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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 34.1912

DOI Heft:
Nr. 3-4
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Spiegelberg, Wilhelm: Koptische Miscellen, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12745#0174

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ssec. 9, Paris., 1447, Sccc. 10, Sabait. 1, ssec. 10; fur die zweite (deren Zeugenzahl viel
geringer ist) die codd. Paris. 1476, a. 890, Mosq. 216, ssec. 10. Dièse Reden stehen
offenbar im Zusammenhang mit der Perikope von dem verfluchten Feigenbaum, die
an dem Montag der Charwoche bis zum heutigen Tage in der griechischen Kirche
verlesen wird. Bis zu welcher Zeit dieser liturgische Gebrauch zurùckgeht, konnte
bislier nicht festgestellt werden. Auf dièse Frage wirft nun der lôyo; Serapions ein
unerwartetes Licht. Durch die Peregrinatio der (Silvia=) Aetheria erfahren wir, dass
die Tage der Charwoche in Jérusalem am Ausgange des 4. Jahrhunderts ' mit beson-
deren Lesungen und anderen kirchlichen Handlungen ausgezeichnet waren (ed. Geyer,
S. 84 ff.). Fur den Montag der Charwoche gibt sie keine bestimmte Evangelien-
pericope an (es heisst bei ihr nur : lectiones etiam aptae diei et loco leguntur) ; da sie
aber die Perikopen vom Dienstag bis zum Ostersonntag genau bezeichnet und dièse
z. T. aus Mt., 24, 5 ff. ; 26, 38 ff. stammen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass die
Perikope fur den Montag eben diejenige von dem Feigenbaum war, die der Xoyoç
Serapions behandelte, zumal dièse im unmittelbaren Anschluss an den Palmsonntag
mit den Worten : -pwV i\ l-avaya^wv eU x^v wôXw (Mt., 21, 18) beginnt. Dies wird
um so wahrscheinlicher, als wir von dem etwas jùngeren Zeitgenossen Serapions,
den Bischofe Amphilochios von Ikonion (+ nach 394) zwei als echt angesehene Reden
besitzen, von denen die eine auf den Mittwoch, die andere auf den Samstag der Char-
woche sich bezieht. Ist das aber richtig, so fùhrt uns der Xôyoc Serapions noch ùber die
Zeit der Pilgerfahrt der Aetheria hinauf bis gegen die Mitte des 4. Jahrhunderts. Zu-
gleich lehrt es uns, dass dieser liturgische Gebrauch damais nicht bloss in Jérusalem,
sondern auch in Aegypten bereits eingebùrgert war oder durch Serapion eingefiihrt
wurde. Dièse Lôsung der liturgischen Frage lege ich Ihnen mit der gebotenen Zurùck-
haltung vor. Ich wûrde es mit grôsserer Zuversicht tun, wenn das Ostrakon hôher
hinauf datiert werden konnte. Ihr Datierungsvorschlag lâsst auch die Hypothèse zu,
dass eine ursprunglich rein exegetische Homilie Serapions ùber den Feigenbaum erst
spâter in die Homilienreihe fûr die Charwoche aufgenommen, und dass erst bei dieser
Gelegenheit der Hinweis auf das Leiden des Herrn (iràOoç) hinzugefùgt wurde.

Die literâr-kritische Frage aber, die ich meine, ist folgende. Die oben erwâhnte
Rede des Johannes Chrysostomos auf den Feigenbaum steht unter seinen unechten Pre-
digten. Da nun auf der einen Seite in der ganzen griechischen Predigtlitteratur nur
2 Reden auf die Feigenbaum-Perikope vorhanden sind, von denen die eine unter
einem falschen Namen geht, auf der andern gerade Johannes Chrysostomos der Sam-
melname fur Predigten der verschiedensten Provenienz geworden ist, so lâsst sich mit
Grund die Frage aufwerfen, ob nicht die unechte Chrysostomos-Predigt ùber den
Feigenbaum eben der Xôyoç Serapions in seiner ursprùnglichen oder in einer ùberar-
beiteten Form ist. Dièse Frage kann ich wohl aufwerfen, nicht aber lôsen; demi der

1. Da K. Meister das Itinerarium jiingst (Rhein. Mus., 1909, S. 337 H.) in das 6. Jahrhundert verlegt und
bei einigen Gelehrten Zustimmung gefunden hat, so bemerke ich, dass die neue Datierung von J. De-
coninck (Revue biblique, 1910, S. 433-445), e.Weigand (Zur Datierung der Peregrinatio Aetheriae, Bys.
Ztschr., 20, 1911, S. 1-26) und besonders von A. Baumstakk (Das Alter der Peregrinatio Aetheriae, Oriens
christianus, Neue Série 1, 1911, S. 32-76) als unhaltbarerwiesen wurde.
 
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