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Pfälzner, Peter
Haus und Haushalt: Wohnformen des dritten Jahrtausends vor Christus in Nordmesopotamien — Mainz am Rhein, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.29472#0148

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Abb. 64 Räume mit Kreuzbögen in einem Haus der Schicht II auf dem

Tall Gassa al-Garbl

ihnen ein durchgehender Bogen aufgebaut werden
konnte, der sich darüber hinaus vollständig erhalten
hat, sind die Mauerzungen an der Ost- und Westwand
leicht versetzt zueinander angelegt (vgl. Bielinski 1991,
Fig. 2). Dies muß bedeuten, daß der Querbogen aus
zwei unabhängigen Halbbögen konstruiert ist, die je-
weils an die beiden Seiten des durchgehenden Längs-
bogens angelehnt sind.

Der daneben liegende Raum 6, der mit Raum 5 über
einen durch die Doppelmauer zwischen den beiden Räu-
men führenden Durchgang verbunden ist, besitzt eben-
falls vier Mauerzungen, die jeweils in der Mitte jeder
Seite liegen 76). Auch in diesem Fall liegen sich die beiden
Mauerzungen an der Nord- und Südwand genau gegen-
über, so daß von einem durchgehenden Binnenbogen
auszugehen ist. Die Mauerzungen an der Ost- und West-
mauer sind leicht gegeneinander versetzt, so daß auf ihnen
nur angelehnte Halbbögen aufgebaut gewesen sein kön-
nen. Der gut erhaltene Kreuzbogen in Raum 6 ist eben-
falls in Kraggewölbetechnik konstruiert (Bielinski 1991,
96). Der Raum ist mit einer Größe von ca. 4,0 x 4,2 m
fast quadratisch. Quadratische oder ungefähr quadrati-
sche Räume begünstigen die Anlage von Kreuzbögen,
während einfache oder doppelte Binnenbögen bevor-
zugt in längsrechteckigen Räumen angelegt werden.

Ein weiteres Haus - Gassa al-Garbl (Areal M-O,
Schicht 2) besitzt einen doppelten Kreuzbogen, der auf
zwei Paaren von Mauerzungen an den Längsseiten des
Raumes und einem Paar an der Schmalseite des Raumes
aufgebaut ist (Kolfnski 1996, 139, Abb. 2 und 3).

TALL ABÜ HAFÜR:

Im Haus 2 von Tall Abü Hafür ist die Konstruktion von
Binnenbögen durch den Nachweis eines Wölbungs-
ansatzes in Raum 20/11 nachgewiesen (s. o.). In dem
südlich angrenzenden Raum 13 (Schicht 3-4) desselben
Hauses (vgl. Taf. 37) liegen sich an den Längswänden je
zwei und an den Schmalwänden je eine Mauerzunge ge-
genüber (Kolinski - Lawecka 1992, Fig. 3. 4). Wie die
Photographien (ebenda Taf. 37a.b) erkennen lassen, ist
die Stirnseite zumindest einer Mauerzunge an der Nord-
westwand leicht nach innen geneigt. Dies weist auf
leicht vorkragend verlegte Ziegel in der Mauerzunge
hin. Folglich dürften die Mauerzungen in Raum 13
ebenfalls Binnenbögen getragen haben. Aus der Anord-
nung der sechs Mauerzungen lassen sich zwei Binnen-
bögen in der Querachse und ein Binnenbogen in der
Längsachse des Raumes rekonstruieren. Ob der Längs-
bogen tatsächlich von Schmalwand zu Schmalwand
reichte, ist allerdings bei der die Breite des Raumes er-
heblich überschreitenden Raumlänge von 4 m und we-
gen der beiden Querbögen fraglich. Möglicherweise war
von den beiden Mauerzungen an den Schmalseiten je-

76) Daß die Mauerzungen auf dem publizierten Plan (Bielinski
1991, Fig. 2) jeweils unterschiedlich weit in den Raum vorragen,
weist nicht auf unterschiedliche Konstruktionsarten der Mauerzun-
gen hin, sondern ist vom jeweiligen Niveau abhängig, auf dem die mit
größerer Höhe konstant weiter in den Raum vorkragenden Binnen-
bögen durch das Planum der Grabung geschnitten wurden.

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