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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 34.1912

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Nr. 1-2
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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Lesefrüchte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12745#0034

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LESEFRÙCHTE

als historische Urkunde ofïenbar im ganzen ablehnt nnd in ihnen eine Sammlung ein-
zelner Mythen érkennt (761 ff.). Ich glaube hinzusetzen zu dùrfen, dass unser Text ein
Auszug aus einer vollstândigeren, im Tempel von Edfu aufbewahrten Darstellung ist ;
der eine Mythus ist von Edfu bis Hierakonpolis lokalisiert und dorthin gehôrt ur-
sprùnglich Har Beliudet ; nach Edfu gehôren ebenfalls die Metallarbeiter (Masnitiu),
die aber eigentlich mit der ersten Kampfessage gar nichts zu tun haben, vielmehr
erst nach vollbrachtem Sieg eingreifen und dann ihrerseits vor allem in den Mittel-
âgyptischen Kâmpfen hervortraten, den selben Kâmpfen die erst wirklich sich gegen
Seth richten, nicht nur gegen die Feinde des Re. Bemerkenswert ist, wie in der uns
erhaltenen Fassung, die keinesfalls uber das spâtere neue Reich hinaufreicht, vielleicht
erst .dem ersten Jahrtausend v. Chr. angehôrt1, Unterâgypten, von seiner Ostgrenze
abgesehn, zurùck tritt.

Fur die Masnitiu scheint man bisher eine Stelle bei Diodor, I, 15, nicht herange-
zogen zu haben, die meiner Ansicht nach auch fur die ganze Auffassung vom Kampf des
Horus und Seth, soweit die Masnitiu an ihm teilnehmen wichtig ist : « Kaxaaxeudtuai 8s

xaî xîov aXXwv Sretôv xîov —pO£'.pY);jiviov vaobç ypozouç, wv sxâaxw xijxàç owcoveïjxat /.a'. xaxaaxr; a-at xoùç êirifis-
Xoj-tévo'Jî lepeïç. TtpoTifJt.âtffOat os 7;apà xtf) 'OaîptSi xoù xî| "iatSi xoùç xàç xÉ^vaç àvEopt'axovxaç ■?) [i.e0o§£'jovxâ<; xc
xwv Ypifj(r(fXtov 8io—eo sv xt| 0ï]êa'!'Ot ^aXxoupYEiwv eupeOsvxwv xaî ^puaetwv ÔTtXa xe xaxaax£'jàaaa6at, 8t' wv
xà 2f7)pt'a xxetvovxE? xaî xr,v y^v IpYaÇofxévou; (piXoTÎ^wç ££-r)jjt.£pco(7ac xf,v ^wpav, aYaXpiaxa xe xai ^poffoûs vaoùç

xaxatry.Euàffaffôai xwv srsjûv Sionrperaïç-. )> Also nicht Wafïensschmiede in erster Linie, sondern
kunstfertige Erzbildner, die aber auch Werkzeuge fertigen zur Abwehr wilder Thiere
und zur Bebauung der Erde, sind die yaXxoùpyot, die hier Osiris und Isis begleiten, die
man aber doch kaum von den Metallarbeitern des Horus trennen darf. Mag nun
Diodor uns hier etwas berichten, was dem vorausliegt, was der Text von Edfu be-
richtet, mag er auf Osiris und Isis ùbertragen haben, was ursprùnglich von Horus gilt,
mir scheint kaum zweifelhaft, dass der Horus, der aller Orten die Krokodile und Nil-
pferde, die typhonischen Thiere vernichtet und in seiner Begleitung die Metallarbeiter
hat, der Gott einer ùberlegenen, .oberàgyptischen Civilisation ist, der von Edfu-Hiera-
konpolis aus das nôrdliche Land der Kultur gewinnt, wie einst Herakles die Erde
von allen Ungeheuern reinigte.

Vielleich hângt damit auch die Besiegung des Seth bei Antâopolis, des Seth-An-
taios zusammen, eine Zusammenstellung, die sich Rôder nicht recht erklâren kann.
Antaios ist wie Seth der Vertreter der rohen, erdgeborenen Naturkraft, dann der
Barbaren ùberhaupt, dem Herakles-Horos als Vertreter der Kunst und Kultur im
geschulten Kampf entgegen tritt. Es lag also fur einen Griechen nicht so fern dièse
Gottheiten, die von Haus aus natùrlich gar nichts mit einander zu thun hatten, gleich
zu setzen.

Rôder hat auch den interessanten Sebichos-Text in London (Agypt. Zeitschrift,

Textes fur um so wahrscheinlicher, als Seth gerade in den Mythes d'Horus mehrfach mit Dâmonen des To-
tenbuchs und Imiduat gleiohgesetzt wird. Der Einfluss der Sagen vom Kampf des Sonnengottes in der Un-
terwelt auf den Text von Edfu ist greifbar.

1. Die Form in der wir die Fassung der Sage heute lesen ist natùrlich erst ptolemàisch.
 
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