durchführung einer archäologischen Haus-
haltsanalyse formulieren:

6.1 Die diachronische Flächengrabung

In den meisten neueren Ausgrabungen hat sich aus
Gründen der Zeit- und Geldknappheit ein Grabungs-
system entwickelt, bei dem stratigraphische und flä-
chendeckende Untersuchungen getrennt werden. Es
wird meist an einer Stelle ein stratigraphisch orientierter
Stufen- oder Hangschnitt angelegt, der meist nur 2, 4
oder 5 m breit ist. Er dient zur Feststellung der Schich-
tenabfolge eines Hügels, erbringt aber keine zusammen-
hängenden Architekturpläne. In einer meist getrennt da-
von oder angrenzend angelegten Flächengrabung wird
die oberste Architekturschicht auf größerer Fläche frei-

gelegt. Es unterbleibt in der Mehrzahl der Fälle, ältere
Fußböden und Bauzustände auszugraben. Deshalb kann
die Entwicklung der Architektur im Bereich der Flä-
chengrabung nicht festgestellt werden 32).

Eine Haushaltsanalyse benötigt zwei Arten von Infor-
mationen über ein archäologisch ausgegrabenes Haus:

1) Die Ausdehnung des Hauses, um die Größe, Raum-
zahl und Raumanordnung festzustellen, und damit auf
die Größe und Zusammensetzung des Haushaltes und
seine Aktivitäten schließen zu können;

2) Die Kenntnis aller Veränderungen während der archi-
tektonischen Entwicklungsgeschichte des Hauses, um

32) Mit diesem Konzept wurde auch die Ausgrabung auf dem Tall
Bderi (Syrien), deren Wohnhäuser Gegenstand der Untersuchung die-
ser Arbeit sind, begonnen (vgl. Pfälzner 1988, 226 f.). Im Verlauf des
Projektes wurde aber durch H. Dohmann-Pfälzner das kombinierte
vertikale /horizontale Grabungskonzept entwickelt und auf die ur-
sprünglich als reiner Stufenschnitt geplante Grabungsstelle am Süd-
hang angewandt, während die als Flächengrabung eingerichtete Gra-
bungsstelle auf der Nordkuppe nach der Kampagne 1987 stillgelegt
wurde.

Abb. 20 Diachronische Flächengrabung eines Wohnhausbereiches
(Tall Bderi, Syrien, Kampagnen 1985-1990) (Aufn.: G. Mirsch)

57
 
Annotationen