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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0105

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Drittes Kapitel.

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Kreuzungen mit Perlen und Edelsteinen in goldener Fassung besetzt. Ein
noch glänzenderes Beispiel dieser Technik bietet das zweite Reliquiar. Eine
alte Tradition bezeichnet dasselbe als ein Geschenk, mit welchem Pabst
Eugen III. im Jahre 1147 das Kloster bedachte, doch scheint auch hier der
fränkische oder burgundische Ursprung ausser Frage zu liegen. Das sarko-
phagähnliche Kästchen ist mit einem förmlichen Netze von kleinen und
mannigfaltig geformten Zellen bedeckt, welche mit granatrothen, blauen
und grünen Gläsern ausgefüllt sind und durch Perlenreihen in grössere Ab-
theilungen gegliedert werden. Eine grosse Camee nimmt die Mitte der
Vorderseite ein, die wie alle Flächen des Kästchens und des Deckels mit
zahlreichen edlen und theilweise geschnittenen Steinen besetzt ist. Als die
Verfertiger dieses kostbaren Werkes werden inschriftlich zwei Künstler Undi ho
und Ello genannt.1)

Die Zeit der burgundischen Herrschaft schloss, bevor es diesem Volke
gelungen war eine selbständige Kunst zu schaffen. Es ist diess auch voll-
kommen begreiflich, wenn man die damaligen Zustände erwägt. Wie sehr
sich die Burgunder unter allen germanischen Stämmen durch Mässigung
und Bildsamkeit auszeichneten, so hat ihre Geschichte doch nur eine Reihe
von Kämpfen verzeichnet und selbst der Einsicht und Machtvollkommen-
heit besserer Regenten gelang es nicht zu verhindern, dass Brudermord und
Frevel aller Art ihren Thron befleckten. Das Alles aber musste die Ver-
wirrung und Muthlosigkeit zu einem solchen Grade steigern, der jedes
geistige und künstlerische Leben ausschloss. Es bedurfte einer festeren
Ordnung der Dinge und einer einheitlicheren Macht, damit langsam eine
Besserung und ein Fortschritt zu höheren Zielen sich vollzogen. Diese
Bedingungen hat die fränkische Herrschaft der Karolinger erfüllt. Wir
haben indessen, bevor wir uns dieser neuen Epoche zuwenden, eine Ent-
wickelungsgeschichte nachzuholen, deren Erledigung zum Verständnisse der
folgenden Leistungen unentbehrlich ist. 1

DRITTES KAPITEL.

DER URSPRUNG UND DIE ENTWICKELUNG DES
CHRISTLICHEN KIRCHENBAUES.

Zu Anfang des vierten Jahrhunderts schrieb Eusebius, der berühmte
Biograph Constantins des Grossen, in seiner Kirchengeschichte, die bisherigen

I) Teuderigus presbiter in honure (sic) Sei. Mauricii fieri jussit amen. Nordo-
alaus et Rihlindis ordenarunt fabricare. Undiho et Ello ficerunt. Aubert, a. a. O.
Seite 142. Abbildung auf Taf. XI.
 
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