Ein drittes Indiz ist die in den meisten Beispielen fest-
stellbare schrittweise Bebauung der betreffenden Berei-
che. In den Ursprungsplänen sind diese Bereiche als
große Freiflächen zu rekonstruieren (Taf. 50. 51. 53.
54). Sie werden im Lauf der Benutzung eines Hauses ab-
hängig vom jeweiligen Entwicklungszyklus des Haus-
haltes allmählich mit Räumen angefüllt (Taf. 50. 51 53.
54). Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn die Häuser
mit überdachten Zentralräumen konzipiert gewesen
wären.
Aus den genannten Gründen steht die Deutung der
«inneren», kieselgepflasterten Bereiche in den Häusern
von Tall Chuera als Höfe außer Zweifel.
TALL TÄYA:
Lebeau postuliert auf der Basis von Grundrißverglei-
chen mit den Häusern von Tall Meleblye auch für die
Häuser von Tall Täya einen «espace central» anstatt
eines Hofes (Lebeau et al. 1988, 8; Lebeau 1993, 109).
Eine genauere Untersuchung läßt sich nur am Beispiel
des Hauses S 1 in der Außenstadt von Tall Täya anstel-
len, da die anderen für einen Vergleich in Frage kom-
menden Häuser nicht ausgegraben, sondern nur ober-
flächlich kartiert wurden (vgl. Reade 1973, 156 ff.).
Das Haus S 1 ist von einer Gasse aus zugänglich und
besitzt einen Eingangskorridor (1) mit Entwässerungs-
rinne (Taf. 42; vgl. Reade 1971, 97, Fig. 3). Dies ist der
deutlichste Hinweis darauf, daß der hinter dem Korri-
dor anschließende Bereich ein Hof war. Er wurde auch
vom Ausgräber (ebenda 97) als solcher gedeutet. Der
ausgedehnte Bereich von 7,25 m Länge besitzt zudem
keine einheitliche, geradlinige Ostbegrenzung. An seiner
Ostseite schließen sich zwei halb in den Boden vertiefte
Kellerräume (5/6) und zwei vermutliche Sickergruben
(«cess-pits») mit einer nicht einheitlich ausgerichteten
Vorderfront an (Reade 1971, Pl. 28a.c). Der Hofbereich
erhält dadurch einen leicht L-förmigen Umriß und stellt
keinen regelmäßig begrenzten Raum dar. Außerdem
kann man davon ausgehen, daß die Keller und Sicker-
gruben spätere Einfügungen sind, weshalb der ur-
sprüngliche Hof mit einer erheblichen Ausdehnung
(7,75 x 7,25 m) zu rekonstruieren ist, die das Format
eines überdachten Raumes überschreitet.
Auf Grund dieser Überlegungen und der detaillierte-
ren Beobachtungen an den im Grundriß eng vergleich-
baren Häusern von Tall Melebiye (vgl. Lebeau et al.
1989, 7-9, Pl. 6-8) müssen auch die Häuser von Tall
Täya mit einem Hof rekonstruiert werden.
TALL HALÄWA A:
Die Ausgräber nehmen an, daß die als Höfe bezeich-
neten Bereiche in der vorderen Hälfte der Häuser von
Tall Haläwa A aus arbeitstechnischen Gründen (Rauch-
abzug, Beleuchtung) offen waren (Meyer 1989, 45).
Dies wird durch die Lokalisierung der tanänlr bestätigt:
Am Beispiel der Häuser 3-1 (Taf. 71) und 3-5 (Taf. 72)
finden sich die tanänlr jeweils ausschließlich in diesem
Hofbereich. In Haus 3-213-3 jedoch, in dessen ehe-
maligem Hof in der Phase 3b zwei mit Sicherheit über-
dachte Kernräume angelegt wurden (s. Kap. 13.15.),
sind die tanänlr nicht in diesem Bereich, sondern
in einem nördlich gelegenen Raum (B’) untergebracht
(Taf. 71).
Ein weiteres Argument gegen die Überdachung der
Hofbereiche ist deren Größe. Mit Ausmaßen von
7,5 x 5,5 m (Hof A in Haus 3-1) überschreiten sie er-
heblich die übliche Größe der Räume in den Häusern
von Tall Haläwa A (max. 4x4 m). Außerdem besitzen
die Höfe - wie am Beispiel der gut erhaltenen Häuser
3-1 und 3-4 (Taf. 72) sichtbar wird - keine einheitliche
Westmauer, da die beiden mit einer Doppelmauer anein-
andergesetzten, westlich an den Hof anschließenden
Räume strukturell unabhängig voneinander errichtet
wurden (vgl. Taf. 69). Die Westbegrenzung des Hofes
wird aus diesen beiden unverbundenen und im Beispiel
des Hauses 3-4 nicht exakt fluchtenden Ostmauern der
kleineren Räume gebildet und kann deshalb keine tra-
gende Funktion für ein eventuelles Dach des Hofes ge-
habt haben.
Schließlich spricht auch die Anlage großer, in den
Boden eingegrabener Vorratsgruben inmitten der Hof-
flächen der Häuser 3-1 und 3-4 zur Zeit der Bau-
phase 3a gegen die Annahme eines überdachten Rau-
mes.
Wie im Beispiel der Häuser von Tall Bderi schließt
die Anwesenheit eines Hofes im Baukonzept der Häuser
von Tall Haläwa A nicht aus, daß diese Bereiche im
Lauf der Benutzung eines Hauses auf Grund von funk-
tionalen Notwendigkeiten überdacht werden können.
Einen Hinweis darauf liefert das Haus 3-1. Im großen
Hof der Phase 3c wurden in der Phase 3 b zwei sich ge-
genüber liegende Mauervorsprünge jeweils in der Mitte
der Längsseite des Hofes errichtet (Meyer 1989, 40, Bei-
lage 8) 94). Sie könnten ein Auflager für eine (möglicher-
weise nur teilweise) Überdachung (z. B. der Nordhälfte)
des Hofes gebildet haben.
Auch in einem zweiten Beispiel ist die nachträgliche
Überdachung eines Hofes zu erkennen. Die ursprüng-
lich als großer Hof zu rekonstruierende vordere Haus-
hälfte des Hauses 3-213-3 wurde in der Bauphase 3b
im Zuge einer Unterteilung des Hauses durch die Einzie-
hung einer Doppelmauer in zwei überdachte Räume
umgewandelt (Taf. 71).
S4) Meyer (ebenda 40) geht davon aus, daß die Mauerstümpfe auf
eine nachträglich eingezogene, durchgehende Trennmauer im Hof zu-
rückgehen, deren mittlerer Teil zerstört worden sei.
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stellbare schrittweise Bebauung der betreffenden Berei-
che. In den Ursprungsplänen sind diese Bereiche als
große Freiflächen zu rekonstruieren (Taf. 50. 51. 53.
54). Sie werden im Lauf der Benutzung eines Hauses ab-
hängig vom jeweiligen Entwicklungszyklus des Haus-
haltes allmählich mit Räumen angefüllt (Taf. 50. 51 53.
54). Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn die Häuser
mit überdachten Zentralräumen konzipiert gewesen
wären.
Aus den genannten Gründen steht die Deutung der
«inneren», kieselgepflasterten Bereiche in den Häusern
von Tall Chuera als Höfe außer Zweifel.
TALL TÄYA:
Lebeau postuliert auf der Basis von Grundrißverglei-
chen mit den Häusern von Tall Meleblye auch für die
Häuser von Tall Täya einen «espace central» anstatt
eines Hofes (Lebeau et al. 1988, 8; Lebeau 1993, 109).
Eine genauere Untersuchung läßt sich nur am Beispiel
des Hauses S 1 in der Außenstadt von Tall Täya anstel-
len, da die anderen für einen Vergleich in Frage kom-
menden Häuser nicht ausgegraben, sondern nur ober-
flächlich kartiert wurden (vgl. Reade 1973, 156 ff.).
Das Haus S 1 ist von einer Gasse aus zugänglich und
besitzt einen Eingangskorridor (1) mit Entwässerungs-
rinne (Taf. 42; vgl. Reade 1971, 97, Fig. 3). Dies ist der
deutlichste Hinweis darauf, daß der hinter dem Korri-
dor anschließende Bereich ein Hof war. Er wurde auch
vom Ausgräber (ebenda 97) als solcher gedeutet. Der
ausgedehnte Bereich von 7,25 m Länge besitzt zudem
keine einheitliche, geradlinige Ostbegrenzung. An seiner
Ostseite schließen sich zwei halb in den Boden vertiefte
Kellerräume (5/6) und zwei vermutliche Sickergruben
(«cess-pits») mit einer nicht einheitlich ausgerichteten
Vorderfront an (Reade 1971, Pl. 28a.c). Der Hofbereich
erhält dadurch einen leicht L-förmigen Umriß und stellt
keinen regelmäßig begrenzten Raum dar. Außerdem
kann man davon ausgehen, daß die Keller und Sicker-
gruben spätere Einfügungen sind, weshalb der ur-
sprüngliche Hof mit einer erheblichen Ausdehnung
(7,75 x 7,25 m) zu rekonstruieren ist, die das Format
eines überdachten Raumes überschreitet.
Auf Grund dieser Überlegungen und der detaillierte-
ren Beobachtungen an den im Grundriß eng vergleich-
baren Häusern von Tall Melebiye (vgl. Lebeau et al.
1989, 7-9, Pl. 6-8) müssen auch die Häuser von Tall
Täya mit einem Hof rekonstruiert werden.
TALL HALÄWA A:
Die Ausgräber nehmen an, daß die als Höfe bezeich-
neten Bereiche in der vorderen Hälfte der Häuser von
Tall Haläwa A aus arbeitstechnischen Gründen (Rauch-
abzug, Beleuchtung) offen waren (Meyer 1989, 45).
Dies wird durch die Lokalisierung der tanänlr bestätigt:
Am Beispiel der Häuser 3-1 (Taf. 71) und 3-5 (Taf. 72)
finden sich die tanänlr jeweils ausschließlich in diesem
Hofbereich. In Haus 3-213-3 jedoch, in dessen ehe-
maligem Hof in der Phase 3b zwei mit Sicherheit über-
dachte Kernräume angelegt wurden (s. Kap. 13.15.),
sind die tanänlr nicht in diesem Bereich, sondern
in einem nördlich gelegenen Raum (B’) untergebracht
(Taf. 71).
Ein weiteres Argument gegen die Überdachung der
Hofbereiche ist deren Größe. Mit Ausmaßen von
7,5 x 5,5 m (Hof A in Haus 3-1) überschreiten sie er-
heblich die übliche Größe der Räume in den Häusern
von Tall Haläwa A (max. 4x4 m). Außerdem besitzen
die Höfe - wie am Beispiel der gut erhaltenen Häuser
3-1 und 3-4 (Taf. 72) sichtbar wird - keine einheitliche
Westmauer, da die beiden mit einer Doppelmauer anein-
andergesetzten, westlich an den Hof anschließenden
Räume strukturell unabhängig voneinander errichtet
wurden (vgl. Taf. 69). Die Westbegrenzung des Hofes
wird aus diesen beiden unverbundenen und im Beispiel
des Hauses 3-4 nicht exakt fluchtenden Ostmauern der
kleineren Räume gebildet und kann deshalb keine tra-
gende Funktion für ein eventuelles Dach des Hofes ge-
habt haben.
Schließlich spricht auch die Anlage großer, in den
Boden eingegrabener Vorratsgruben inmitten der Hof-
flächen der Häuser 3-1 und 3-4 zur Zeit der Bau-
phase 3a gegen die Annahme eines überdachten Rau-
mes.
Wie im Beispiel der Häuser von Tall Bderi schließt
die Anwesenheit eines Hofes im Baukonzept der Häuser
von Tall Haläwa A nicht aus, daß diese Bereiche im
Lauf der Benutzung eines Hauses auf Grund von funk-
tionalen Notwendigkeiten überdacht werden können.
Einen Hinweis darauf liefert das Haus 3-1. Im großen
Hof der Phase 3c wurden in der Phase 3 b zwei sich ge-
genüber liegende Mauervorsprünge jeweils in der Mitte
der Längsseite des Hofes errichtet (Meyer 1989, 40, Bei-
lage 8) 94). Sie könnten ein Auflager für eine (möglicher-
weise nur teilweise) Überdachung (z. B. der Nordhälfte)
des Hofes gebildet haben.
Auch in einem zweiten Beispiel ist die nachträgliche
Überdachung eines Hofes zu erkennen. Die ursprüng-
lich als großer Hof zu rekonstruierende vordere Haus-
hälfte des Hauses 3-213-3 wurde in der Bauphase 3b
im Zuge einer Unterteilung des Hauses durch die Einzie-
hung einer Doppelmauer in zwei überdachte Räume
umgewandelt (Taf. 71).
S4) Meyer (ebenda 40) geht davon aus, daß die Mauerstümpfe auf
eine nachträglich eingezogene, durchgehende Trennmauer im Hof zu-
rückgehen, deren mittlerer Teil zerstört worden sei.
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